Bottrop. Missbrauch in der Kirche, in der Familie, durch Fremde: Betroffene können sich in Bottrop in Präsenz austauschen und gegenseitig unterstützen.

Neun Jahre ist es im März her, dass der Bottroper Markus Elstner eine Selbsthilfegruppe für Menschen gegründet hat, die Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Diese Gruppe soll nach coronabedingter Pause, in der nur Einzelgespräche stattfanden, jetzt wieder aufleben. Denn: „Es haben sich so viele Interessierte bei mir gemeldet, auch nach der Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens“, berichtet Elstner. Ihnen will der Bottroper ab Samstag, 5. März, den Raum geben, sich persönlich auszutauschen, neue Wege für sich zu finden, gemeinsam stärker zu werden.

Markus Elstner ist selbst als Kind von dem inzwischen berüchtigten Priester H. missbraucht worden. Erst als Erwachsener ist er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen, kämpft seither um die Aufklärung kirchlicher Missbrauchsfälle, um die Anerkennung des Leids der Opfer, um angemessene Entschädigung, um den Schutz von Kindern vor Gewalt und die Abschaffung von Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch.

Bottroper Selbsthilfegruppe ist offen für Männer und für Frauen

Die Selbsthilfegruppe, die den Namen „Wegweiser“ trägt, ist offen für Männer wie für Frauen, ganz gleich, in welchem Alter sie Missbrauch erlebt haben. Fünf bis sieben Mitglieder zählt die Gruppe bislang, berichtet Elstner, und viele weitere warteten schon darauf, dass es wieder richtig losgeht. Und zwar weit über Bottrop hinaus, ist Elstners Erfahrung. Es habe schon Teilnehmer aus Hannover, Bochum, Euskirchen gegeben.

Einzige Voraussetzung: Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. „Kinder und Jugendliche gehören zum Verein Gegenwind“, so Elstner. „Dort gibt es ausgebildetes Personal.“ Wer zum rund zweistündigen Treffen kommt, muss sich nicht gleich komplett öffnen, kann auch erst einmal zuhören. „Alles ist freiwillig“, betont Elstner. Und: „Alles bleibt im geschlossenen Raum, wir haben Schweigepflicht.“

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Wer sich aber bereit dazu fühlt, kann sich auch bei Veranstaltungen einbringen, wie Markus Elstner sie regelmäßig auch zusammen mit Kooperationspartnern plant. Künftig soll ihn dabei die Skulptur „Der Eichelbischof – Das Kernproblem der katholischen Kirche“ begleiten, den der berühmte Wagenbauer Jacques Tilly einst für den Düsseldorfer Karneval schuf. „Den hat Jacques Tilly mir geschenkt“, berichtet Markus Elstner. Was ihm jetzt noch fehle, sei ein Anhänger, um die Skulptur zu transportieren. Und für diesen wiederum sucht der Bottroper gerade nach Sponsoren.

SHG Wegweiser, Samstag, 5. März, Haus der Vielfalt (Paritätischer), Gerichtsstraße 3. Uhrzeit, genauer Treffpunkt und weitere Infos unter 0157 57 06 93 35. Es gilt Maskenpflicht und 3G, wobei es möglich sein soll, einen Schnelltest vor Ort zu machen.