Gelsenkirchen. Thorsten Pasucha, bekannter Sänger und Kopf im Gelsenkirchener Karneval, ist neuer Prinz im Karneval. Warum er ohne Prinzessin regieren wird.

Das hat es noch nie gegeben: Zum ersten Mal in der Geschichte des Gelsenkirchener Karnevals gibt es nur einen Stadtprinzen. Er tritt ganz ohne eine Lieblichkeit an seiner Seite an, die Stadtfarben in der Session zu präsentieren. Und mehr noch: Er tritt an für die Bismarcker Funken und ist doch eigentlich Mitglied im jüngsten Club der Stadt, der buerschen Domfunken. Aber: Thorsten I. Pasucha ist jecker als so manch einer und verspricht am Samstagabend bei seiner Vorstellung glaubhaft: „Es wird euch an nichts fehlen.“

Gelsenkirchen: Warum Prinz Thorsten I. ohne Prinzessin regieren wird

Im Karneval nämlich ist er bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, ist über Jahrzehnte als Sänger der von ihm gegründeten Band „Trallafitti“ ein Aushängeschild der Narretei in der Stadt und beliebt weit darüber hinaus.

Ein besonderes Geschenk der Bismarcker Funken: Sie tanzten in der Awo an der Gelsenkirchener Grenzstraße einen Showtanz, der eigens für diesen Abend entwickelt wurde.
Ein besonderes Geschenk der Bismarcker Funken: Sie tanzten in der Awo an der Gelsenkirchener Grenzstraße einen Showtanz, der eigens für diesen Abend entwickelt wurde. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dass an seiner Seite keine Prinzessin das Narrenvolk regiert, das spielt am Abend in der Awo an der Grenzstraße kaum eine Rolle. Erst auf Nachfrage erklärt Hans-Georg Schweinsberg, Pressesprecher des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval: „Aus gesundheitlichen Gründen kann sie ihr Amt nicht ausüben.“

Bevor jedoch die Freude über den neuen Prinzen den Abend beherrscht, ist es eine ganz andere: Das Wiedersehen. Nach der coronabedingt ausgefallenen Session sind die Karnevalisten sichtlich berührt, endlich wieder beieinander sein zu dürfen.

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Das amtierende Stadtprinzenpaar, Martin I. und Martina III., sowie das Kinderprinzenpaar Ruven I. und Maxima I., werden auf die Bühne gebeten und noch einmal ordentlich gefeiert. Sie sind nun auf der Zielgeraden – nach einer doppelten Amtszeit. Zum Abschied gibt es Geschenke, das erste vorsichtige Bützchen des Abends und dann auch das erste Helau nach der Pandemie.

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Dann wird das neue Kinderprinzenpaar vorgestellt: Ben I. Bungardt und Victoria II. Fiebiger Voß treten an, in den Sälen Freude zu verbreiten. Mit ihnen steht dann auch Thorsten Pasucha auf der Bühne. Und weil der Platz an seiner Seite frei ist, hakt sich kurzerhand die erste Gratulantin, Oberbürgermeisterin Karin Welge, bei ihm unter.

„Zur Prinzessin hat es bei mir nicht gereicht. Da bin ich gleich Oberbürgermeisterin geworden“, scherzt sie. Die künftige Tollität greift das gern auf: „Was uns verbindet ist, es ist für uns beide das erste Mal.“ Und so erklären sich denn wohl auch kleine Startschwierigkeiten ihrerseits. Immer wieder nämlich spricht Karin Welge von der „Saison“. Und immer wieder geht im selben Moment ein Raunen durch den Saal. Ja, sie wisse, das heiße „Session“, sagt sie. „Integration ist erst dann gelungen, wenn die zu Integrierende die Begriffe beherrscht. Ich verspreche, bis zum Ende der Saison habe ich es drauf.“

Neuer Karnevalsprinz: „Ich bin mir sicher, du rockst ganz Gelsenkirchen“

Nach ihr folgen etliche Gratulanten, Vertreter der Gelsenkirchener Karnevalsvereine. Sie alle wissen, es ist eine passende Tollität gefunden. „Ich bin mir sicher, du rockst ganz Gelsenkirchen“, sagt Uwe Gemsa von der KG Narrenzunft. Auch Björn Rondorf, Präsident der Erler Funken und Vizepräsident des Festkomitees, gratuliert und freut sich: „Ich hab voll Bock auf Karneval.“ Der übrigens werde in der Stadt ja gern unterschätzt. „Man denkt beim Karneval immer an Düsseldorf und Köln. Aber wir hier in Gelsenkirchen wissen auch, wie man Karneval feiert – und wie man zusammen hält.“

Frank Baranowski erhält den „Schwarzen Diamanten“

Jürgen Stepanowski wurde während der Veranstaltung zum Ehrensenator des Festkomitees ernannt. Er war selbst Stadtprinz und lange Jahre Vizepräsident des Festkomitees, er prägte insbesondere den Rathaussturm im Festzelt auf der Königswiese durch sein organisatorisches Talent als Programmplaner.

Danach erhielt Frank Baranowski den „Schwarzen Diamanten“, die höchste Auszeichnung des Bund Ruhr Karnevals. „Die bekommt man nur für besondere Leistungen und besonderen Einsatz für den Karneval“, erklärt Björn Tondorf. Ob sich der Ex-OB denn so sehr eingesetzt habe für die Narretei? „Ja. Immer wenn es Probleme gab, hat er sie gelöst.“ Das bestätigt auch Lothar Schwarze, Präsident des Bund Ruhr Karnevals. „Es ist selten, dass sich ein Bürgermeister im Ruhrgebiet so sehr für den Karneval eingesetzt hat.“

Bevor es ans gemeinsame Essen und eine Pause mit viel Zeit für Geselligkeit geht, bereiten die Garden der Bismarcker Funken den Jecken noch ein besonderes Geschenk: Sie tanzen einen Showtanz, den Anja Stepanowski eigens für diesen Abend entwickelt hat. Zum Titel „Ich hab euch so vermisst“ bieten sie eine fetzige und mitreißende Choreografie, die rasch den Saal zum Beben bringt. Das berührende Ende: Die Tänzerinnen halten die Farben des Gelsenkirchener Karnevals hoch – in Form von Schals aller Vereine.