Bottrop. Auf der Poststraße im Bottroper Stadtkern dürfen Autos jetzt schon sowieso höchstens Tempo 20 fahren. Deshalb ist das der Stadt noch zu schnell.

Die Tempo-20-Zone an der Poststraße in der Stadtmitte wird zur Tempo-10-Zone. Das Straßenverkehrsamt will so vor allem die Fußgänger auf der kurzen Einkaufsstraße zwischen dem Berliner Platz und dem Kirchplatz an der Cyriakuskirche besser schützen. Auf der Poststraße kam es nach einem Untersuchungsbericht der Stadtverwaltung in den letzten Jahren zu vielen Unfällen. Die meisten der fast 80 Unfälle passierten zwar, wenn Autos wendeten oder rückwärts fuhren. Allerdings waren unter den Unfallopfern auch vier Fußgänger und fünf Fahrradfahrer. Zwei von ihnen zogen sich dabei schwere Verletzungen zu, die anderen leichtere.

Anlass für die Untersuchung der Stadtverwaltung war der heftige Streit um die womöglich im Raum stehende Sperrung der Poststraße für Autos und Motorräder. Die SPD hatte gefordert, dass die kleine Einkaufsstraße am Rand der Fußgängerzone an den beiden Markttagen nicht befahren werden darf. Mit ihrer Forderung hatten die SPD-Vertreter bei Inhabern und Geschäftsführern der anliegenden Ladenlokale allerdings große Empörung ausgelöst. Denn die dort ansässigen Kaufleute und Dienstleister lehnen selbst die Sperrung an Markttagen ganz entschieden ab.

Bottroper Ratsparteien bereitet die Verkehrslage Kopfzerbrechen

Dabei ist die SPD nicht die einzige Ratspartei, die mit dem starken Verkehr im Umkreis der Poststraße ihre Schwierigkeiten hat. Auch der CDU bereitet das Kopfzerbrechen. Der Sprecher der CDU-Bezirksfraktion bezeichnete die Verkehrssituation auf der Poststraße gerade an Markttagen ebenfalls als unbefriedigend.

Andreas Freitag sprach sich daher dafür aus, die in die Poststraße übergehende Adolf-Kolping-Straße, die Zufahrt zur Tiefgarage des Hansazentrums und die Anlieferung zum früheren Karstadt-Gebäude für den Lkw-Verkehr zu sperren. Auf der Poststraße selbst sollen danach Pkw weiter fahren dürfen, allerdings mit reduzierter Geschwindigkeit. Außerdem schlug der CDU-Vertreter vor, die Poststraße nach Vorbild der Kirchhellener Straße zwischen Altmarkt und Rathaus als Einkaufsstraße besonders hervorzuheben.

Noch gilt Tempo 20 auf der Poststraße in Bottrop als Höchstgeschwindigkeit. Bald dürfen Kraftfahrer auf der kleinen Einkaufsstraße aber höchstens noch mit Tempo 10 fahren.
Noch gilt Tempo 20 auf der Poststraße in Bottrop als Höchstgeschwindigkeit. Bald dürfen Kraftfahrer auf der kleinen Einkaufsstraße aber höchstens noch mit Tempo 10 fahren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Kirchhellener Straße eignet sich auch aus Sicht der Verwaltung durchaus als Vorbild, allerdings nur für die bevor stehende Geschwindigkeitsverringerung auf der Poststraße. Denn auf der Kirchhellener Straße gilt das Tempo-10-Gebot schon und die Erfahrungen damit seien positiv, berichtet die Stadt. Wie an der Kirchhellener Straße will die Stadt daher auch an der Poststraße ein Geschwindigkeitsdisplay aufstellen, um den Kraftfahrern dort die neue Tempo-10-Regelung zusätzlich klar zu machen. Auch Piktogramme und weitere Fahrbahnmarkierungen seien denkbar.

In dem Bottroper Straßenrechteck gab es fast 80 Unfälle

Kirchhellener Straße als Vorbild

Auf der Kirchhellener Straße sind Fahrbahn und Bürgersteige auf einer Ebene. Die Stadt hat dazu das Pflaster der Straße anheben lassen. Kraftfahrer dürfen die Straße nur in eine Richtung vom Altmarkt bis zum Rathaus passieren. Das Straßenpflaster kann CO2 aus der Luft aufnehmen und filtern.

Tempo 10 ist vorgeschrieben und ein Display mahnt jedermann, der schneller fährt. Radfahrer dürfen über die kurze Straße dagegen in beide Richtungen fahren. Das war früher anders. Das Fahren in Richtung Altmarkt war auch für sie verboten.

Den von den Ratsparteien ins Gespräch gebrachten Sperrungen für Pkw oder Lkw erteilt die Verwaltung dagegen Absagen. Solche gravierenden Eingriffe seien nicht verhältnismäßig, heißt es. So macht der Lkw-Verkehr nach Angaben der Verwaltung gerade einmal 30 Prozent aus und der Anteil der schweren Lkw, die bei einer Sperrung dort dann nicht mehr fahren dürften, gehe gegen Null.

Auch die Unfalllage rechtfertige Sperrungen nicht. Zwar gab es auf der Poststraße und alle umliegenden Straßen wie Brauerstraße, Adolf-Kolping-Straße, Pfarrstraße, und Bothenstraße von 2015 bis Ende 2020 insgesamt 77 Verkehrsunfälle. Bei 68 dieser Unfälle blieb es jedoch bei Sachschäden. Zu ihnen kam es außerdem überwiegend beim Parken und die meisten ereigneten sich keineswegs an Markttagen, sondern an Donnerstagen in der Zeit zwischen 11 und 17 Uhr.