Bottrop. OB Bernd Tischler setzt bei Firmenansiedlungen auf die Wiederbelebung der Bottroper Zechengelände. Darum hält er nichts von Briefmarken-Plänen.

Der Förderturm wird auf dem Areal der alten Zeche Prosper-Haniel auch in Zukunft alles überragen. Wie das riesige Stahlgerüst kommt auch die frühere Lohnhalle unter Denkmalschutz. Doch davor wird viel Platz sein für zwei große Unternehmen, die ihre Firmengebäude auf das Gelände des letzten deutschen Steinkohlenbergwerks setzen wollen.

Eine grüne Achse zum Förderturm trennt auf den Plänen die beiden Firmen-Areale voneinander. „Eine Fläche ist schon versprochen, die andere so gut wie“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. Um welche zwei Unternehmen es sich handelt, sagt Bottrops oberster Wirtschaftsförderer aber noch nicht. Der Regionalverband Ruhr berichtet, dass auf Franz Haniel außerdem die Ansiedlung eines Autohofs im Gespräch sei.

Bernd Tischler will klar machen, dass es mit der neuen Nutzung der alten Zechenstandorte in Bottrop voran geht. Das zeigt schließlich, dass die Philosophie der Stadt aufgeht. „Wir gehen bewusst nicht in die Freiflächen. Ich war schon immer dagegen, etwa entlang der A 31 Gewerbegebiete zu schaffen. Wir warten auf die großen Bergbauflächen, die uns zufallen werden“, sagte der Oberbürgermeister.

Ausnahmen bestätigten diese Regel nur. Die Entscheidung des Rates, so vorzugehen, bleibe uneingeschränkt richtig, bekräftigte der Verwaltungschef. „Wir sind die Stadt im Ruhrgebiet mit den größten Freiflächen“, sagte Bernd Tischler mit Blick auf die Kirchheller Heide und die landwirtschaftlichen Flächen im Norden Bottrops.

Bottrop nimmt Abschied vom Image der Kohlestadt

Dabei will die Stadt die alten Bergbauflächen keineswegs komplett für Industrie und Gewerbe neu herrichten. „Wir wollen auch Wohnraum schaffen und ökologische Verbesserungen erzielen“, betonte Tischler; neue Wohnungen etwa auch in Grafenwald an Prosper IV. Für Parks, Grünlandschaften und Gewässer werde ebenfalls Raum da sein. „Wir wollen aber natürlich auch möglichst viele Arbeitsplätze schaffen“, sagte der OB. Bottrop sei bei Unternehmen gefragt, aber auch als Wohnort. Das verdanke die Stadt auch dem Klimaschutzprojekt Innovation City, dessen Modellstadt Bottrop ja war.

Vor dem Malakowturm der früheren Zeche Prosper II an der Knappenstraße in Bottrop sehen die Planerinnen und Planer viel Platz zur Ansiedlung von Firmen. Rechts: die Eloria-Erlebnisfabrik, die aus dem Grusellabyrinth erwuchs.
Vor dem Malakowturm der früheren Zeche Prosper II an der Knappenstraße in Bottrop sehen die Planerinnen und Planer viel Platz zur Ansiedlung von Firmen. Rechts: die Eloria-Erlebnisfabrik, die aus dem Grusellabyrinth erwuchs. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir haben uns ein gutes Image erarbeitet: auf dem Weg von der letzten deutschen Steinkohle-Bergbaustadt hin zur Stadt der Energieeffizienz“, sagte Tischler. Trotz der Schließung des Bergwerks Prosper-Haniel vor wenigen Jahren und dem damit ja auch verbundenen Verlust an Arbeitsplätzen sei Bottrop die Stadt mit der niedrigsten Arbeitslosenquote im Ruhrgebiet.

Der Verwaltungschef räumt dabei momentan eine angespannte Lage beim Angebot an Gewerbeflächen durchaus ein. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Wiederaufbereitung der Bergbaustandorte in Bottrop Zug um Zug voran komme.

Zechenstandorte schneller bereit als das Kraneburger Feld

„Ich prophezeie, dass das schneller gehen wird als am Kraneburger Feld“, sagte Bernd Tischler. Denn die Stadt müsse vor dem Ausbau dieses Gewerbegebietes nun doch erst den Ausbau der Bundesstraße 224 zur Autobahn abwarten. Auch für Teile des Geländes der früheren Zechen Prosper II an der Knappenstraße gibt es dagegen intern bereits Pläne. Vorgesehen sei, dass der Abschlussbetriebsplan 2026 vorliegen werde. „Ich hoffe, dass wir im Gespräch mit dem Bergbau erreichen, dass das noch etwas zügiger gehen wird“, sagte der Verwaltungschef. Er fasst 2025 ins Auge. Da die Planungsprozesse zeitgleich in Arbeit seien, könnten dann die ersten Betriebe auf das alte Zechengelände kommen – „immer vorausgesetzt, wir finden da keine großen Altlasten“, sagte Tischler.

Mehr Zeit brauchen die Stadt und ihre Partnerinnen dagegen für die Entwicklung des gut 20 Hektar großen Gewerbegebietes Sturmshof direkt am Rhein-Herne-Kanal. Dabei handele es sich um eine der hochwertigsten Flächen unter dem Dach des Städtebauprojektes Freiheit Emscher, heißt es in dessen Planungsteams. Auf Sturmshof soll an einer neuen autofreien Kanalpromenade ein attraktiver Standort für wissensorientierte Gewerbebetriebe, Dienstleistungsfirmen und Start-ups entstehen. Auch für Gastronomie, Kultur, und Freizeitangebote sei dort Platz.

„Das wird aber noch einige Jahre dauern“, erklärte Sabine Wißmann, die städtische Ressortleiterin für Wirtschaftsförderung. Mit solchen Großvorhaben vor Augen rät Oberbürgermeister Tischler davon ab, in ein planerisches Klein-Klein zu verfallen. „Wir brauchen da eine Entwicklung aus einem Guss. Nun immer neue Briefmarkenpläne zu erarbeiten, das macht keinen Sinn“.