Bottrop. Der Bund der Steuerzahler hat die Müllgebühren in NRW verglichen. Danach zahlen Bottroper Haushalte mehr als der Durchschnitt. Woran das liegt.

Die Familien in Bottrop müssen für die Müllabfuhr weniger bezahlen als die Bewohnerinnen und Bewohner in Metropolen wie Köln, Düsseldorf oder Essen. Denn nach aktuellen Berechnungen des Bundes der Steuerzahler fallen für einen Musterhaushalt in Bottrop bei wöchentlicher Leerung der Restmülltonne im Jahr Gebühren von 356,25 Euro an. In der Nachbarstadt Essen zahlt der Musterhaushalt dagegen 418,80 Euro, in Düsseldorf 436,80 Euro und in Köln 503,24 Euro. In Gelsenkirchen dagegen ist die Müllabfuhr bei Kosten von 287,15 Euro weitaus günstiger, und auch im Vergleich zu vielen anderen Städten in NRW zahlen die Bottroperinnen und Bottroper höhere Abfallgebühren.

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Der Bund der Steuerzahlerbund hält zwar fest, dass die Müllgebühren für die meisten privaten Haushalte in NRW auf hohem Niveau nahezu unverändert blieben, seine Untersuchung zeigt aber auch, dass der Musterhaushalt am meisten bezahlen muss, der seine Restmülltonne wöchentlich leeren lässt. Im Landesdurchschnitt liegen die Gebühren dann bei rund 382 Euro im Jahr. Die Bottroper Kosten liegen damit etwas unter den durchschnittlichen Gebühren. Die 14-tägliche Müllabfuhr kostet nach den Berechnungen im NRW-Durchschnitt aber nur 278 Euro jährlich: also fast 80 Euro weniger als in Bottrop. Die vierwöchentliche Abfuhr kostet im Schnitt sogar nur 214 Euro im Jahr.

Viele Städte setzen auf eine vierzehntägliche Müllabfuhr

http://Gelbe_Tonne_in_Bottrop-_Was_mit_den_Inhalt_passiert{esc#235070973}[newsBei seinen Berechnungen ging der Bund der Steuerzahler jeweils von einem Musterhaushalt von vier Personen aus, die eine 120-Liter-Restmülltonne und eine 120-Liter-Biotonne leeren lassen. Danach gehört Bottrop zu den Ausnahmestädten in NRW. So listet der Bund der Steuerzahler insgesamt nur acht Städte auf, die eine wöchentliche Müllabfuhr vorsehen. Die anderen NRW-Städte setzen auf eine vierzehntägliche oder sogar vierwöchentliche Müllabfuhr. Auch die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) prüfe regelmäßig, ob nicht auch in Bottrop andere Abfuhrrhythmen in Frage kommen können, erklärt Sprecher Jannik Hohmann. Aber: „Bisher haben wir uns gegen eine zum Beispiel zweiwöchentliche Abfuhr der grauen Tonne entschieden“, teilte er mit.

Es sei längst nicht sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger bei einer solchen Umstellung auch sparen würden. Denn die Menge des zu entsorgenden Abfalls bleibe bei einer lediglich zweiwöchentlichen Abfuhr ja gleich. Den weit überwiegenden Anteil der Gebühren machten die Entsorgungskosten aus, die sich bei gleichbleibender Abfallmenge nicht ändern würden, erklärt er. „Daher würde eine zweiwöchentliche Abfuhr zum Beispiel nicht zu einer Halbierung der Gebühren führen“, betont der Best-Sprecher. Das mache auch die Einsparung bei den Fahrtkosten nicht möglich.

Best: Umstellung auf eine andere Abfuhr dauert zwei Jahre

Eine Umstellung auf einen anderen Abfuhrrhythmus brauche eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren, macht Yannik Hohmann klar. Die Bürgerinnen und Bürger müssten ja Lösungen finden, wie sie ihre Abfälle länger als bisher lagern. Dazu brauchten sie womöglich auch größere Mülltonnen und neue Standplätze. „Insgesamt stehen Aufwand und Ertrag einer Umstellung des Abfuhrrhythmus derzeit in keinem angemessenen Verhältnis. Dennoch überprüfen wir regelmäßig, ob sich an dieser Situation etwas ändert“, lässt der Best-Sprecher wissen.

​Auch die Kosten für die Leerung der Biotonnen spielt im Vergleich des Bundes der Steuerzahler eine Rolle. In Bottrop kostet die braune 120-Liter-Tonne 67,13 Euro.
​Auch die Kosten für die Leerung der Biotonnen spielt im Vergleich des Bundes der Steuerzahler eine Rolle. In Bottrop kostet die braune 120-Liter-Tonne 67,13 Euro. © o.H

Die Bottroper Entsorger gehen davon aus, dass in Bottrop pro Person bis zu 15 Liter Restmüll in der Woche anfallen. Das sei eigens für Bottrop analysiert worden, heißt es bei der Best. Die Mindestmenge pro Kopf könne sich durchaus sehr stark von Stadt zu Stadt unterscheiden, räumt der Best-Sprecher ein. Es richte sich immer nach den Entsorgungsmöglichkeiten, der Aufteilung des Stadtgebietes und auch der sozialen Zusammensetzung und Verteilung der Bürgerinnen und Bürger innerhalb des jeweiligen Stadtgebietes. Die Auflistung des Steuerzahlerbundes zeigt, dass auch etliche Ruhrgebietsstädte inzwischen nur mit einer Mindestmüllmenge von zehn Litern pro Person rechnen: etwa Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim, Oberhausen oder Witten. Auch in Herne ist die Mindestrestmüllmenge mit zwölf Litern pro Kopf geringer als in Bottrop.

Kleinere Abfalltonnen und geringere Mindestrestmüllmengen

Der Musterhaushalt des Bundes der Steuerzahler mit seinen vier Personen kommt in Bottrop daher auch mit einer 60-Liter-Restmülltonne aus. Das ist auch das kleinste Müllgefäß, das die Best anbietet. Zwei-Personen-Hauhalte, die so eine Tonne gar nicht brauchen, müssen sie dennoch nehmen. Andere Städte wie Essen bieten in solchen Fällen auch 40-Liter-Behälter an. Nur eine Person mehr im Haus führt in Bottrop auch dazu, dass anders als in den Städten mit den geringeren Mindestmengen die 60-Liter-Mülltonne zu klein wird, und der Umstieg gleich auf eine 120-Liter-Tonne nötig wird. Das kostet statt 144,56 Euro gleich das Doppelte, nämlich 289,12 Euro. In einer 80-Liter-Mülltonne, die fast alle anderen Städte mit wöchentlichen Müllabfuhren anbieten, wären für die berechneten 75 Liter an Abfällen der fünf Bottroper dagegen genug Platz. Die Best aber sieht keinen Bedarf für Tonnen in dieser Größe. In Gelsenkirchen kosten sie 171,75 Euro – immerhin 118,37 Euro weniger als die 120-Liter-Tonne in Bottrop.