Bottrop. Der Kinderklinik in Lwiw fehlen vor allem Lebensmittel. Bottrops Caritasverband reagiert auf Hilferuf, der zunächst Kollegen in Essen erreichte.

Sie können genauso wenig für den Krieg, wie ihre Eltern oder Großeltern. Dennoch leiden die Kinder der Ukraine vielleicht am meisten unter den Angriffen, weil sie nicht verstehen, was der Kriegstreiber im entfernten Moskau mit diesen Angriffen erreichen will. Noch ist das Kinderkrankenhaus in Lwiw in der westlichen Ukraine intakt. Kranke oder auch kriegsverletzte Kinder gibt es aber auch dort. Zwar reichten - noch - die Medikamente, aber der Mangel an Grundnahrungsmitteln nehme immer dramatischere Formen an, je länger dieser russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert, weiß Thomas Schiemann.

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Der Essener Geschäftsmann organisiert seit Kriegsbeginn nicht nur äußerst erfolgreich - und für eine private Initiative im großen Stil - Hilfe für Menschen im Heimatland seiner Ehefrau. Es gelang ihm auch, mit der Essener Caritas ein funktionierendes und vor allem nachvollziehbares Netzwerk zur Lieferung von Hilfsgütern aufzubauen. Jetzt beteiligt sich auch der Bottroper Caritasverband an dieser Aktion und legt dabei den Schwerpunkt auf die Okhmatdyt-Kinderklinik im Lwiw, dem alten Lemberg.

Bottroper Caritas stellte bereits 5000 Euro für das Projekt bereit - nötig ist aber viel mehr

„Ein gutes und sehr wichtiges Projekt innerhalb der gesamten Hilfsaktion, die wir als Bottroper Caritas sofort gerne unterstützen wollten“, sagt Caritasdirektor Andreas Trynogga. So habe der hiesige Verband bereits 5000 Euro Soforthilfe gegeben, möchte Erlöse aus Sommerfesten, wie zum Beispiel der Tagesstätte für psychisch Kranke, zur Verfügung stellen und habe bereits einen Spendenaufruf unter allen 760 Bottroper Caritas-Mitarbeitenden gestartet, so Trynogga weiter. Ein guter Start, aber angesichts der monatlich allein dort entstehenden Kosten von gut 16.000 Euro eben nur ein Start.

Eine erste Lieferung konnte bereits im Kinderkrankenhaus in Lwiw abgeladen werden. Es fehlen aber nicht nur Fruchtsäfte, wie hier im Bild, sondern viele Grundnahrungsmittel. Vieles ist derzeit wegen des Krieges in der Ukraine nicht mehr zu bekommen.
Eine erste Lieferung konnte bereits im Kinderkrankenhaus in Lwiw abgeladen werden. Es fehlen aber nicht nur Fruchtsäfte, wie hier im Bild, sondern viele Grundnahrungsmittel. Vieles ist derzeit wegen des Krieges in der Ukraine nicht mehr zu bekommen. © privat | Schiemann

Denn in dem 310-Betten-Haus mit seinen 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fehlen zurzeit bereits Grundnahrungsmittel wie Mehl, Butter, Fleisch, Brot, Gemüse. „Die können aber bis jetzt noch aus dem Land selbst über die dortige Handelsorganisation Silpo zugekauft werden, auch Obst oder Eier,“ weiß Thomas Schiemann.

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Anderes wie Nudeln, Reis oder auch Fruchtsäfte müssten zur Zeit aus Deutschland geliefert werden. „Dies wird nicht zu überteuerten Preisen eingekauft, die Frachtkosten übernehmen die ukrainischen Partner des dortigen Lebensmittelhandels und da wir auch direkte Unterstützung durch das Düsseldorfer Generalkonsulat haben, sind auch Probleme an Grenzen ausgeschlossen“, berichtet Schiemann aus eigener Erfahrung.

Inzwischen kann dieser Junge im Kinderkrankenhaus von Lwiw, dem alten Lemberg, trotz seiner Verletzungen, die durch russische Angriffe entstanden sind, wieder lachen. Der Lolli tröstet, lässt aber nicht vergessen, dass Lebensmittel in dem Krankenhaus immer knapper werden.
Inzwischen kann dieser Junge im Kinderkrankenhaus von Lwiw, dem alten Lemberg, trotz seiner Verletzungen, die durch russische Angriffe entstanden sind, wieder lachen. Der Lolli tröstet, lässt aber nicht vergessen, dass Lebensmittel in dem Krankenhaus immer knapper werden. © Schiemann/privat

Alles sei durchsichtig, es gebe Belege über alles, was aus den Mitteln gekauft wurde:So könne später auch genau gesagt werden, was zum Beispiel mit den ersten 5000 Euro aus Bottrop gekauft worden sei - und natürlich alles Weiteren, was eben als Spenden aus Bottrop für die Kinderklinik ankommen werde, versichert Schiemann. Das ist auch für Andreas Trynogga wichtig. „So bleibt alles nachvollziehbar und wir belegen genau, wofür die Menschen ihre Spenden geben.“ Und vor allem: „Es kann bedarfsgerecht eingekauft werden, besser, als wenn viele Menschen Sachspenden bereitstellen würden.“

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Produktspenden haben Thomas Schiemann und die Caritas bereits von großen Unternehmen von Aldi Nord bis Zentis, dem Konfitüren- und Süßwarenhersteller aus Aachen, bekommen. Seit Beginn im Frühjahr immerhin Waren für rund zwei Millionen Euro. Dazu kamen Geldspenden von bislang rund 300.000 Euro. „Wir wollen auf jeden Fall weiterhelfen, so lange, bis dieser brutale Krieg in Europa vorbei ist“, sagt Thomas Schiemann. „Wir dürfen einfach jetzt nicht nachlassen mit unserer Unterstützung für angegriffene Land, auch wenn wir hier selbst bereits Auswirkungen des Krieges spüren“, sind sich Andreas Trynogga und Thomas Schiemann einig.

Von den Gräueltaten, deren Folgen Schiemann aus eigener Anschauung oder Bildern und Berichten von Verwandten und Freuden seiner Frau Liudmyla, die aus Charkiw stammt, kennt, will er lieber nicht sprechen. Das schnürt selbst einem hartgesottenen Geschäftsmann die Kehle zu. „Aber die Resonanz, Freude und Dankbarkeit der Menschen und vor allem der Kinder, denen wir bisher helfen konnten, ist mit das Schönste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist.“

So können Bottroper helfen

Geldspenden für das Kinderkrankenhaus in Lwiw bitte auf das Konto des Caritasverbandes für die Stadt Essen: IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50. Stichwort „Lebensmittel Ukraine“.

Unternehmer, die Lebensmittel ab einer Größe von etwa zehn Paletten spenden möchten, wenden sich bitte per Mail an ukrainehilfe@caritas-e.de.