Bottrop-Kirchhellen. Der Heimatverein hat ein neues Veranstaltungsformat getestet. Die „Kirchhellener Kneipentour“ führt zu alten Gastronomie-Standorten.

Der Heimatverein hat einen Volltreffer aus dem Stand hingelegt. Die erste „Kirchhellener Kneipentour“ war innerhalb eines Tages ausgebucht. Viel spricht dafür, dass dieses Angebot regelmäßig Wiederholungen finden könnte. Zumal dem Verein weitere Kneipentour-Standorte so schnell nicht ausgehen werden.

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Für seinen Beitrag zur historischen Schriftenreihe des Heimatvereins hatte Jan Marien schon 2020 jede Menge Material über ehemalige Kneipenstandorte in Kirchhellen zusammengetragen. Insgesamt hatte er 73 entdeckt, an die 50 davon hatten zur gleichen Zeit existiert. Daraus entstand die Idee, eine Führung entlang der Standorte der alten Kneipen zu veranstalten. Dieses neue Veranstaltungsformat stieß auf ein sehr großes Interesse, berichtet Jan Marien: „Es hat keine 24 Stunden gedauert, da war die Teilnehmerliste voll. Und wir haben noch 40 Leute auf der Warteliste.“

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Um es vorweg zu sagen: Die Tour hat genau so funktioniert, wie es sich der Heimatverein gewünscht hatte. Viele der Teilnehmer konnten eigene Erinnerungen und Anekdoten beisteuern zu den historischen Daten und den Dönekes, die Angelika Köster und Jan Marien für jeden der 16 Standorte zwischen Bottroper und Hauptstraße zusammen gestellt hatten. Das führte allerdings zu einer gelinden Überschreitung des Zeitlimits von zwei Stunden - und dazu, dass die letzten Standorte auf der Tour gar nicht mehr absolviert wurden - zu Gunsten eines Absackers auf dem Feierabendmarkt am Johann-Breuker-Platz.

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Keine Kneipentour ohne Kaltgetränke: Die wurden schon zum Start am Landcafé Beckedahl erstmals serviert und danach an jedem Standort, an dem die Teilnehmer Bedarf äußerten. Angelika Köster und Jan Marien hatten die Teilnehmer zudem mit einer Karte ausgestattet, auf dem nicht nur die Standorte der Gaststätten verzeichnet waren, sondern auch die Namen der früheren Besitzer. So gehörte die 2018 abgerissene Gaststätte Dickmann-Kessler an der Hauptstraße seit 1830 den Familien Heisterkamp, Becker, Löffler und Kessler. Außerdem hatten die Tour-Führer auf dem Lastenfahrrad viele alte Fotos mit früheren Ansichten der Gaststätten griffbereit.

Ein Erklärschild des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ berichtet von der Entstehung der „Alten Post“ an der Bottroper Straße.
Ein Erklärschild des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ berichtet von der Entstehung der „Alten Post“ an der Bottroper Straße. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Wie dicht früher die Kneipen nebeneinander lagen, zeigten die beiden Führer an der Bottroper Straße: Vier Standorte gab es allein zwischen den Hausnummern 22 und 2, dazu wenige Meter weiter das „Jägerheim“ Dobbe und das „Wicküler“ an der Hauptstraße 5. Darunter waren so historische Orte wie die „Sportklause“ von 1877, 1920 Gründungslokal des VfB Kirchhellen und früherer Stammsitz der Jandewerths, die „Alte Post“ mit der ersten Kegelbahn im Dorf - und natürlich Schulte-Wieschen, ein Jahrhundert lang natürlicher Dorfmittelpunkt, Ersatz-Kirchensaal, Gründungslokal der CDU Kirchhellen. „Hier müssen wir einfach was trinken“, sagt Jan Marien und eröffnete damit einen munteren Austausch von Erinnerungen.

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Nicht nur eine Wiederholung, auch ein Ausbau der „Kirchhellener Kneipentour“ ist dringend gewünscht. An Vorschlägen mangelte es nicht bei der ersten Tour: Besichtigen ließen sich noch die Standorte dreier Schnapsbrennereien im Dorf (Schloss Beck, Jugendkloster, Steinmann am alten Kirchplatz), eine Brauerei (Dringenburg) sowie die Gaststätten in Grafenwald. Fünf Wirtschaften sind dort für die 1870er Jahre verzeichnet, hat der Arbeitskreis Grafenwald im Heimatverein herausgefunden. Eine gibt es bis heute: die Bauernstube.