Bottrop-Kirchhellen. Repowering nennt man es, wenn man Altwindenergieanlagen durch bessere ersetzt. Um welche Standorte es geht und was neue Windräder auszeichnet.
Zwei benachbarte Windrad-Standorte in Kirchhellen sollen künftig viermal so viel Energie produzieren als bisher. Dazu werden die alten Windräder abgebaut und durch zwei neue, leistungsstärkere ersetzt. „Repowering“ nennt sich diese Maßnahme, die vom Unternehmen SL Naturenergie aus Gladbeck umgesetzt wird.
Die neuen Windräder in Kirchhellen sind insgesamt rund 160 Meter hoch
Im Bereich Overhagen steht bislang ein Windrad des Typs Enercon E-66, das in Besitz von SL Naturenergie selbst ist, sowie eine Anlage des Typs Enercon E-40, die einem Privateigentümer/Unternehmer gehört. Das erklärt SL-Projektentwickler Joachim Schulenburg. E stehe dabei als Abkürzung für den Hersteller Enercon, die Zahl (40 bzw. 66) beschreibe in der Regel den Durchmesser des Rotorenkreises.
Ersetzt werden sollen diese Bestandsanlagen beide durch den Typ E-103 – „eine Anlage, die insgesamt von der Leistung und Größe deutlich kleiner und schwächer ist als heutige Standardanlagen“, wie Schulenberg erläutert. Bei einer Turmhöhe von rund 108 Metern und einer Rotorlänge von 52 Metern werde eine maximale Gesamthöhe von etwa 160 Metern erreicht. „Das liegt deutlich unter den 240 Metern anderer Standorte.“ Die Nennleistung wird mit jeweils 2350 kW angegeben.
Neue Windräder produzieren ein Vielfaches an Strom
Dass „nichts Exorbitantes“ für die beiden Standorte im Bereich Overhagen gewählt wurde, liegt an den beschränkten Ausmaßen dieses Außenbereiches, der nahen Nachbarschaft, der immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen. „Wir dürften mit einer größeren Anlage nicht so nah ran“, fasst Geschäftsführer Milan Nitzschke zusammen. Gleichwohl produzierten die neuen Windräder ein Vielfaches an Strom, die erwarteten Erträge seien deutlich höher als zuvor. „Circa um das Vierfache“, so Schulenberg.
Nach der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung und dem Erhalt des Zuschlages für die Maßnahme müsse nun die Umsetzung innerhalb von zwei Jahren erfolgen, erläutert Projektentwickler Joachim Schulenberg. „Wir wollen das aber gerne früher machen.“ Am eigenen Standort werde die neue Anlage etwa 15 Meter entfernt von der alten errichtet, so dass Letztere auf jeden Fall zunächst abgebaut werde. Bei der zweiten Anlage werde der Standort aber um rund 100 Meter verschoben. „Dort müssen Ab- und Aufbau zumindest parallel erfolgen.“ Denn klar ist: Altes und neues Windrad dürfen nicht gleichzeitig betrieben werden.
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Windrad: Für Ab- und Aufbau gelten Auflagen
Für den Rückbau der Altanlagen gelten einige Auflagen, etwa bezüglich der Entsorgung des Altöls oder des Auffangens von Kühlflüssigkeiten. Nicht mehr benötigte Flächen sind analog zur ursprünglichen Nutzung wiederherzustellen. Während der Bautätigkeiten ist eine bodenkundliche und ökologische Baubegleitung einzusetzen, und auch die Anlage von Ausgleichsflächen wird gefordert.
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Nitzschke ist überzeugt von den Effekten der Wind- und auch der Sonnenenergie für die Energiewende und kritisiert, dass in diesem Bereich in Deutschland in den vergangenen Jahren einiges versäumt worden sei. „Wir waren schon so weit vorne – jetzt versuchen wir wieder, Geschwindigkeit aufzunehmen.“ Schon jetzt gelte: „Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, ist der Strompreis bei uns deutlich niedriger als in den Nachbarländern. Wenn nicht, dann ist er genauso hoch.“
Millionenschwere Investition
Über die genaue Höhe der Kosten an dem Kirchhellener Standort möchte SL Naturenergie-Geschäftsführer Milan Nitzschke keine Auskunft geben, nur so viel: „Windenergieanlagen kosten heute zwischen fünf und sieben Millionen Euro – mit steigender Tendenz, weil die Materialkosten steigen.“
Gleichzeitig erhöhe sich die Stromausbeute, was die Stromerzeugungskosten wiederum senke.