Bottrop/Oberhausen. Nach den demolierten Ibarrola-Stelen im Frühjahr zerstören Unbekannte nun auch wiederholt Teile des Kreuzwegs. Kunstwerke wurden auch entwendet.
Zum wiederholten Mal sind jetzt Stationen des Kreuzwegs auf der Halde Haniel an der Stadtgrenze von Oberhausen und Bottrop zerstört oder gestohlen worden. Mitte Mai sei bereits die erste Kupfertafel entwendet worden, so Hermann-Josef Schepers von Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde e.V.“. Nun sind zwei weitere der originalen Kupfertafeln, die Bergleute Anfang der 90er Jahre nach Vorlagen der bekannten Künstlerin und Ordensfrau Tisa von der Schulenburg geätzt haben, Dieben zum Opfer gefallen. Der Vandalismus trifft nicht nur die Kunstwerke, sondern auch die Gefühle vieler Menschen.
Der Oberhausener Tobias Szczepanski hatte kurz vor dem Wochenende Alarm geschlagen. Bei einem seiner regelmäßigen Haldenspaziergänge war dem Vorsitzenden der evangelischen Arbeitnehmer Bewegung im benachbarten Oberhausen-Schmachtendorf der neue Vandalismus aufgefallen. Hermann-Josef Schepers hat sofort seinen Urlaub im Sauerland unterbrochen und war bereits am Sonntag und Montagmorgen auf der Halde. Dort seien dann die Schrauben an den letzten Stationen fest verschweißt worden, um so die Bildstöcke besser zu schützen. „Wenn man nun an die Kupfertafeln will, die immerhin schon acht Kilo wiegen, muss man schon die ganze Station mitnehmen oder eben zerhacken“, so Schepers, der immer noch hörbar entsetzt ist über so viel Barbarei.
Die Halde: neben dem Freizeitwert auch ein spiritueller Ort
Montagmorgen hatte er sogar eine Familie aus Belgien an dem Kreuzweg getroffen. Der Vater habe den Kindern übersetzt, was dort passiert sei. Die Familie sei fassungslos gewesen, berichtet Schepers weiter. Umso mehr gilt das natürlich für Menschen der Region. Denn es sind keineswegs mehr nur Katholiken, die den „heiligen Berg“ zwischen Bottrop und Oberhausen als spirituellen Ort betrachten, zu dem die Halde neben ihrem Freizeitwert zweifellos geworden ist. Bei der ersten Station ist die Darstellung bereits durch eine Fotofolie in Kunststoff ersetzt worden. Bei den zwei weiteren Stationen werde man ebenfalls auf diese Art von Kopien zurückgreifen, was durch das Instandhaltungsbudget des Vereins ermöglicht werde, so Hermann-Josef Schepers. Dankbar ist er über die gute und spontane Zusammenarbeit mit Firmen, die die Arbeiten durchführen. „Alle aus der Nachbarschaft, nur wenige Kilometer entfernt von der Halde“, betont Schepers.
Zum Wochenauftakt hat das Stadtdekanat Oberhausen auch offiziell reagiert und seine Bestürzung über den dreisten Vandalismus bekundet. Der Vorsitzende des Oberhausener Katholikenrates, Thomas Gäng sagt: „Wir sind betroffen, traurig und sehr verärgert, dass es augenscheinlich Menschen gibt, die keinerlei Respekt vor religiösen Symbolen und den Gefühlen gläubiger Menschen haben.“
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Die insgesamt 15 Stationen bestehen jeweils aus einem Förderturmmodell mit Kupferplatte und einem Arbeitsgerät aus dem Bergbau. Auszubildende des ehemaligen Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop haben sie in das stilisierte Doppelbockgerüst der benachbarten Schachtanlage Franz Haniel eingearbeitet. Den Abschluss des Weges bildet ein großes Kreuz aus Spurlatten auf dem Haldenplateau.
Dass Vandalismus aber nicht nur den Kreuzweg betrifft, zeigte die Zerstörung der bekannten Stelen des Künstlers Agostin Ibarrola im März. auch dort waren größere Instandsetzungsarbeiten nötig gewesen.
Der Kreuzweg - der Verein
Seit 1995 findet am Karfreitag die große Kreuzwegprozession statt. Der damalige Bischof von Essen, Hubert Luthe, hatte die Tradition ins Leben gerufen, die seine Nachfolger seither fortsetzen.
Seit dem Ende des Steinkohlebergbaus und der Stilllegung der Zeche Prosper Haniel 2018 kümmert sich der damals neu gegründete Verein „Karfeitagskreuzweg auf der Halde e.V.“ um Pflege und Instandhaltung des Kreuzwegs und die Durchführung der Prozession.