Bottrop. Für den Erhalt des Kirchenbaus setzt sich seit zehn Jahren eine Stiftung ein. Doch fraglich ist auch die künftige Nutzung. Diese Ideen gibt es.

Der Einsatz für den Erhalt des „Eigener Doms“, der Liebfrauenkirche, hat zwei Aspekte, gewissermaßen einen geistlichen und einen weltlichen. Was letzteren angeht, steht der denkmalgeschützte Bau mit seiner Ausstattung selbst im Mittelpunkt. Und da hat die Stiftung Liebfrauenkirche, jetzt zehn Jahre alt, aktuell die Zifferblätter und Zeiger der Turmuhr im Blick.

Stiftung Liebfrauen Bottrop ging hervor aus dem Orgelförderverein

Aber drehen wir die Zeit zunächst noch einmal zurück: Hervorgegangen ist die „Stiftung Liebfrauen Bottrop für Baukultur und Kirchenmusik“ aus dem Orgelförderverein zur Restaurierung der Seifert-Orgel samt ergänzendem Fernwerk (von 1929). Rund 640.000 Euro kamen dafür zusammen, berichtet Kuratoriumsmitglied Bernhard Schürig. Ein Teil davon wäre ohne die Stiftungsgründung wohl nicht geflossen, ergänzt der emeritierte Pfarrer Georg Haffki. Eine spendenwillige Institution nämlich hatte den Hinweis gegeben, nur auf eine Stiftung hin Geld überweisen zu können.

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Blick auf die große Orgel in der Eigener Liebfrauenkirche.
Blick auf die große Orgel in der Eigener Liebfrauenkirche. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Bernhard Schürig unterstreicht auch die Nachhaltigkeit von Stiftungen gegenüber Fördervereinen: „Fördervereine werden oft gegründet durch Emotionen. Wenn die Gründer aber nicht mehr da sind, laufen sich die Vereine meistens tot.“ Stiftungen dagegen seien beständig.

Liebfrauen: Zifferblätter und Zeiger der Turmuhren sollen restauriert werden

Nächstes großes Projekt der Stiftung, die auch Konzerte fördert, sind nun also die Zifferblätter der Turmuhr: Eines davon, an dem schon ein halber Zeiger abgebrochen war, konnte auf Schürigs Anregung im Zuge von Sicherungsarbeiten am Turm per Hubsteiger geborgen werden. „Seit über zwei Jahren steht es bei mir in der Werkstatt“, sagt der Bottroper in der Hoffnung, der Kirchenvorstand möge bald über die Restaurierung aller vier Zifferblätter entscheiden. Die obere Denkmalbehörde sei bereits involviert. „Es liegt ein Angebot vor in Höhe von circa 20.000 Euro“, erklärt Schürig. Zunächst habe die Stiftung eines der Zifferblätter übernehmen wollen, „aber mittlerweile haben wir gute Zuspenden bekommen, so dass wir auch mehr stemmen können“.

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Wertvoll für die Aktiven aus der Stiftung ist die Begleitung durch die Historische Gesellschaft Bottrop, die zum Beispiel die Verbindung zur oberen Denkmalbehörde in Münster geschaffen habe. .

Doch wie soll der neugotische Bau künftig genutzt werden? Laut Votum des Pfarreientwicklungsprozesses (PEG) soll die Kirche bis 2025 aufgegeben werden. Seitdem das bekannt wurde, hat sich die Initiative Rettet Liebfrauen auf die Fahnen geschrieben, die Kirche als Gottesdienstort zu erhalten. Diese Initiative habe anfangs einige Aktionen veranstaltet, Unterschriften gesammelt und Ideen gehabt, wie die Zahl der Gottesdienstbesucher erhöht werden könnte, sagt Rüdiger Becker, Mitglied der Initiative und im Kirchenvorstand. Zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergarten, St. Hedwig. Coronabedingt habe sich die Initiative aber jetzt länger nicht getroffen.

Liebfrauen soll ein „sichtbarer offener christlicher Standort“ bleiben

Gleichzeitig habe die Pfarrei St. Joseph sich vorgenommen, das Votum gemeinsam mit dem Bistum umzusetzen. Becker: „Die Pfarrei hat gemeinsam mit dem Bistum eine sogenannte kooperative Standortentwicklung beschlossen. Dazu ist eine PEG-Projektgruppe Liebfrauen gegründet worden, in der ich Mitglied bin.“ Zum Auftakt habe im Oktober 2019 in Liebfrauen ein Zielfindungsprozess stattgefunden. Gemeinsames definiertes Hauptziel ist laut Becker: „Es muss ein sichtbarer offener christlicher Standort bleiben.“ Zu den Musszielen zählt demnach: Es gibt einen würdigen liturgischen Raum.

Viel konkreter kann Becker aber noch nicht werden, denn: „Im Rahmen des kooperativen Prozesses hat das Bistum darauf bestanden, dass als erster Schritt ein Verkehrswertgutachten für den Standort erstellt wird.“ Das sei auch vergeben, liege aber noch nicht vor.

Die Gemeindemitglieder von Liebfrauen sind ganz klar der Meinung: Selbst wenn eine so große Kirche wie Liebfrauen an den normalen Sonntagen nicht ausgelastet ist, muss doch den Leuten, die zu den großen Feiern und Feiertagen kommen, ein Angebot gemacht werden. Es müsse also eine gewisse Überkapazität vorgehalten werden, um besonder Angebote zu machen. „Wir sind überzeugt, dass wir in der Pfarrei eine große Kirche brauchen“, sagt Becker. Er ergänzt: „Der Bischof will zu Liebfrauen ein konkretes Konzept vorgelegt haben. Ich glaube dadurch zu sehen, dass ihm nicht völlig egal ist, was mit Liebfrauen passiert.“

Kirche und Stiftung

Der Grundstein für die katholische Liebfrauenkirche auf dem Eigen wurde am 31. Januar 1908 gelegt, die Einweihung am 9. Oktober 1909 gefeiert. Regierungsbaumeister Hilger Hertel zeichnete für Entwurf und Bauleitung verantwortlich. Der Bau im neugotischen Stil steht seit 2001 unter Denkmalschutz.

Die Stiftung Liebfrauen ist eine rein weltliche Stiftung, betont Bernhard Schürig. Sie werde vom Deutschen Stiftungsverband verwaltet. Über die vergangenen zehn Jahre seien eine „Menge an Spenden“ zusammengekommen. Dafür wollen die Stiftungsmitglieder Danke sagen – auch mit einem Konzert in Liebfrauen.

Spenden sind dabei für bestimmte Projekte zur alsbaldigen Verwendung vorgesehen. Möglich sind darüber hinaus Zustiftungen in das Vermögen einer Stiftung, durch die langfristig die Zinserträge aus der Stiftung erhöht werden.