Bottrop. Die Waldbrandgefahr in Bottrop ist hoch und wächst weiter. Welche Flächen besonders betroffen sind - und was Brände verhindern kann.

Ja, es hat geregnet. Doch das hilft vielen Fischen nicht mehr, die in versiegten Bächen verendet sind. Und die Waldbrandgefahr ist zwar gesunken, wird aber in den nächsten Tagen wieder steigen, warnen Förster und Feuerwehr. Einen Warnschuss gab es schon am Dienstag: Ein Funkenflug entzündete einen Vegetationsbrand am Kletterpoth. Einsatzkräfte der Feuerwehr Bottrop und der Ortswehren Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen waren im Einsatz. Und die Feuerwehr bereitet sich vor für weitere Brandeinsätze.

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Laut Statistik des Deutschen Wetterdienstes stand der Index für Waldbrandgefahr in Bottrop am Mittwoch bei Stufe vier - die zweithöchste Alarmstufe. Nicht nur die Wärme ist ein Risikofaktor, auch aufkommende Winde beschleunigen den Brandprozess. Das größte Problem sei aber etwas ganz anderes, sagt Carla Paul, Sprecherin des Regionalverbandes Ruhr (RVR): die Fahrlässigkeit der Menschen. „Die stehen besonders in der Pflicht, Rücksicht auf die Natur zu nehmen.“.

Die bei Ausflüglern beliebte Kirchheller Heide weist bereits einigen gefährdete Stellen auf: „Die Kirchheller Heide ist auch betroffen - wir hatten zu wenig Niederschläge. Nicht nur die Bäume sind ausgetrocknet, auch die Gräser und Pflanzen sind zu trocken. Ein kleiner Funkenflug und eine angestrahlte Scherbe auf dem Boden kann schon ausreichen, um in Sekundenschnelle einen Waldbrand auszulösen. Wir sind auf die Rücksicht der Menschen angewiesen.“, so Paul.

Das müssen Waldbesucher tun, um Brände zu vermeiden

Nach dem Regen vom Donnerstag wird die Waldbrandgefahr in der Kirchheller Heide schnell wieder steigen, warnt der RVR.
Nach dem Regen vom Donnerstag wird die Waldbrandgefahr in der Kirchheller Heide schnell wieder steigen, warnt der RVR. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wichtig beim Ausflug sei es, Müll aus Glas oder andere brennbare Materialien mitzunehmen, um das Risiko einzudämmen. Autos dürfen nur auf dem Parkplatz und nicht ins hohe Gras gestellt werden - die Gefahr einer Entzündung am heißen Auspuff werde von vielen Autofahrern unterschätzt.

Bei einem Brand solle sofort die Feuerwehr angerufen werden. Wer sich mitten im Wald befindet, könne die App „Hilfe im Wald“ nutzen: Diese zeigt sowohl den aktuellen Standort und den nächstgelegenen Rettungspunkt an. Anhand dessen kann die Feuerwehr genau bestimmen, wo der Waldbrand lokalisiert ist.“

Die Feuerwehr Bottrop agiert momentan noch in ihrem Grenzbereich, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Lang. Der kann aber schnell überschritten werden: „Die Prognose und das Risiko für Wald- und Grasbrände steigt. Dazu kommen Trockenheit und Wind. Aus einem kleinen Brand kann ganz schnell ein Großbrand werden. Trotzdem ist die Feuerwehr vorbereitet und fährt momentan nichts Spezielles hoch.“

Am meisten betroffen von großen Brände sind neben den Menschen, die in Gefahr geraten, die Einsatzkräfte, so Lang. Eine Besonderheit: Es würden ganze Wasserkästen mitgenommen, um die erhitzten Helfer schnell abzukühlen. Als Vorsichtsmaßnahme seien größere Gruppen von Feuerwehrleuten bei Bränden im Einsatz. Sein Fazit: Das Schadenspotenzial ist auf jeden Fall gegeben, aber die Masse ein Einsätzen ist noch nicht statistisch relevant.

„Selbst Bachläufe und Tümpel sind völlig ausgetrocknet“

Auch Markus Herber,Förster der Landeswälder in Bottrop, zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation. Die Waldspaziergänger müssen besonders vorsichtig sein, warnt er: „Es ist ganz wichtig, nicht im Wald zu rauchen oder anderweitig Feuer zu machen. Alles ist schnell wieder trocken: Selbst Bachläufe und Tümpel sind völlig ausgetrocknet. Fische wie Stichlinge verenden qualvoll.“

Nicht nur die Gefahr für Brände steigt durch die Trockenheit. Auch der Wald birgt ein akutes Risiko: „Es kommt immer häufiger zu Grünabbrüchen. Scheinbar gesunde Äste brechen plötzlich aus mehreren Metern ab, dies kann tödliche Verletzungen zur Folge haben. Dafür ist auch kein Wind nötig. Besonders betroffen sind alte Baumbestände, die schon mehr als 200 Jahre den Wald besiedeln“, so Herber.

Besucher sollen sich besser aus alten Baumbeständen fern halten, um die eigene Gesundheit und die des Waldes zu schützen. EDer Regen am Donnerstag hat nicht viel gebracht, dämpft Herber Hoffnungen: Die Natur brauche mehr als nur kurzzeitige Regenfälle. Das Erschreckende für ihn ist ganz klar, dass die Gefahr von Menschen meist unerkannt bleibt - bis es wortwörtlich den Bach runter geht.

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Die Stadt Bottrop versucht mit allen Mitteln, gefährdeten Bäume durch den Sommer zu helfen. Eine Aktion ist das regelmäßige Gießen von Bäumen am Wegesrand: Das „Nachwuchs-Gießen“, wird mit voller Kraft betrieben. Zwei Traktoren mit jeweils 5000 Litern Wasser versorgen vor allem junge Bäume in der Stadt mit Wasser, damit diese nicht eingehen. Julia Wylezol, Sachgebietsleiterin im Fachbereich Umwelt und Grün, hat noch einen Rat für alle Gartenbesitzer: „Das Mähen von verbranntem Rasen bringt nicht viel. Das Gras wird wieder nachwachsen. Und das braune Gras kann ebenfalls schnell in Brand geraten.“

Regenmengen verteilen sich neu

Im Regierungsbezirk Münster fielen im Mai und Juni oft weniger als die Hälfte der üblichen Niederschlagsmengen. Das meldet die Bezirksregierung. Auch der Juli brachte bisher keine nennenswerten Niederschläge.

Die Trockenheit der vergangenen Monate hat auch zur Folge, dass die Flüsse und Bäche aktuell sehr wenig Wasser führen. Derzeit laufen die Pegelstände an vielen Stellen auf Tiefstwerte zu, die sonst erst im Spätsommer erreicht werden.

Während die Gesamtniederschlagsmengen mit ca. 800 Millimetern pro Quadratmeter und Jahr weiterhin weitgehend stabil sind, hat sich infolge des Klimawandels ihre Verteilung übers Jahr deutlich verändert. Einerseits können die Gewässer die langen sommerlichen Trockenperioden nicht mehr überbrücken. Andererseits erreichen immer häufiger auftretende Starkregenereignisse Intensitäten, die zu erheblichen Zerstörungen führen können.