Bottrop/Bochum. Als Fundhund kam Schäferhund Manni ins Tierheim. Nun wird er zum Polizeihund ausgebildet. Warum das eine sehr außergewöhnliche Vermittlung ist.

Der belgische Schäferhund tollt mit Herrchen Dennis Drobing über die Wiese. Doch was nach ausgelassenem Spiel von Hund und Herr aussieht, hat hier einen ernsteren Hintergrund. Denn Manni – so heißt das Tier – wird hier in Bochum zum Polizeihund ausgebildet. Ein Weg, der für ihn gewiss nicht vorgezeichnet war. Denn Manni ist ein Hund aus dem Bottroper Tierheim. Er wurde im Wald gefunden und im Tierheim abgegeben. Dass er nun zum Polizeihund wird, verwundert alle.

Für die Ausbildung nutzt die Polizei den Spieltrieb der gelehrigen Hunde.
Für die Ausbildung nutzt die Polizei den Spieltrieb der gelehrigen Hunde. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Seit zehn Jahren leitet Jürgen Klement die Diensthundestaffel der Bochumer Polizei. Einen Tierheimhund hat es in all den Jahren hier noch nicht gegeben. „Und ich hätte eigentlich gesagt, dass so etwas nicht funktioniert. Aber der Hund ist super.“ Manni sei sehr gelehrig, sehr aufmerksam und wolle auch arbeiten. Wesenszüge, der für die Ausbildung wichtig ist. Mit jetzt gut anderthalb Jahren sei er genau im richtigen Alter für die Ausbildung.

Tierheim Bottrop ist stolz auf die Vermittlung in den Polizeidienst

Wobei: Grundsätzlich seien Malinois, so der Name dieser Varietät des belgischen Schäferhundes, als Polizeihunde bestens geeignet. Viele Hundestaffeln setzen auf die gelehrigen Tiere, die vielfach dem Deutschen Schäferhund den Rang abgelaufen haben. Doch in der Regel kämen die Tiere eben aus der landeseigenen Zucht oder von ausgesuchten Züchtern – eben nicht aus dem Tierheim.

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Auch Hildegard Tüllmann, die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop hat in ihren 35 Jahren Arbeit im Tierheim noch nie einen Hund an die Polizei vermittelt. „Wir sind wahnsinnig stolz, dass Manni die Anforderungen erfüllt und da jetzt tatsächlich genommen wurde.“ Dabei weiß Hildegard Tüllmann auch, dass diese Rasse anspruchsvoll ist und gut beschäftigt werden will. Daher sei Manni bei der Polizei genau richtig, denn: „Derartige Beschäftigung kann ihm klein privater Halter bieten.“

Ein Zufall brachte Manni von Bottrop nach Bochum

Dabei war es letztlich ein Zufall, der den Weg von Bottrop nach Bochum wies. Ein Bekannter hatte einen der Hundetrainer bei der Polizei auf den Malinois im Bottroper Tierheim aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit Dennis Drobing hat er sich das Tier angeschaut – und bei dem Polizeioberkommissar war es Liebe auf den ersten Blick. „Das soll auch ruhig so sein“, sagt er, denn das Verhältnis zwischen Hund und Hundeführer sei schon etwas Besonderes. Doch ein wenig bangen musste er schon noch. Denn zunächst musste Manni gründlich geprüft werden.

Voraussichtlich im April 2023 können Manni und Dennis Drobing ihren Dienst bei der Polizei in Bochum antreten.
Voraussichtlich im April 2023 können Manni und Dennis Drobing ihren Dienst bei der Polizei in Bochum antreten. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Er wurde mehrfach hier begutachtet und dann noch einmal vier Wochen in Bochum“, erinnert sich Hildegard Tüllmann an das Verfahren. Tatsächlich musste Manni eine Art „Praktikum“ absolvieren, bei dem genau geprüft wurde, ob er sich als Polizeihund eignet. „Die Trainer erkennen so etwas in der Regel innerhalb weniger Tage“, sag Jürgen Klement. Doch gleichzeitig musste Manni die medizinische Untersuchung überstehen. Schließlich muss ein Polizeihund topfit und gesund sein.

Auch für Dennis Drobing ist die Hundestaffel Neuland

Doch es gibt da eben einige Dinge, die muss ein Diensthund bei der Polizei können. Ein Beispiel: Er muss mit sämtlichen Bodenverhältnissen klar kommen. Während das Laufen auf Wiese für Hunde in der Regel kein Problem ist, müssen Polizeihunde sich auch auf Gitterrosten oder glatten Böden bewegen können. Jürgen Klement spricht in dem Fall von „Bewegungssicherheit“ – und nicht nur das habe Manni mit Bravour gemeistert.

Als all diese Hürden überwunden sind, ist klar: Dennis Drobing und Manni haben es geschafft, gemeinsam wechseln sie zur Bochumer Hundestaffel. Denn für Mannis neues Herrchen ist die Hundestaffel ebenfalls Neuland, zeitgleich mit seinem Hund wird auch er ausgebildet. „Ich wollte schon immer Hundeführer werden. Hunde waren schon immer wichtig für mich, ich habe noch einen eigenen, aber es ist eben nicht so leicht, da hineinzukommen.“

Tierheimhund wird ausgebildet zum Personensuchhund

Gemeinsam mit Manni hat es nun geklappt, im April 2023 wird es aller Voraussicht nach so weit sein, dass Hund und Herrchen gemeinsam ihren Dienst aufnehmen können – als zertifizierter Diensthund beziehungsweise Hundeführer. Dann wird Manni ein ausgebildeter Personensuchhund sein. Seine Aufgabe wird etwa das Aufspüren vermisster Personen oder Tatverdächtiger sein.

Bei den Bottroper Tierfreunden freuen sie sich dagegen über noch etwas ganz anderes: „Wir sind froh, dass Manni Familienanschluss hat.“ Tatsächlich lebt der Hund dann bei Dennis Drobing in der Familie. Das gelte aber für alle Polizeihunde, sagt Jürgen Klement. In NRW werde nicht ein Hund nach Dienstschluss irgendwo weggesperrt.

Im Gegenteil: Auch nach Dienstschluss muss Dennis Drobing sich weiter mit Manni beschäftigen, mit ihm spielen. Dabei spielt das bei der Hundestaffel so bezeichnete „Bringsel“ eine wichtige Rolle. Ein Spielzeug zum Apportieren, was für Manni gleichzeitig Belohnung nach getaner Arbeit ist – quasi das „Leckerli“ in der Hundeausbildung bei der Polizei.