Bottrop. ADFC und Aufbruch Fahrrad haben zur ersten Kidical Mass in Bottrops City aufgerufen. Die Resonanz war gut, wenn auch geringer als in Kirchhellen.
„Auf die Fahrräder, fertig, los!“, hieß es am Samstagvormittag auf dem Berliner Platz. Das große Mitmachfest beherbergt viele Zelte – eines davon steht ganz im Zeichen der Fahrradsicherheit. Nach einer fulminanten ersten „Kidical Mass“-Demonstration in Kirchhellen im vergangenen Jahr geht die Aktion für mehr Verkehrssicherheit in die zweite Runde. Die Initiative „Aufbruch Fahrrad NRW“ und der ADFC Bottrop nutzten das Mitmachfest für eine Fahrradtour durch Bottrop.
Auch wenn der Spaß beim Radeln dazugehört, geht den Veranstaltern um ein ernstes Thema: die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer. Konkret bedeutet es „Platz da – für die nächste Generation“. Der Berliner Platz füllt sich stetig, eine Traube Fahrradfahrer versammelt sich um das Zelt. Kurz vor Beginn der Demonstration werden noch die letzten Reifen aufgepumpt.
Kidical Mass in Bottrop: Weniger Teilnehmer als in Kirchhellen
Mit dem Hashtag #UnsGehörtDieStraße und lauter Musik begeben sich etwa 60 Teilnehmer unterschiedlichen Alters auf die Straße. Für die Sicherheit sorgen die hiesige Polizei und das Deutsche Rote Kreuz.
Heinz Brockmann, Vorstand des ADFC, freut sich über die Fahrradfreunde. Der Weg dahin war trotzdem nicht leicht: „Die Initiative Aufbruch Fahrrad hat von sich aus angeboten, hier auf dem Mitmachfest vertreten zu sein. Es sind aber deutlich weniger Menschen hier als in Kirchhellen. Die Bottroper scheinen schwerer zu motivieren und Kirchhellen ist noch ein ganz anderes Netzwerk.“
Gerne hätte der Veranstalter an die Besucherzahlen im September angeknüpft. Damals nahmen über 170 Menschen an der Fahrrad-Demo teil. Ein ausschlaggebender Punkt sei auch die fehlende Rückmeldung der Schulen in Bottrop gewesen, trotz direkte Ansprechpartner, fügt Brockmann hinzu.
Initiator von Aufbruch Fahrrad: „Verkehrserziehung muss umgekehrt werden“
Die Botschaft hinter der Fahrraddemonstration ist deutlich: Kinder sollen sicher mit dem Fahrrad im Verkehr teilnehmen können. Doch oft seien es auch die Eltern, die dem im Wege stehen. Besonders viele Eltern bringen ihre Schützlinge mit dem Auto direkt bis vor die Eingangstür.
„Die Verkehrserziehung muss umgekehrt werden. Ohne Machen gibt es keine Sicherheit. Die Kinder fühlen sich unsicher und ohne die Übung haben sie nie eine Chance, sicher zu werden“, sagt Ludwig Laarmann, Initiator von „Aufbruch Fahrrad“. Ein prominentes Beispiel liefert Heinz Brockmann direkt hinterher: „Die Gustav-Ohm-Straße ist verstopft mit Autos. Soll das so bleiben? Sicher zur Schule fahren zu können, gehört zur Bildung dazu.“
Die Teilnehmer sind nach gut einer Stunde Fahrtweg sicher am Berliner Platz angekommen. Einer davon ist Christoph Wollny, der gemeinsam mit seinen beiden kleinen Kindern und ihrer Oma mitgefahren ist: „Die Fahrt war super. Die Kinder konnten entspannt fahren und es hat Spaß gemacht. So zeigt man sich als Fahrradfahrer und versteckt sich nicht.“ Besonders wichtig ist die Botschaft für die Zukunft: „Ich möchte, dass meine Kinder sichere Schulwege haben und ohne Angst fahren müssen. Ein Perspektivwechsel muss her. Gut, dass sich mit dem Thema beschäftigt wird.“
Fahrradfahren in Bottrop: Alleeradweg und Wunschradwege in Planung
Still stehen auch die Räder der Initiative nicht – hinter den Kulissen wird an Projekten gearbeitet, die das Zusammenleben von Auto und Fahrrad stetig verbessern sollen. Einerseits sollen „Wunschradwege“ mit der Stadt Bottrop entstehen. Kriterien gibt es schon, nun soll zusammen gearbeitet werden, um ein Netz zu erstellen – mit sicheren Radwegen. Andererseits soll mit dem sogenannten „Alleeradweg“ durch verschiedene Städte eine Radhauptverbindung ermöglicht werden.
Erste Erfolge gibt es schon: Durch die Demonstration in Kirchhellen haben sich Beschlüsse im Ort in weniger als neun Monaten umgesetzt und ihr Ziel erreicht. Solche Erfolge erhoffen sich auch die Bottroper: Sicherheit für diejenigen, die es am meisten benötigen.