Bottrop. 16 Jahre leitete Monika Budke den Kulturausschuss. Einiges hätte die CDU-Politikerin gerne noch bewegt. Sie sorgt sich um die Kultur nach Corona.

Als Ratsfrau konnte sie bereits im vergangenen Jahr Silberjubiläum feiern. Ebenso lange gehört Monika Budke dem Kulturausschuss an, dem sie 1999 zunächst als stellvertretende und dann seit 2004 als Vorsitzende ihren Stempel aufdrückte. Erst ein Jahr später wurde ihre Parteikollegin Angela Merkel Bundeskanzlerin. Monika Budke ist seit 2008 zudem zweite Bürgermeisterin. Dieses Ehrenamt übt die Christdemokratin weiter aus. Den Vorsitz im Kulturausschuss hat sie nach den Verlusten der Bottroper CDU bei der letzten Kommunalwahl abgeben müssen - schweren Herzens, wie sie im Gespräch mit WAZ-Redakteur Dirk Aschendorf sagt.

Wenn Sie wählen müssten: Welches der beiden Ämter würden Sie nehmen, welches macht Ihnen mehr Freude - Bürgermeisterin oder Kulturausschussvorsitzende?

Monika Budke: Wenn ich wählen müsste und könnte - tatsächlich das der Bürgermeisterin. Das bietet noch einmal breiteren Raum, sich für die Menschen einzusetzen. Allerdings ist man im Ausschuss dafür stärker in der aktiven Politik verankert.

Was waren wichtige Projekte in der Stadt in ihrer Kulturausschusszeit - und was die Herzensangelegenheiten?

Ob Sie es glauben oder nicht: Die Baumaßnahmen waren für mich immer auch Herzensangelegenheiten. Kultur braucht auch Räume und Stillstand ist da nie gut. Als meine Arbeit im Ausschuss anfing, war das Kulturzentrum im alten Gymnasium ganz neu. Und an der inneren und äußeren Erneuerung des Museums für Ur- und Ortsgeschichte, dem alten Heimatmuseum, haben wir schon seit 2007 gearbeitet. Das war übrigens eine echte Frauenarbeit, gemeinsam mit Cornelia Ruhkemper von der SPD, die damals Stellvertreterin war.

Das Museumszentrum Quadrat: Rechts oben die alte Bürgermeistervilla mit dem Museum für Ur- und Ortsgeschichte. In der Mitte die Bauteile der 70er und 80er Jahre. Unten links der Erweiterungsbau des Josef-Albers-Museums, der im kommenden Jahr fertiggestellt sein wird.
Das Museumszentrum Quadrat: Rechts oben die alte Bürgermeistervilla mit dem Museum für Ur- und Ortsgeschichte. In der Mitte die Bauteile der 70er und 80er Jahre. Unten links der Erweiterungsbau des Josef-Albers-Museums, der im kommenden Jahr fertiggestellt sein wird. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die großen Erweiterungen kamen aber erst später...

Ja, die langen Jahre zuvor waren auch Zeiten der Einsparungen, vor allem im Kulturbereich. Die Stadtteilbibliotheken wurden aufgegeben, die Zuschüsse der Musikschule sollte um 60.000 Euro sinken; das haben wir zum Glück verhindert, sonst wäre diese wichtige Einrichtung sicher kaputtgegangen. Bei der Bibliothek haben wir die Zentrale gestärkt, ohne die Arbeit in den Stadtteilen aber ganz aufzugeben. Dafür stehen jetzt, auch mit Hilfe Dritter, die Erweiterung des Museums Quadrat und des Kulturzentrums kurz vor dem Abschluss, zwei Meilensteine für Kunst und Kultur in Bottrop, wenn auch ganz unterschiedlicher Art.

Welche Kulturprojekte hätten Sie gerne noch in Angriff genommen oder mit verwirklicht?

Es fehlt meiner Meinung nach immer noch ein wirklicher Veranstaltungs- oder Theatersaal. Die JAG-Aula ist ein Theaterprovisorium, der alte Saalbau war zu groß und technisch auch nicht wirklich gut. Da bringt das erweiterte Kulturzentrum kaum Entlastung, höchstens das neue Forum als Raum für die Bildende Kunst. Dafür ist aber das „junge museum“, das ich sehr wichtig fand, als eigener Ort verschwunden.

Kann man doch nicht alles haben?

Sicher nicht, und nicht auf einmal. Ich denke auch zum Beispiel auch ans Stadtarchiv. Das ist einmal kommunale Pflichtaufgabe, aber es wird darüber hinaus sehr gute Arbeit geleistet, die man hinter dieser unscheinbaren alten Schultür gar nicht vermutet. So führt es ein Schattendasein. Das Archiv müsste räumlich und personell gestärkt werden.

Welche Bedeutung hat Kultur für Sie persönlich?

Kultur ist selbstverständlich Teil des Lebens in allen Facetten. Kunst, Musik, Literatur, Theater: Dies alles gehört zur Entwicklung des Menschen - und um das möglichst von Kindheit an zu ermöglichen, ist auch Kulturpolitik da. Dies auch hier zu fördern, war mit immer wichtig. Ich denke da auch an den Kulturförderpreis, den wir 2012 erstmals verleihen konnten.

Zurzeit ist da wenig möglich...

Ja, Corona hängt über allem. Sorgen mache ich mit vor allem um die Freie Szene. Dies alles nach der Pandemie wieder einzufangen oder eventuell sogar wieder zu beleben, das wird für uns alle eine wichtige Aufgabe sein. Wir können und dürfen unsere Künstlerinnen und Künstler da nicht alleine lassen.

Der „Eigener Dom“: Die denkmalgeschützte Liebfrauenkirche gehört zu den kulturellen Lieblingsorten von Monika Budke, für deren Erhalt sie sich unbedingt einsetzt.
Der „Eigener Dom“: Die denkmalgeschützte Liebfrauenkirche gehört zu den kulturellen Lieblingsorten von Monika Budke, für deren Erhalt sie sich unbedingt einsetzt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Was ist Ihr kultureller Lieblingsort in Bottrop?

Vielleicht sind es drei Orte. Das Museum Quadrat liebe ich architektonisch und vor allem inhaltlich, die Ausstellung „Der junge Josef Albers“ ist mir immer noch sehr präsent. Die Halde Haniel mit dem Amphitheater und den Ibarrola-Stelen ist für mich fast ein magischer Ort, daher hängen auch seit einiger Zeit zwei Fotoarbeiten von Angelika Schilling in meinem Büro im Rathaus. Und architektonisch gehört der Eigener Dom, die Liebfrauenkirche, dazu. Das ist eine unserer Landmarken, ein Zeigefinger Bottrops, ein Bau, der innen und außen strahlt. Mit der großen Seifert-Orgel muss dieser Bau unbedingt erhalten werden, als Gottesdienststätte und als Konzertort. Das sage ich als evangelische Christin, die aber durch die angeheiratete Familie dort auch religiös verwurzelt ist.

Wie feiern Sie in diesem Jahr Weihnachten?

Sehr besinnlich, im Kreis der engsten Familie, gemäß der Corona-Schutzmaßnahmen. Dass wir da bei drei Kindern und drei Enkeln als Familienmenschen nicht so feiern können wie in normalen Jahren, liegt auf der Hand. Leider. Vor allem, weil meine Tochter mit Familie gerade aus Düsseldorf wieder nach Bottrop gezogen ist.