Bottrop. Die Preise für Gas in Bottrop könnten „drastisch“ steigen, warnen Energieversorger. Die Versorgung ist gesichert, aber es drohen Einschränkungen.

Die Energieversorger Emscher Lippe Energie (Ele) und Uniper bereiten sich und ihre vor allem industriellen Kunden gerade auf ein drohendes Szenario vor, falls abrupt die Gasversorgung aus Russland gekappt werden sollte – ob als Embargo oder als Folge eines Lieferstopps Russlands. Auswirkungen würden auch in Bottrop spürbar sein, erklärten Vertreter beider Unternehmen gegenüber der WAZ.

Vorab zunächst die Nachricht für alle privaten Verbraucher: Laut Ele und Uniper ist die Versorgung mit Gas und Strom in den nächsten Wochen und Monaten in Bottrop erst einmal gesichert, auch wenn es nach dem Notfallplan zu Netz-Einschränkungen kommen würde.

Was aber nicht heiße, so Boris Pateisky, Geschäftsführer der Ele Verteilnetz GmbH, dass man sorglos sein könne. Im Gegenteil: Die Ele und auch Uniper, so Stefan Bünte, Prokurist bei Uniper, kümmern sich derzeit intensiv gemeinsam um Wege aus der Krise. Zum Hintergrund: Uniper kauft das Gas, die Ele verteilt es.

Bottrop bezieht Gas aus den Niederlanden – trotzdem drohen Einschränkungen

Etwa 30.000 Ele-Gaskunden gibt es in Bottrop, darunter 26 Industrie- und Gewerbekunden. Von denen wären 20 Unternehmen – Großabnehmer – betroffen, falls ein Notfallplan mit Gasreduzierungen oder -abschaltungen in Kraft treten würde. Im gesamten Netz der Ele in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck gibt es 125 Industrie- und Gewerbekunden.

Während in Gladbeck und Bottrop holländisches Gas vertrieben wird, ist es in Gelsenkirchen russisches. „Was aber, falls der Notfallplan in Kraft treten würde, Bottrop und andere Regionen, die mit Gas aus den Niederlanden versorgt werden, nicht von Einschränkungen ausnehmen würde“, sagt Bünte.

Ele und Uniper stehen in Gesprächen mit Bottroper Unternehmen

Uniper und die Ele stünden, so die Manager, bereits intensiv mit den Unternehmen in Gesprächen, nehmen deren Sorgen und Wünsche wahr, etwa, dass bestimmte Produktionen in einer Grundlast gefahren werden müssten, um nicht zerstört zu werden. Grundsätzlich stoße man aber durchaus auf Verständnis für mögliche drastische Maßnahmen, denn „letztlich müssen wir die Dinge umsetzen, die uns vorgegeben werden“, so Pateisky.

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Abzuwägen gelte es dabei aber auch, dass manche Unternehmen, so die beiden Gasversorger, nicht nur Gasverbraucher seien, sondern Vorprodukte oder Produkte herstellen, die unersetzlich für andere Produktionsabläufe oder für den Wirtschaftskreislauf seien. Letztlich stünden natürlich auch viele Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Ele und Uniper warnen vor „drastisch“ steigenden Gas- und Strompreisen

Beide betonen, dass die anderen, aber „geschützten“ Industrie- und Gewerbekunden nicht von ersten drastischen Einschnitten betroffen wären. Auch alle anderen Firmen oder Handwerksbetriebe würden als „geschützt“ gelten und zunächst weiter beliefert. Ele-Geschäftsführer Bernd-Josef Brunsbach sagt, dass der Gasbezug aus Russland bereits „deutlich zurückgegangen“ sei. Er warnte insgesamt vor „drastisch“ steigenden Preisen für Gas und Strom.

Uniper hat bereits für das Kohlekraftwerk Scholven, das nun aus system-relevanten Gründen vermutlich länger am Netz bleibt (die drei verbliebenen Blöcke sollten stufenweise bis Mitte 2023 auslaufen) neue Verträge ausgehandelt. Ab Ende 2022 wird dort keine russische Kohle mehr verstromt, sondern Kohle aus Südafrika und Australien.