Bottrop-Kirchhellen. Nach heftigen Regenfällen stehen Grundstücke am Schölsbach in Bottrop-Kirchhellen regelmäßig unter Wasser. Nun gibt es erste Lösungen.

Immer wieder kommt es nach heftigen Regenfällen rund um den Schölsbach und die Horsthofstraße zu Überschwemmungen. Keller und Garagen laufen voll, auch Grünanlagen werden überflutet. Gemeinsam arbeiten Stadt, Lippeverband sowie der Wasser- und Bodenverband an einer Lösung des Problems. Doch es wird aufwendig.

Denn kleinere Maßnahmen wie etwa das Ausweiten von Rohrdurchlässen allein bringen keine große Verbesserung. Steffen Jonek, der zuständige Abteilungsleiter für Straßen- und Entwässerungsplanung im Tiefbauamt, berichtet von einer Simulation, die das Tiefbauamt in Auftrag gegeben hat. Dem beauftragten Ingenieurbüro sei es gelungen, die Überflutungsszenarien nachzustellen. Das sei der Nachweis, dass die Überflutungen tatsächlich auf die Weise entstehen, wie die Verantwortlichen es sich gedacht haben.

Schölsbach ist Überlauf für Kanalisation und Mischwasserbehandlung

Das Problem bei starken Regenfällen ist die Mischwasserkanalisation in den teils älteren Wohngebieten. Darüber fließt auch viel Regenwasser ab in Richtung Ortsmitte zur Mischwasserbehandlung des Lippeverbands. Alles, was dort ankommt und nicht mehr übers Pumpwerk geht, ergießt sich dann in den Schölsbach – mit dem bekannten Ergebnissen. Gleichzeitig komme es zu einem Rückstau in der Kanalisation im Dorf, über einen Überlauf fließt auch das in den Schölsbach, der so doppelt unter Druck gerät.

Das Wäldchen am Schölsbach nach einem Starkregenfall im Sommer.  
Das Wäldchen am Schölsbach nach einem Starkregenfall im Sommer.   © Unbekannt | Peter Sondermann

Aus dem Grund arbeiten nun alle Parteien gemeinsam an einer Lösung. Dazu gehört auch die Schaffung von Wasserrückhaltebecken. Ein großes soll nördlich der Pelsstraße entstehen, dafür müsste aber ein Waldstück gefällt werden. Abstimmungen mit dem Landesbetrieb Wald und Holz seien angelaufen, eine erste Anfrage sei Anfang Januar seitens der Stadt gestellt worden, so Jonek. Eine Antwort stehe noch aus. Die übrigen Flächen dort sind Privatbesitz. Zusätzlich plant die Stadt einen kleineren Rückhaltebereich südlich des Spielplatzes am Schölsbach.

Bachlauf wird nicht in den Kreisverkehr integriert

Gleichzeitig will der Wasserverband den Bach aus den Rohren befreien, will ihn wieder oberflächlich fließen lassen. Die Überlegung ist, den Bach unter der Horsthofstraße durchfließen zu lassen, ihn dann offen ein Stück parallel zu Pels- und Feldhausener Straße fließen zu lassen und ihn dann in einem kurzen Stück unter der Feldhausener Straße hindurchzuführen, wo er dann um das künftige Rückhaltebecken herumgeführt werde. Aber auch wenn das noch nicht abgeschlossen ist: Sobald die Verrohrung südlich der Feldhausener Straße geöffnet sei, werde man schon eine deutliche Verbesserung spüren, sagt Jonek.

Der Knotenpunkt von Pels- Haupt- und Feldhausener Straße. Noch fließt der Schölsbach hier unterirdisch, soll aber künftig aus dem Rohr befreit werden. In dem Waldstück unten im Bild soll ein neues Rückhaltebecken entstehen.
Der Knotenpunkt von Pels- Haupt- und Feldhausener Straße. Noch fließt der Schölsbach hier unterirdisch, soll aber künftig aus dem Rohr befreit werden. In dem Waldstück unten im Bild soll ein neues Rückhaltebecken entstehen. © Unbekannt | Hans Blossey

Lose Überlegungen, wie sie mal in der Bezirksvertretung vorgestellt wurden, den Bach in den geplanten Kreisverkehr von Pels-, Haupt- und Feldhausener Straße zu integrieren, habe man inzwischen verworfen, sagt Steffen Jonek. Der Wasserverband habe da andere Pläne.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen werde man an einigen Stellen auch noch auf Rohre mit größerem Durchmesser zurückgreifen. Wobei das – vorausgesetzt die anderen Maßnahmen werden umgesetzt – wahrscheinlich gar nicht notwendig wäre. Alles in allem habe die Simulation gezeigt, dass auf diese Weise das Problem in den Griff zu bekommen ist und die Überflutungen entlang des Baches der Vergangenheit angehören dürften.

Bleibt die Frage nach dem Zeithorizont. Dem Verband schwebe vor, noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten zu beginnen. Ob das realistisch ist? Hier zeigt sich Jonek skeptisch, allein schon, weil auch Bäume gefällt werden müssten. Er rechne eher mit einem Baubeginn Anfang 2023.

Ziele von Stadt, Land und Emschergenossenschaft

Die Stadt Bottrop arbeitet gemeinsam mit der Emschergenossenschaft, um gegen Starkregenfälle gerüstet zu sein. Seit 2004 ist Bottrop eine der Ruhrgebietsstädte, denen die Emschergenossenschaft attestiert, von Anfang an die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ und das folgende Projekt „Wasser in der Stadt von morgen“ konsequent umgesetzt zu haben.Das Etappenziel für 2020 hieß: 15 Prozent des Regenwassers sollten von der Kanalisation abgekoppelt werden. Statt in die Kanalisation zu fließen, soll soviel Regen wie möglich versickern. Das nächste Ziel, um Überflutungen nach Starkregen zu vermeiden, haben Städte, Land und Emschergenossenschaft festgeschrieben im Ruhrkonferenz-Projekt mit dem etwas sperrigen Namen „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“. Bis zum Jahr 2040 will Bottrop mindestens 25 Prozent der befestigten Flächen vom Kanalnetz abkoppeln und den Verdunstungsgrad bis 2040 um zehn Prozent erhöhen.