Bottrop. Wilma Reidick ist Bottroperin durch und durch. Sie macht mit der Kunstschau den Anfang in der neuen City-Galerie – und setzt ein starkes Signal.

Der überlebensgroße Rabe vor der Tür zieht die Blicke an, so als weise der sagenumwobene Vogel auch in der Bottroper Fußgängerzone Suchenden den richtigen Weg. Schwarz und blau wie in der Natur schimmern auch die Farben der Raben-Skulptur vor der neuen Kunstgalerie an der Hansastraße 17 in der Sonne. Und tatsächlich finden viele Besucherinnen und Besucher hinein, um sich die Ausstellung der Künstlerin Wilma Reidick anzusehen. Die Bottroperin ist die erste, die ihre Arbeiten in der neuen Pop-Up-Galerie der Volksbank und des Wunschzauberer-Vereins zeigt.

„Ich bin in Bottrop geboren, ich lebe in Bottrop, ich liebe Bottrop“, sagt die Künstlerin, „und ich leide unter der Verödung der Innenstadt“. Sie habe daher früh die Initiative ergriffen, um in der Fußgängerzone Kunst zu zeigen und wenigstens eines der leeren Ladenlokale wieder aufzuwerten.

„Wenn ich hier schöne Bilder aufhänge, könnte das die Menschen doch erfreuen“, gibt sie ihren Leitgedanken wieder. Die Innenstadt müsse wieder attraktiver werden, die Bottroperinnen und Bottroper wieder stärker anziehen, findet Wilma Reidick. Ihr persönlicher Beitrag dazu sei eben, Kunst zu zeigen.

Am Markttag schauen sich in der Bottroper Galerie viele Gäste um

Ihre Idee habe sie auch Oberbürgermeister Bernd Tischler vorgetragen. „Er war auch sofort offen dafür“, erzählt die Bottroperin, die sich so sehr als Lokalpatriotin fühlt. Ermöglicht haben die Galerie-Eröffnung schließlich der Wunschzauberer-Verein und die Volksbank. Das war ja auch gar nicht Wilma Reidicks Ziel: eine weitere Galerie zu führen. „Ich habe ja eine eigene“, erwähnt die Künstlerin beiläufig. So zeigt sie ihre Arbeiten sonst an der Parkstraße in attraktiver Umgebung ganz in der Nähe des denkmalgeschützten Torbogenhauses am Eingang in den Stadtgarten.

Ein überlebensgroßer Rabe dient vor der neuen Kunstgalerie in der Fußgängerzone als Blickfang. Die Volksbank und der Wunschzauberer-Verein haben das Lokal für die Galerie von der Stadt angemietet.
Ein überlebensgroßer Rabe dient vor der neuen Kunstgalerie in der Fußgängerzone als Blickfang. Die Volksbank und der Wunschzauberer-Verein haben das Lokal für die Galerie von der Stadt angemietet. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dennoch engagierte sie sich auch für die neue Kunstgalerie in der Fußgängerzone und schaffte auf eigene Kosten zum Beispiel die Leisten zum Hängen der Bilder heran. Auch die Public Relation übernahm die Bottroperin kurzerhand selbst, sorgte für Plakate und verschickte um die 300 Einladungen. Das zeigt Wirkung. In der Pop-Up-Galerie herrschte am Markttag ein ständiges Kommen und Gehen. Nicht wenige Besucherinnen und Besucher begrüßte Wilma Reidick mit Namen.

So eine Kunstgalerie hat in Bottrop bisher sehr gefehlt

Objektarbeiten und der Malerei hat sich die Künstlerin verschrieben. Kohlezeichnungen, Aquarelle, Pastellzeichnungen, Arbeiten in Acryl und Aquarellcollagen sind in der neuen Galerie an der Hansastraße 17 in den nächsten gut zwei Monaten zu sehen. „Allerlei Getier“ lautet der Titel der Schau. Sie zeigt zum Beispiel Studien von überlebensgroßen Ameisen, von Hähnen und Hennen, von Fischen – und selbstverständlich auch von Rabenvögeln.

Dass in Bottrop so eine Galerie gefehlt hat: Gar keine Frage, selbstverständlich, meint Wilma Reidick. „So wie jetzt sollte es auf Dauer sein“, wünscht sich die Bottroperin. Dabei ist sie selbst gar nicht unbedingt aufs Verkaufen aus. Künstlerisch zu arbeiten, bedeute für sie frei zu sein, offenbart sie. „Ich leiste mir diesen Luxus“, sagt Wilma Reidick und bricht eine Lanze für die Bottroper Kulturszene. „Es gibt hier in Bottrop viele gute Künstlerinnen und Künstler. Niemand muss nach Essen und Düsseldorf fahren, um gute Kunst zu kaufen“, betont sie. Kaum sprach sie das aus, fragte eine Besucherin nach dem Preis für eine ihrer Arbeiten.

Vernissage am Sonntag

Dass Kunst quasi zur Währung wird, ist Grundprinzip der neuen Galerie an der Hansastraße 17. Entweder bringt Wilma Reidick die Mietpauschale für den Ausstellungsraum aus dem Verkaufserlös ihrer Kunstwerke auf oder sie stiftet eine oder mehrere ihrer Arbeiten an den Wunschzauberer-Verein und die Volksbank.

Die Kunstausstellung von Wilma Reidick unter dem Titel „Allerlei Getier“ dauert noch bis zum Freitag, 13. Mai. Die Galerie wird immer mittwochs und samstags von 11 Uhr bis 15.30 Uhr sowie freitags von 18 Uhr bis 20 Uhr geöffnet sein. Die Vernissage findet am kommenden Sonntag, 20. März, von 12 Uhr bis 17.30 Uhr statt.