Bottrop. Nach der Flüchtlingskrise 2015 stieg die Zahl der Tafel-Kunden rapide an. Das erwartet die Bottroper Tafel auch jetzt, will aber jeden versorgen.

Die ersten Flüchtlinge waren schon bei ihm, noch ohne Bescheinigung über ihre Bedürftigkeit, lediglich mit ihrem ukrainischen Pass. Aber das will Dieter Kruse, Vorsitzender der Bottroper Tafel, nicht so bürokratisch sehen. Ohnehin: Bei der Tafel soll immer jeder etwas bekommen, der es braucht – auch wenn die Zahl der Kundinnen und Kunden angesichts des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine nun sicher steigen wird und die Menge der Spenden aus den Supermärkten sinken.

Nach 2015 hatte sich die Zahl der Bedürftigen, die regelmäßig die Tafel besuchten, nahezu verdoppelt. Der Vorsitzende der Essener Tafel hatte später einen Aufnahmestopp für Ausländer verhängt; „das kam bei uns nie in Frage“, sagt Dieter Kruse. „Wenn mehr kommen, werden die Waren eben weniger. Unsere Kapazitäten können gar nicht überschritten werden. Es wird auch der Letzte etwas bekommen.“

Supermärkte kündigen weniger Waren für Bottroper Tafel an

Bislang seien es die privat untergekommenen Geflüchteten aus der Ukraine, die Lebensmittel an der Gladbecker Straße abholen. Kruse rechnet damit, dass bald auch diejenigen zu ihm kommen, die seit vergangener Woche in der Albrecht-Dürer-Schule untergebracht sind. „Dort gibt es auch Kochstellen“, sagt Kruse. Denn das Angebot der Tafel macht nur für die Sinn, die selbst Essen zubereiten können.

Knappheit bei den gespendeten Lebensmitteln gibt es aktuell nicht. Mehl und Öl, das aktuell in vielen Supermarktregalen fehlt, gehöre ohnehin in der Regel nicht zum Sortiment. „Aber die Händler haben angekündigt, dass es weniger Waren geben wird“, sagt Dieter Kruse. Die Supermärkte planten nun genauer, es bliebe nicht so viel übrig.

Hinzu kommen die gestiegenen Benzinpreise, die die Tafel belasten. „Wir haben noch nie so viel Geld für Sprit ausgeben wie in den vergangenen Wochen.“ Die mehreren hundert Euro, die die Tafel dafür berappen müssen, seien aber durch ein „erhöhtes Spendenaufkommen“ abgefangen worden.

Dieter Kruse (80), Vorsitzender der Tafel, sucht dringend einen Nachfolger.
Dieter Kruse (80), Vorsitzender der Tafel, sucht dringend einen Nachfolger. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bottroper Tafel kämpft weiter mit schwieriger Personalsituation

Weiter problematisch bleibt die Personalsituation. Zwar gebe es genügend Kräfte, die bei der Ausgabe der Lebensmittel und in der Kleiderkammer helfen – zwölf 1,50-Euro-Jobber seien derzeit angestellt –, aber der 80-jährige Dieter Kruse sucht weiterhin jemanden, der ihm unter die Arme greift. „Ich brauche jemanden, den ich in die Tafel-Arbeit einbinden kann“, so Kruse.

Der gesamte Vorstand der Tafel sei überaltert, Nachwuchs sei dringend nötig, um die ehrenamtliche Arbeit aufrechtzuerhalten. Kruse verweist auf die Gladbecker Tafel, die nach zwei Todesfällen im Vorstand im vergangenen Herbst geschlossen ist. Das soll in Bottrop nicht passieren.

+++ Nachrichten aus Bottrop bequem ins Postfach: Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter anmelden! +++