Bottrop/Oberhausen. Fünf Totems sind auf der Halde Haniel abgesägt und den Hang hinuntergeworfen worden. Das Kunstwerk ist schwer beschädigt, die Empörung ist groß.
- Unbekannte haben fünf Totems auf der Halde Haniel abgesägt
- Die Installation stammt von dem baskischen Künstler Agustín Ibarrola
- Der Schaden wird auf über 100.000 Euro geschätzt
Sie sind ein Wahrzeichen Bottrops, das nun – in Teilen – mutwillig zerstört worden ist: Unbekannte haben fünf Totems auf der Halde Haniel abgesägt. Auf 42 Zementsockeln reihten sich 102 dieser hölzernen Stelen auf Bottrops höchster Halde. Nun sind es nur noch 97, fünf Stück von zwei Sockeln liegen abgesägt ein Stück den Abhang hinunter.
Die Totems wurden im Rahmen der Ruhr-Triennale vom baskischen Maler und Bildhauer Agustín Ibarrola entworfen. Er gestaltete sie aus über 100 Eisenbahnschwellen; nachdem sie 2007 neu aufbereitet worden waren, fanden sie ihren Platz auf der Anhöhe – zunächst waren sie näher an der Arena aufgestellt gewesen.
Totems auf Halde Haniel abgesägt: „Eine Katastrophe“
„Das ist nur scheiße“, sagt Guido Hofmann als erste Reaktion, als er im Urlaub am Sonntagnachmittag durch die WAZ von dem Vandalismus erfährt. Der Kirchhellener Bildhauer kümmert sich seit Jahren um die Pflege der Totems, hat das Werk seines früheren Lehrmeistern Ibarrola restauriert und neu gestrichen. „Jeden Tag gibt es morgens eine Kontrollfahrt, nur sonntags nicht“, sagt Hofmann.
- Lesen Sie hier:Neue Hinweise zur möglichen Tatzeit – Polizei sucht Zeugen
Es sei das erste Mal, das das international bekannte Kunstwerk in diesem Maß beschädigt worden ist. In der Vergangenheit war schon einmal ein Totem abgebrochen, vermutlich, weil jemand versucht hat, darauf zu klettern. Dass nun aber jemand mutwillig Hand angelegt hat, vermutlich eine Kettensäge auf die Halde geschleppt hat, um die früheren Eisenbahnschwellen zu durchsägen – „eine Katastrophe. Wer kommt auf so eine Idee?“
Kirchhellener Künstler: „Kunstwerk ist für mich wie ein siebtes Kind“
Für ihn sei das Kunstwerk „wie ein siebtes Kind“. Agustín Ibarrola gehöre zu seiner Familie, er selbst zu der des baskischen Bildhauers. Noch hat Hofmann-Flick den 91-Jährigen, dessen Frau vor Kurzem gestorben ist, nicht über den Vandalismus informiert. „Für ihn ist es eines seiner wichtigsten Werke, er findet die Synergie so gut, er hat eine Vision von der Installation.“
Am Sonntagnachmittag hat Hofmann, der erst am späten Sonntagabend aus dem Urlaub zurückkommt, organisiert, dass seine Mitarbeiter die Totems sichern und abholen, sein Sohn kümmert sich um die Anzeige bei der Polizei, die am späten Nachmittag den Schaden gesichtet hat und bis zum Abend noch keine näheren Infos zum Tatzeitpunkt oder dem Werkzeug geben konnte.
Abgesägte Totems auf Halde Haniel: Schaden bei über 100.000 Euro
Am nächsten Morgen wird sich der Kirchhellener Künstler sofort an die Arbeit machen und versuchen, das Kunstwerk wiederherzustellen, die Totems wieder zusammenzusetzen. „Aber eigentlich ist das irreparabel.“ Weil die Stelen nicht unten, sondern im unteren Drittel abgesägt worden sind, werde der Schaden an der hölzernen Seite immer sichtbar bleiben, die Restaurierung sei schwierig. „Das ist eine tiefe Enttäuschung.“
Auch beim Regionalverband Ruhr (RVR), der für die Halde Haniel zuständig ist, ist das Entsetzen groß. Auf mehr als 100.000 Euro beziffert Referatsleiterin Susanne Brambora-Schulz den Schaden. „Das ist unfassbar.“ Auch der RVR werde Anzeige erstatten. Stadtsprecher Andreas Pläsken ist ebenfalls betroffen: „Wie kann jemand auf die hirnrissige Idee kommen, die Holzstäbe abzusägen? Da fasst man sich an den Kopf.“ Immer mal wieder gebe es Vorfälle rund um die Arena, illegale Feuer, die den Beton angriffen. „Auf den Halden gibt es nachts kaum soziale Kontrolle. Da ist niemand.“
* In einer früheren Version war von vier Totems die Rede. Nun hat der RVR bestätigt, dass fünf Totems abgesägt worden sind.
Das Kunstwerk der Totems
„Agustín Ibarrola sagte immer, die Totems sprechen zu einem, sie geben dem Betrachter ein Gefühl mit“, erzählte Guido Hofmann, als er 2016 das Werk seines ehemaligen Lehrmeisters restaurierte. In akribischer Fleißarbeit hat der Kirchhellener Bildhauer damals den Holzstelen neuen Glanz verliehen, Risse ausgebessert, sie neu gestrichen.
Der baskische Künstler Augustín Ibarrola hatte die Installation 2002 geschaffen, mehr als 100 ausgediente Eisenbahnschwellen mit Säge und Farbe bearbeitet und senkrecht in den Boden eingelassen. Fünf Jahre später ist das Werk, das auch als „Windkamm“ bezeichnet wird, von Hofmann aufgearbeitet und umgesetzt worden und steht nun oben auf der sichelförmigen Anhöhe.