Bottrop. Mit „Peter Pan“ zeigt die Ballettschule Zurhausen nach langer Pause wieder ein großes Handlungsballett. Premiere ist Sonntag in Bottrops JAG.

Vier Jahre ist es nun schon her, seit die Ballettschule Zurhausen mit der „Schneekönigin“ zuletzt eine große Neuproduktion präsentiert hat. Corona hatte auch die Bottroper Traditionseinrichtung, die in diesem Jahr ihr 45-jähriges Bestehen feiern kann, fest im Griff. Am kommenden Sonntag aber gibt es wieder eine große Premiere: das Ballett „Peter Pan“ in der Aula des Josef-Albers-Gymnasiums – und gleich mit vier Folgevorstellungen.

Auch interessant

Seit einem halben Jahr proben die Tänzerinnen intensiv. „Seit Oktober wurde die Choreografie Stück für Stück zusammengesetzt, nachdem zuvor nur einzelne Szenen oder bestimmte Ensembles einstudiert wurden“, sagt Ulla Schulte-Zurhausen. Zum Glück sei wenigstens das möglich gewesen und auch nur, weil die bekannte Ballettschule seit Mai 2020, also kurz nach dem ersten Lockdown, als Bildungseinrichtung anerkannt worden ist. „Sonst hätten wir wie viele andere Einrichtungen zum Beispiel im Sportbereich viel länger schließen müssen“, so die Leiterin der Schule.

Premierenfieber vor „Peter Pan
Premierenfieber vor „Peter Pan" in der Ballettschule Zurhausen: hier im Bild von links die Solistinnen Nina Wittling (Tinker Bell), Kirsten König (Peter Pan alternierend auch als Tinker Bell zu erleben) sowie Lilly Hohler (Captain Hook). © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass Land und Stadt die Institution so eingestuft haben, sei nicht zuletzt auch der Verleihung des Zertifikats der Royal Academy of Dance (RAD) zu verdanken. Diese Prüfungen einer mit über 13.000 Mitgliedern in 89 Ländern weltweit größten Organisation für Tanzausbildung bestätigte vor einiger Zeit auch den hohen wie professionellen Ausbildungsstandard der Ballettschule Zurhausen, die zudem auch Mitglied des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik ist.

Bottrops Ballettschule hat in der Pandemie etwa ein Drittel ihrer Schülerinnen verloren

Aber natürlich hat die Pandemie auch dort Spuren hinterlassen. „Viele waren verunsichert, etwa ein Drittel der Schülerinnen haben wir in den vergangenen zwei Jahren verloren“, weiß die Leiterin der privaten Einrichtung. Und was ist mit den Schülern? Ulla Schulte-Zurhausen lacht. „Wir unterrichten zurzeit drei Jungen und rund 200 Mädchen, vielleicht kommt demnächst noch mein fünfjähriger Enkel und einer seiner Freunde dazu.“ Hier in Bottrop sei es immer noch schwer, Jungen fürs Ballett zu begeistern. In Berlin oder selbst im nahen Düsseldorf sähe das bereits ganz anders aus. „Und dabei gibt es tolle Rollen für Jungen, so wie jetzt zum Beispiel Peter Pan.“ Aber auch auf die weibliche Doppelbesetzung der Hauptrolle ist die Leiterin stolz.

Überwachen mit Argusaugen und vor allem mit viel Empathie die Endproben zum Ballett „Peter Pan“: Ulla Schulte-Zurhausen (r.) und Anna-Carolina Reis, die selbst lange im Essener Aalto-Balletttheater tanzte, bilden als eingeschworenes Duo das Bottroper Produktionsteam der Neueinstudierung.
Überwachen mit Argusaugen und vor allem mit viel Empathie die Endproben zum Ballett „Peter Pan“: Ulla Schulte-Zurhausen (r.) und Anna-Carolina Reis, die selbst lange im Essener Aalto-Balletttheater tanzte, bilden als eingeschworenes Duo das Bottroper Produktionsteam der Neueinstudierung. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Neben Kristin Bette, die schon in der letzten „Peter Pan“-Produktion vor zehn Jahren die Titelrolle tanzte, steht nun alternierend Kirsten König als Peter Pan auf der Bühne. Und dabei übernimmt sie sogar noch in einigen Aufführungen die Rolle der Fee Tinker Bell, steht also in allen fünf Aufführungen in einer tragenden Rolle auf der Bühne.

Lesen Sie weitere Nachrichten aus Bottrop:

„Niemals erwachsen werden“, so lautet das Motto von Peter Pan, der gleichsam aus dem Kinderzimmer heraus zahlreiche (Traum)-Abenteuer draußen in Nimmerland erlebt. Da trifft er auf Tigerlily, Piraten, den einbeinigen Captain Hook, Mr. Smee und die hübsche Fee Tinker Bell. Wie bereits vor zehn Jahren zeigt die Ballettschule Zurhausen die Geschichte mit ihren zahlreichen Szenen wie aus einem lebendigen, selbstgemalten Bilderbuch. Ein bisschen Historie darf es dabei schon sein: Denn große Teile der Choreografie hat Ulla Schulte-Zurhausens Tochter Kira bereits damals geschaffen, als Teil ihrer Diplomarbeit an der berühmten Dresdner Palucca-Hochschule, einer der großen deutschen Tänzerschmieden.

Neu einstudiert haben sie Ulla Schulte-Zurhausen und Anna-Carolina Reis, die selbst lange im Essener Aalto-Balletttheater tanzte. Ob ab Samstag hinter Masken getanzt wird? „Wir stellen es unseren Tänzerinnen frei, zwingen niemanden zu ,mit’ oder ,ohne’, denn frisch getestet sind immer alle“, sagt Ulla Schulte-Zurhausen. Lediglich backstage sei Maske Pflicht, ebenso wie im Zuschauerraum. Aber Tanz ist ja nicht nur Gestik, Bewegung, Präzision im Einklang mit der Musik, sondern immer auch Mimik. Nur so funktioniert eine Geschichte ohne Worte. Und da kann man sich vorstellen, dass auch diese getanzte Traumreise des Peter Pan sich hinter Masken eigentlich nicht „erzählen“ lässt.