Bottrop. Die Bottroper Konzerne Brabus und MC-Bauchemie haben Standorte in der Ukraine und Russland. Partner mussten bereits fliehen, Mitarbeiter helfen.
Wer in Kiew vor ein paar Monaten sein Auto tunen wollte, wurde am Rande einer mehrspurigen Straße fündig. Auf dem Siegesprospekt, der vom Westen ins Zentrum der ukrainischen Hauptstadt führt, hatte sich ein Partner des Bottroper UnternehmensBrabusniedergelassen. Der Tuner ist auf der ganzen Welt vertreten, hat Händler in Mexiko, Australien und Singapur. Was einst auch in Kiew möglich war, scheint heute kaum vorstellbar. Seit gut zwei Monaten führt der russische Präsident Wladimir Putin einen erbarmungslosen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Davon sind auch Bottroper Betriebe betroffen, um genau zu sein: vor allem ihre Mitarbeiter.
Auf Anfrage erklärt Brabus-Sprecher Sven Gramm, dass der ukrainische Partner geflohen sei. Beide Seiten seien miteinander im Austausch, man kenne sich persönlich, traf sich sogar in Bottrop. „Das ist für uns eine menschliche Geschichte – keine unternehmerische“, sagt Gramm: „Es geht weniger um Autos, Teile oder Umsätze, sondern um die Menschen vor Ort.“ Finanzielle Verluste seien hinnehmbar, aber der Krieg unter keinen Umständen. Die Embargos treffen Brabus zwar, bestätigt Gramm, für das Unternehmen ist dies aber zu verkraften. „Wir hoffen, dass der Krieg bald zu Ende ist.“
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Bottroper Unternehmen MC-Bauchemie ist in mehr als 40 Ländern vertreten
Neben der Ukraine ist Brabus auch in Russland zu finden. Das Land beschreibt Gramm als „normalen, guten Markt“, so war es in den Zeiten vor dem Angriff. Die Bottroper verkaufen in rund 100 Staaten, da komme es immer wieder vor, dass ein Markt ein- oder wegbricht. Dass dem aber ein Krieg zugrunde liegt, ist freilich nicht normal. Der russische Markt galt einst als starker Standort, das sei aber schon gut 20 Jahre her. Mittlerweile ist Russland eines von vielen Ländern, besonders wichtig für Brabus sind hingegen die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA.
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Auch der Bottroper Konzern MC-Bauchemie ist in Russland und der Ukraine vertreten: In der russischen Großstadt St. Petersburg ist MC-Bauchemie Russia ansässig, der ukrainische Standort liegt in Beresan (80 Kilometer östlich von Kiew). International ist die Unternehmensgruppe mit über 2500 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern tätig. Der Krieg bewegt die Belegschaft: In Polen hatte eine MC-Schwestergesellschaft nach dem Einmarsch eine Hilfsaktion für ukrainische Kollegen und deren Familien ins Leben gerufen.
Unterstützung für Kollegen: MC-Bauchemie Polen ruft Hilfsaktion ins Leben
„Unsere polnischen Kolleginnen und Kollegen haben mit ihrem unermüdlichen Einsatz bisher Tolles geleistet: Sie haben in enger Abstimmung mit unseren ukrainischen Kollegen die Ausreise ihrer Familien aus der Ukraine nach Polen organisiert, für Unterkünfte gesorgt und sie mit den Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs versorgt“, heißt es auf der Facebook-Seite von MC-Bauchemie Deutschland. Die Schwestergesellschaft habe zu Spenden aufgerufen und ein eigenes Spendenkonto eingerichtet. Auch viele Mitarbeiter aus Deutschland hätten dort bereits eingezahlt.
Der Post wurde Mitte März veröffentlicht, damals hieß es, dass „mehrere Tonnen an Lebensmitteln mit langer Haltbarkeit, (warme) Kleidung, Medikamente und Erste-Hilfe- sowie Reinigungs- und Hygienemittel nach Polen geschickt“ wurden. Die polnische Task Force „Ukrainehilfe“ kümmere sich darum, dass die Güter an die Flüchtlinge sowie von der polnisch-ukrainischen Grenze aus an die verbliebenen Kollegen in der Ukraine verteilt werden. In einem englischsprachigen Facebook-Eintrag hatte MC-Bauchemie Ukraine kurz zuvor selbst einen Aufruf gepostet und um Hilfe bei der Beschaffung von Medikamenten gebeten. Das Unternehmen konzentriere sich auf die Versorgung von fünf Krankenhäusern mit Arzneien.
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Anfang April schrieb MC-Bauchemie erneut über eine Hilfsaktion – dieses Mal waren es Mitarbeiter am Bottroper Standort, die den ukrainischen Kollegen zur Seite standen. Zur Unterstützung wurden Waffeln auf dem Werksgelände gebacken und verkauft. „Trotz eisiger Temperaturen fand die Aktion großen Anklang“, steht in dem Post. Der Erlös werde auf das Spendenkonto der polnischen Schwestergesellschaft eingezahlt. Auf Fragen zu den Handelsbeziehungen in die Ukraine und Russland wollte sich das Unternehmen jedoch nicht offiziell äußern.
Hohe Rohstoff-Kosten: MC-Bauchemie passt Preise an
MC-Bauchemie wird zum 1. Mai seine Preise erhöhen. Seit der Rohstoffverknappung, beginnend im Frühjahr 2021, und den damit einhergehenden Preiserhöhungen für viele Rohstoffe habe sich die Situation nicht entspannt. Als Folge des Krieges in der Ukraine sei es zu weiteren massiven Preis- und Kostensteigerungen in puncto Energie, Treibstoffen, Logistik und Rohstoffen gekommen.
„Die gesamte Marktsituation ist extrem komplex und unvorhersehbar“, erklärte das Unternehmen Anfang April in einer Stellungnahme. Insbesondere die hochenergieintensive Chemieindustrie leide unter den extrem gestiegenen Energiekosten, die letztendlich am Gas- und Rohölpreis hängen. Die Preise werden demnach um bis zu 15 Prozent – in Ausnahmefällen sogar mehr – angepasst.