Bottrop. . Die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wurde vor 25 Jahren gegründet. Am Freitag wird gefeiert.

Die Stimmung war 1992 offen, der sexuelle Missbrauch von Kindern von Fachleuten gerade als großes Problem erkannt. In Bottrop machte der Fall eines Mannes von sich reden, der als missbrauchtes Kind keinerlei Hilfe erfahren hatte und erst als Erwachsener über seine Erlebnisse sprechen konnte. Das alles führte damals dazu, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenschlossen und den Verein Gegenwind gründeten.

In dieser Woche feiert er sein 25-jähriges Bestehen. Die Gründungsmitglieder kamen aus den Reihen der Polizei und Justiz, aus Beratungsstellen, der Medizin oder waren selber Betroffene. Doris Wagner ist eine Frau der ersten Stunde. Die niedergelassene Therapeutin gehört heute noch dem Vorstand an, genauso wie die Rechtsanwältin Susanne Elsner und Wiltrud Evers, Diplom-Pädagogin im Frauenzentrum Courage. Von vielen Seiten bekam der Verein Unterstützung, alle waren froh, mit Gegenwind eine Fachstelle in Bottrop zu haben. Sie ist bis heute eine der wenigen im Umkreis und wird noch genauso dringend gebraucht wie 1992.

Der Blick liegt auf den Kindern

Sexueller Missbrauch von Kindern ist nicht zuletzt seit den Skandalen in der katholischen Kirche mehr denn je im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Aber auch heute noch müssen Kinder etwa elf Mal etwas über einen Missbrauch andeuten, bevor ihnen überhaupt geglaubt wird, sagt Susanne Evers. Manche Betroffene sagen hinterher, das sei schlimmer gewesen als der Übergriff. Täter haben Strategien, den Kindern Angst und Schuldgefühle einzujagen. Betroffene Kinder und Jugendliche entwickeln viele Leiden, manche leiden lebenslänglich.

„Wir lenken unseren Blick auf die Opfer“, sagt Elisabeth Bocianiak über ihre Arbeit in der Beratungsstelle. Es gehe darum, den Alltag für Kindern wieder erträglicher und lebenswert zu machen und ihnen eine altersgemäße Entwicklung zu ermöglichen.

Beim Start hatte die Beratungsstelle eine volle Stelle für die Verwaltung, eine halbe als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) für eine Beraterin. Heute arbeiten die Diplom-Pädagoginnen Elisabeth Bocianiak und Janina Fiehn mit jeweils 30 Stunden als Beraterinnen in der Einrichtung, Martin Evers macht den Verwaltungskram mit einer halben Stelle. Dazu gibt es Honorarkräfte.

Seit Ende der 90-er Jahre sitzt Gegenwind an der Essener Straße ganz oben in dem Mehrfamilienhaus, in dem unten das Frauenzentrum Courage seine Räume hat. Ein idealer Standort, wie die Mitarbeiter meinen, weil sehr anonym. Das ist vielen Eltern wichtig, wenn sie hier Hilfe suchen. Auch Beratungen können anonym durchgeführt werden. Die Mitarbeiterinnen unterliegen sowieso der Schweigepflicht.

Die Beratung ist kostenfrei

Die Beratung ist kostenfrei. Gegenwind wird von der Stadt und durch Spenden finanziert. Hauptspender ist der Verein Der rote Keil Bottrop, das Netzwerk gegen Kinderprostitution.

Ein wichtiger Teil der Arbeit bei Gegenwind ist die Prävention. Es werden Selbstbehauptungskurse für Kinder durchgeführt: „Dabei geht es aber nicht um Kampftechniken“, stellt Doris Wagner klar, „sondern darum, den Kindern zu zeigen, wie man über schwierige Themen sprechen und sich Hilfe holen kann.“ Mit dem Mitmachtheater „Fritz & Frida“ tourt Gegenwind durch Kindergärten und Grundschulen und bearbeitet die Themen spielerisch. Noch relativ neu ist das Thema „Cybermobbing – Missbrauch im Internet“. Dazu wird der Präventionsexperte Dirk Heinrichs bei der Jubiläumsfeier am Freitag, 17. November, in der Alten Börse einen Fachvortrag halten. Es gibt Reden und Auszüge aus „Fritz & Frida“.

Stadt fördert den Trägerverein

  • Seit 2000 fördert die Stadt Bottrop Gegenwind; mit dem 2017 neu geschlossenen Leistungsvertrag gibt es eine längerfristige Planungssicherheit. Dazu gibt es schon lange eine Kooperation mit dem Roten Keil Bottrop.
  • So ist die Beratungsstelle Gegenwind zu erreichen: Essener Straße 13, Tel. 20 811, Email: gegenwind-bottrop@t-online.de.
  • Infos auch auf: www.gegenwind.org