Bottrop. Der Pferdemarkt in der Innenstadt wird fünf Stunden zur Partybühne. Jecken und Oberbürgermeister Bernd Tischler äußern sich zum Ukraine-Konflikt.
Bottrop feiert Altweiber inklusive Impfaktion. Wetter, Uhrzeit und Programm versprechen am Vormittag einen verheißungsvollen Auftakt. Am Pferdemarkt vor der Sparkasse geht’s los um 11.11 Uhr bei karnevalstypischen elf Grad. Überschattet wird der Start des Straßenkarnevals von der Invasion Russlands in die Ukraine.
Es sind absurde Zeiten, in der sich die Welt aktuell befindet. Da ist Bottrop keine Ausnahme. Die allermeisten Jecken sind in den zurückliegenden Monaten mit sehr gutem Beispiel vorangegangen und sind geimpft bzw. geboostert. Der Impfbus steht am Pferdemarkt. Ohne Termin können sich Impfwillige eine Spritze mit Moderna oder Biontech setzen lassen.
Russland greift Ukraine an, Bottrop feiert
Kaum jemand trägt am Pferdemarkt eine Maske. Warum auch? Die Maskenpflicht in der Innenstadt ist aufgehoben worden. Genau ab dem Tag, an dem Altweiber gefeiert wird. Die Inzidenzen in Bottrop sinken, liegen trotzdem noch bei knapp 800.
„Da simmer dabei, dat es prima“, dröhnt aus den Boxen an der Bühne. Gleichzeitig greift das russische Militär die Ukraine an. Bomben explodieren, Menschen sterben. Frank Feser, Präsident des Festkomitees, spricht zum Narrenvolk und sagt anlässlich des Ukraine-Konflikts: „Wir leben in einer Welt, die schon kompliziert genug ist. Wir können nur ein wenig Frohsinn und Freude verbreiten.“
Präsident vom Bund Ruhr Karneval kritisiert Wladimir Putin
Ob man Karneval mag oder nicht, man kann zumindest versuchen, die Narren zu verstehen. Zwei Jahre fällt das Brauchtum wegen der Pandemie ins Wasser. Oberbürgermeister Bernd Tischler sagt in seiner Rede: „Wir alle haben nicht für möglich gehalten, dass in Europa tatsächlich wieder ein Krieg ausbricht. Lassen Sie uns kurz innehalten und gemeinsam an die Menschen denken, die darunter leiden.“
Auch Lothar Schwarze, Präsident vom Bund Ruhr Karneval, ist an diesem Tag zu Gast in Bottrop. „Egal, welche Krisen und welche Probleme wir haben, wir müssen auch mal abschalten können“, sagt er. Dann erinnert er an die Bedeutung von Karneval. „Die Narren sind diejenigen, die der Politik den Spiegel vorhalten müssen.“ Dann richtet er sich direkt an den russischen Präsidenten: „Auch ein Herr Putin muss das irgendwann mal einsehen. Wir lassen uns nicht unterkriegen und unser schönes Brauchtum auch nicht kaputt machen.“
Stadtprinzessin Kristina I. kommt ohne Prinz Tobias I.
Das zeigt sich bei dem fünfstündigen Programm, dass das Bottroper Festkomitee auf die Beine gestellt hat. Die Stadtprinzenpaare aus Mülheim und Gladbeck schauen vorbei, ebenso der Stadtprinz aus Gelsenkirchen und das Prinzenpaar der Plattdütschen sowie das Stadtkinderprinzenpaar Jonas I. und Mila I. Tanzgarden der KG Boy und Grün-Weiße Funken freuen sich, dass sie endlich wieder vor Publikum ihre Show- und Gardetänzen zeigen dürfen. Partysängerin Ina Colada aus Kirchhellen sorgt zusätzlich Stimmung im Narrenvolk.
Jedoch erscheint Bottrops Stadtprinzessin Kristina I. ohne ihren Prinzen Tobias I. Aus gesundheitlichen Gründen hat er abgesagt, sie muss alleine zur symbolischen Schlüsselübergabe. Na ja ganz alleine ist sie nicht. Die Prinzessin trägt eine Prinzenrolle, dem Keksklassiker mit Schokolade, an einer Kette um den Hals. Kampflos möchte Bernd Tischler nicht den Schlüssel zur Stadt hergeben. Deshalb schlägt sie ein Tauschgeschäft vor. Bei so viel Frauenpower an Altweiber gibt sich der Oberbürgermeister letztlich geschlagen. Die Stadtprinzessin erhält den Schlüssel, er die Prinzenrolle.