Bottrop. 1972 eröffnete Dieter Köster sein erstes Geschäft an der Horster Straße. Vom einstigen Imperium blieb noch das Stammhaus – an der Poststraße.

Das 50-jährige Betriebsjubiläum am Heimatstandort Bottrop wollten sie noch schaffen. Das sagten Brigitte und Dieter Köster vor einigen Jahren gegenüber der WAZ. Jetzt ist es soweit. Was im Februar 1972 damals noch an der Horster Straße 4 begann, geht als „Kösters Men’s Fashion“ bis heute an der Poststraße 3 munter weiter. Und von Aufhören will der heute 77 Jahre alte Inhaber noch nichts wissen. Er ist gewissermaßen mit Leib und Seele der Modebranche verfallen. Ein Beruf, den der Mann, der bis heute Bottrops Männer – zumindest die 2000, die in der Kundenkartei zu finden sind – anzieht, von der Pike auf gelernt hat.

So ging es vor 50 Jahren los an der Horster Straße 4: Herrenmoden Dieter Köster 1972 - die Initialen prangen unübersehbar über dem Eingang.
So ging es vor 50 Jahren los an der Horster Straße 4: Herrenmoden Dieter Köster 1972 - die Initialen prangen unübersehbar über dem Eingang. © Repro: Franz Naskrent

Bottrops Geschäftsinhaber Köster: Einen Porsche von der Provision gekauft

Es beginnt mit der Ausbildung zum Textilkaufmann in Essen, bei Hettlage. Das war 1962. Neben dem Kaufmännischen schnuppert er auch in Deko und Schneiderei hinein. Dann geht es weiter auf er Karriereleiter in dem damals bekannten und in der Region bestens vertretenen Filialisten. Essen, Münster, Neuwied, Koblenz: Abteilungsleiter, Einkäufer, Filialleiter.

Ein einschneidender Moment für Dieter Köster sei der Satz eines Managers gewesen, der sich über Kösters Umsatzprovision von damals 20.000 D-Mark mokierte: „Die jungen Leute verdienen zu viel, hat der gesagt“, erinnert sich der Einzelhändler. Und der Bottroper, damals noch autoverrückt, wusste natürlich, was er damit machen wollte. „Ich wollte einen 911er haben, der Porsche kostete damals 27.000 D-Mark, da kam die Provision gerade recht.“ Kurz darauf fällt die Entscheidung, sich selbstständig zu machen.

Zwischenzeitlich hieß Köster an der Poststraße „Uno“. Hier eine Ansicht von 1979. Wer genau hinschaut, erkennt die alten Automodelle, die sich im Schaufenster spiegeln. Zu der Zeit hatte Dieter Köster vier Läden alleine in Bottrop. 1998 wurde aus „Uno“ Kösters Men’s Fashion“
Zwischenzeitlich hieß Köster an der Poststraße „Uno“. Hier eine Ansicht von 1979. Wer genau hinschaut, erkennt die alten Automodelle, die sich im Schaufenster spiegeln. Zu der Zeit hatte Dieter Köster vier Läden alleine in Bottrop. 1998 wurde aus „Uno“ Kösters Men’s Fashion“ © Repro. Franz Naskrent

Mit dem Stammhaus an der Horster Straße, einen Steinwurf vom Elternhaus an der Gladbecker Straße entfernt, wo sein Vater eine Gaststätte betrieben hat, beginnt das „Imperium Köster“ zu wachsen. In den Hochzeiten gibt es allein vier Geschäfte in Bottrop, fünf weitere unter anderem in Sterkrade, Gladbeck, oder Buer. An der Horster Straße hält es ihn sieben Jahre, dann geht es los mit jahrelangen Baustellen am Busbahnhof. „Da kam die Poststraße gerade recht“, erinnert sich Dieter Köster. Dort etabliert er weiter das, was allgemein als „Vollsortiment“ für den Herrn gilt.

Herrenmode in Bottrop: Viele haben ihre Geschäfte geschlossen

Von der Krawatte bis zu Socken und Schuh, von der Unterwäsche bis zu Mantel und Anzug. „Die gehen heute nicht mehr so, seit Corona sowieso nicht mehr“, erzählt Brigitte Köster. Daher sind sie zum so genanten Baukasten-System übergegangen. „Die Hosengröße ist oft anders als die Sakkogröße und so sind wir flexibler“, sagt Dieter Köster. Auch von Schuhen und Wäsche verabschiedet man sich schrittweise.

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Ohnehin habe sich der Markt verändert. In den Anfangsjahren seien die Leute sogar vor der Eröffnung in die Läden gekommen, hätten den „letzten Schrei“ haben wollen und bereitwillig auch viel mehr Geld ausgegeben, als heute, zumindest im Vergleich. Aber für die gute Grundausstattung ist Kösters „Men’s Fashion“ immer noch die richtige Adresse.

Zumal viele Kollegen inzwischen ihre Läden geschlossen haben, zuletzt „Fashion Partner“ der Neerfelds an der Gladbecker Straße oder Rebbelmund, wie Köster im Marktviertel ansässig. „Rebbelmund war mein schärfster Konkurrent, sein Laden war ja auch größer als ich mit meinen 120 Quadratmetern“, so der Händler. „Trotzdem schade, aber wir haben immer noch guten Kontakt.“

„Bottrop ist nach wie vor ein gutes Pflaster“

Dennoch halten die Kösters Bottrop nach wie vor für ein gutes Pflaster. Auch während der Coronazeit. „Wir konnten uns nicht nur auf viele Stammkunden verlassen, die unseren Telefon- und Lieferservice in Anspruch nahmen, sondern auch auf unsere Vermieter, die uns in der Krise wirklich unterstützt haben.“ Die Allermanns sind auch eine alte Bottroper Familie mit geschäftlichen Wurzeln in der Innenstadt. Vielleicht ist doch etwas dran an dem Spruch: In Bottrop kennt man sich, hilft man sich.

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„Eigentlich wollten wir schon am 15. Februar Jubiläum feiern, denn an dem Tag ging es damals los gegenüber dem Busbahnhof. Aber Corona und der Lockdown kamen uns dazwischen und im Mai ist es sowieso schöner“, sagt das Ehepaar. Inzwischen „wuppen“ sie den Herrenausstatter an der Poststraße nur noch im Duo, allerdings: „Manchmal hilft auch meine Tochter“, sagt Dieter Köster, der früher einmal über 25 Angestellte in seinen Läden beschäftigte.

„Wir ergänzen uns ideal, wir können uns aufeinander verlassen und notfalls den Laden auch schon mal alleine managen.“ Wer hat das jetzt gesagt? Egal. Es ist ja Teamwork, bei „Men’s Fashion“. Übrigens: Brigitte Köster, früher Chefsekretärin im BASF-Konzern, kann ihr Silberjubiläum feiern: Seit 1997 arbeitet sie mit im Modegeschäft für Männer. Und manchmal ist es gar nicht verkehrt, den einkaufenden Mann mit den Augen (s)einer Frau zu betrachten.

Freitag wird gefeiert – Neun-Tage-Aktion

Den Freitag haben Brigitte und Dieter Köster zum offiziellen Feiertag erklärt – obwohl der Geburtstag bereits im Februar war. Neun Tage lang gibt es an der Poststraße für die Kunden attraktive Einkaufspreise.

Dieter Köster ist nicht nur ein Urgestein des Bottroper Einzelhandels. Er war 2005 auch Schützenkönig der Alten Allgemeinen und Gründungsmitglied der legendären Bottroper Band „The Rickets“.