Bottrop. Viele Bottroperinnen und Bottroper bieten Wohnungen für Ukraine-Flüchtlinge an. Das Sozialamt prüft sie: Das sind die Voraussetzungen.
Aktuell kann die Stadt Bottrop auf 551 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge zurückgreifen. 534 davon sind bereits besetzt. In Kirchhellen läuft derzeit der Aufbau einer weiteren Unterkunft. Parallel dazu ziehen aber immer wieder auch Flüchtlinge aus den großen Gemeinschaftsunterkünften um in eigene Wohnungen. Doch welche Voraussetzungen müssen da erfüllt sein, welche Wohnungen kommen überhaupt infrage und werden von der Stadt dann für Flüchtlinge angemietet?
Gerade mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem Beginn der großen Fluchtbewegung haben sich auch viele Bottroper an die Stadt gewandt und Wohnraum für Flüchtlinge angeboten. Beim Sozialamt laufen die Fäden zusammen, dort werden die Angebote gesichtet. 172 Angebote über Wohnraum sind so in den vergangenen zwei Monaten beim Sozialamt gelandet. Die Anzahl der Angebote habe die Verantwortlichen durchaus überrascht, sagt Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert. Auch Wohnungsunternehmen hätten Hilfe angeboten, von der städtischen Tochter GBB etwa habe man direkt acht Wohnungen angemietet.
Stadt Bottrop mietet nur abgeschlossene Wohnungen für Flüchtlinge an
Nur: Längst nicht alles, was der Stadt als Wohnraum für Flüchtlinge angeboten wird, kommt auch tatsächlich dafür infrage. Rund 40 der Angebote habe man bereits aussortiert, sagt Karen Alexius-Eifert. Ein Grund dafür: „Wir suchen ganz klar nach abgeschlossenem Wohnraum, also einer eigenständigen Wohnung. Unter den Angeboten waren aber auch Unterbringungsmöglichkeiten etwa in Gästezimmern.“ Aus Sicht des Sozialamtes ist das keine längerfristige Lösung und genau die gelte es aber zu finden, sonst sei niemandem geholfen, so die Sozialamtsleiterin.
Doch es gibt weitere Ausschlusskriterien: Eines davon ist selbstverständlich der Preis. Denn die Stadt kann nun einmal nicht jeden beliebigen Preis zahlen, es gibt genaue Vorgaben, wie hoch die Miete sein darf. Demnach gelten für Wohnungen, die die Stadt für Flüchtlinge anmietet, dieselben Grenzen, wie sie auch für Hartz-IV-Empfänger oder Empfänger der Grundsicherung gelten. Demnach dürfe die Kaltmiete für eine Wohnung für Alleinstehende maximal bei 385,50 Euro liegen, sagt Karen Alexius-Eifert.
Es gibt auch preislich passende Wohnungen im Fuhlenbrock oder Kirchhellen
Doch anders als manch einer vielleicht vermutet: Wohnungen zu diesem Kurs gibt es nicht nur im Bottroper Süden. Auch vom Fuhlenbrock oder dem Eigen, sogar aus Grafenwald oder Kirchhellen habe es entsprechende Angebote gegeben. „Das zeigt uns: Es ist nicht unmöglich, zu diesen Konditionen Wohnraum in Kirchhellen zu finden.“
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Damit ist das Luxussegment über den Preis schon direkt ausgeschlossen. Auf der anderen Seite achte man auf einen einfachen, aber vernünftigen Standard. Zudem verlange die Stadt vor der Anmietung immer einen Check der Elektroanlagen, um mögliche Gefahren auszuschließen. Wohnungen mit kaum Tageslicht oder anderen Schäden werden auch abgelehnt. Wobei: Solche Angebote landeten kaum bei der Stadt und da sei es auch ein Vorteil, dass Bottrop – anders als Ruhrgebietsstädte wie Duisburg oder Gelsenkirchen – keine wirklichen Probleme mit Schrottimmobilien hätte.
Stadt Bottrop mietet die Wohnungen an und vergibt sie dann weiter
Als Mieter tritt in der Regel die Stadt auf. Sie vergibt den Wohnraum anschließend an Flüchtlinge. Wenn der Vermieter sich entscheidet, der Stadt seine Wohnung zur Verfügung zu stellen, entscheidet Letztere darüber, wer einzieht. Das heißt aber auch, dass es nicht zwangsläufig Flüchtlinge aus der Ukraine sein müssen. „Wir sprechen vorher mit dem Vermieter und fragen, ob wir die Wohnung auch an gut integrierte Flüchtlinge aus anderen Ländern vergeben können.“ Es habe dann tatsächlich auch Vermieter gegeben, die das abgelehnt hätten.
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In solchen Fällen verzichte man auch auf die Wohnung, stellt Karen Alexius-Eifert klar. Denn auch wenn Menschen anderer Nationalitäten die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen, sei der Stadt bei der Unterbringung von Neuankömmlingen geholfen. Überhaupt vertritt man in Bottrop die Auffassung, dass es hilfreich sei, Flüchtlinge zunächst einmal in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen und ankommen zu lassen. Karen Alexius-Eifert: „Wir können die Menschen so sozialarbeiterisch betreuen und kommen leichter an sie heran. Es macht auch keinen Sinn, Menschen in Privatwohnungen unterzubringen, die die Sprache noch nicht einmal rudimentär beherrschen.“
Sprache ist ein wichtiges Kriterium vor dem Umzug in die eigene Wohnung
Und so ist die Sprache dann auch ein wichtiges Kriterium für die Unterbringung in der eigenen Wohnung, dazu komme die Fähigkeit, sich selbst helfen zu können. Dazu muss die Wohnung auch zur jeweiligen Familie passen. Was das heißt? Ganz einfach, es leben in den Gemeinschaftsunterkünften auch Großfamilien, für sie eine ausreichend große Wohnung in Bottrop zu finden, sei schwierig, schildert Karen Alexius-Eifert eines der Probleme aus der Praxis.
Ukrainische Flüchtlinge in Bottrop
Aktuell leben in Bottrop 518 ukrainische Flüchtlinge, sagt Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert. Knapp die Hälfte von ihnen lebt in städtischen Unterkünften, die restlichen haben private Unterkünfte gefunden.
Darunter sind dann auch schon Flüchtlinge, die in einer eigenen Wohnung leben, die sie selbst für sich gemietet haben. Auch da helfe das Sozialamt, unterstütze es, wenn Vermieter und Flüchtlinge direkt Verträge abschließen.