Bottrop .

Diese Aktion ist wirklich großes Kino gewesen. Für Hunderte von Kindern und deren Familien, die in Bottrop eine Zuflucht vor Krieg und Vertreibung gefunden haben, hat der Zirkus Casselly am Mittwochabend kurzfristig eine kostenlose Sondervorstellung gegeben. Selbst für erfahrene Artisten und Akrobaten ist ein derartiger Auftritt eine Besonderheit. Wie Alfons Casselly vor Beginn verrät, habe man extra „eine spezielle Show zusammengestellt“. „Wir sind alle aufgeregt“, sagt er.

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Davon ist bei den Darbietungen nichts zu sehen. Jessica Casselly balanciert mühelos auf einem Seil, das zwischen zwei Pfosten gespannt ist. Als Höhepunkt ihrer Show macht sie auf dem Seil noch ein Spagat. Antonio Casselly glänzt wieder in seiner Paraderolle als Clown. Und Romina Casselly begeistert das Publikum mit ihrem Auftritt, bei dem sie gleich mit mehreren Hula-Hoop-Reifen an den Armen, Beinen sowie an Hüfte und am Hals jongliert.

„Ich bin mir ganz sicher, dass die Kinder einen tollen Abend haben werden“

Das ist das Schöne an einem Zirkusbesuch: Die Faszination und die Magie funktionieren auch ohne Worte. „Ich bin mir ganz sicher, dass die Kinder einen tollen Abend haben werden“, meint Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert vor der Show und sie sollte Recht behalten. Die Cassellys verzaubern das Publikum nach allen Regeln der Kunst. Staunend verfolgen die Familien, was sich in und außerhalb der Manege abspielt. Unbezahlbar sind die strahlenden Augen der Jungen und Mädchen, das Lächeln im Gesicht der Eltern. Der Jubel und die Freudenschreie sind noch aus weiter Entfernung vom Zelt zu hören.

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Casselly und Bottrop, das ist ohnehin eine ganz besondere Beziehung. Seit 30 Jahren gastiert die Zirkusfamilie in der Stadt. Undenkbar wären die Oster- und Sommerferien ohne einen Kinderferienzirkus. Auch die Cassellys fanden vor Jahren Zuflucht in Bottrop. Es war im März 2020 und Deutschland befand sich mitten im Corona-Lockdown. Damals schlugen sie mit Unterstützung der Stadt Bottrop ihr Lager auf dem Festplatz an der Bogenstraße auf.

Sozialdezernentin Karen Aliexius-Eifert begrüßt die Kinder zu Beginn der Vorstellung am Festplatz an der Bogenstraße.
Sozialdezernentin Karen Aliexius-Eifert begrüßt die Kinder zu Beginn der Vorstellung am Festplatz an der Bogenstraße. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

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Karen Alexius-Eifert besuchte zuletzt eine der Galavorstellungen im Kinderferienzirkus und geriet ins Schwärmen. „Das war so schön“, sagt sie rückblickend. Dann kam die Überlegung, so etwas auch für geflüchtete Kinder und deren Familien möglich zu machen. Im Zuge dessen kam die Anfrage vonseiten der Stadt an den Zirkus. „Wir haben nicht lange überlegt. Das war für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagt Alfons Casselly.

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Das Ziel ist klar: Die Familien aus den Krisengebieten dieser Welt sollen im Zirkus Casselly die Sorgen des Alltags vergessen. Die schönen Erinnerungen des Abends sollen möglichst lange im Gedächtnis bleiben. Das Publikum stammt unter anderem aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan und aus Eritrea.

So sieht Bottroper Gastfreundschaft aus

Wie Bottroper Gastfreundschaft aussieht, zeigt sich schließlich am Abend. Sozialamt, Jugendamt und die Zirkusfamilie arbeiteten im Vorfeld unkompliziert Hand in Hand, um die Veranstaltung in kürzester Zeit auf die Beine zu stellen. Einige Geflüchtete kommen zu Fuß in Begleitung von Sozialarbeitern, bei anderen konnte ein Bustransport organisiert werden, wie Karen Alexius-Eifert sagt. Auf dem Gelände werden sie mit einem Lächeln freundlich in Empfang genommen. Und das Team vom Spielmobil „Rollmobs“ verteilt Getränke und frisches Popcorn in Tüten. Das durfte bei einem Zirkusbesuch natürlich nicht fehlen.