Kirchhellen. An der Kreuzung Haupt-/Pels-/Feldhausener Straße will die Stadt den Bach wieder sichtbar machen. Auch an Nebenläufen steht Renaturierung an.

Durch das Neubaugebiet Schultenkamp und das Wäldchen am Schölsbach plätschert der gleichnamige Bach schon renaturiert. An der Kreuzung Haupt-/Pels-/Feldhausener Straße will die Stadt ihn für ein weiteres Stück aus dem Rohr holen.

Gewässerschützer Lorenz Kerwer vom Fachbereich Umwelt hat eine große Karte des Schölsbachsystems in seinem Büro hängen. Immer, wenn eine weitere Gewässerschutzmaßnahme umgesetzt ist, hakt er sie mit einem Marker darin ab. „Das sieht inzwischen schon sehr bunt aus.“

Fast wie früher: die Einmündung des Grenzbach in den Schölsbach am Repeler Hof.
Fast wie früher: die Einmündung des Grenzbach in den Schölsbach am Repeler Hof. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Renaturierung seit 2006

Das sollte es auch, denn seit Beginn der Renaturierung im Jahr 2006 ist eine Menge passiert. Nach dem Willen des Planungsausschusses sind viele Jahre lang Ausgleichsabgaben für Eingriffe in die Natur dem Etat für die Wiederherstellung des Schölsbachsystems zugeschrieben worden. Entlang des Mesteroth in Feldhausen lässt sich das bei einem Spaziergang durch eine idyllische Feldlandschaft sehr gut beobachten: Am Repeler Hof mündet der Grenzbach (trennt Feldhausen und Overhagen) in den Schölsbach, der von da an nicht mehr nach Norden, sondern nach Osten fließt und erst an der Einmündung des Feldhausener Mühlenbachs wieder die Kurve nach Norden kriegt.

So ähnlich soll das an der Kreuzung Haupt-/Pels-/Feldhausener Straße künftig wieder aussehen. Unmittelbar hinter dem Pumpwerk des Lippeverbandes, der das Schmutzwasser aus dem Dorf Richtung Boye schickt, soll der Schölsbach wieder oberirdisch laufen auf der Fläche der alten Bahntrasse.

Begradigung 1946/47

Das ist allerdings nicht sein natürlicher Verlauf, erinnert Heimatforscher Johannes Rottmann in seinem Werk „Die Kirchhellener Bäche“: „Sein weiterer natürlicher Verlauf wurde 1946/47 begradigt und an die Bahntrasse verlegt. Vor seiner Begradigung speiste er den Teich am Hof Enbergs und trieb dort eine Mühle.“ Ebenso übrigens wie einst am Repeler Hof: „Vor 100 Jahren (das Buch entstand 1982) füllte er noch die Gräften des adligen Hauses (Repel). Auch hier setzte er das Mühlrad einer Mühle in Bewegung.“

Die konkrete Umsetzung des Schölsbach-Projektes an dem komplizierten Straßenknoten wird die Planungs- und Bauverwaltung der Stadt noch sehr viel Arbeit im Detail abfordern. Anlieger werden Flächen zur Verfügung stellen müssen, außerdem soll die Kreuzung durch einen Kreisverkehr entschärft werden. Derzeit prüft die Verwaltung auch eine große Kreisverkehr-Lösung, die die Einmündung der Horsthofstraße einschließt.

Umleitung für den Mühlenbach

Größere Pläne gibt es im Landschaftsplan noch für den Mühlenbach, einen Nebenfluss des Schölsbachs vom Liboriweg zum Schloss Beck. Am Schloss soll er einmal rund um den Schlossteich geführt werden, um stehende und fließende Gewässer zu trennen. Außerdem soll eine künstliche Treppe verschwinden, die Wassergetier den Weg bachaufwärts versperrt. Sie soll auf 30 Metern Länge durch Gefälle ersetzt werden.

Kleinere Renaturierungen stehen noch im Landschaftsplan für zwei weitere Nebenläufe, den Breilsbach und den Bräukebach. Über den gibt es eine hübsche kleine Randnotiz. Als Rottmann die Kirchhellen Bäche beschrieb, berichtete er von einem „namenlosen Bach, der in einigen Karten fälschlicherweise als Schölsbach eingetragen ist.“ Rottmann hat für dieses Gewässer einen Namen ersonnen: „Sollen wir ihn Breuke-Bach nennen?“ Heute heißt er wirklich so. Nur mit „ä“.

Die Bäche Kirchhellens

Drei Bachsysteme und ein Einzelgänger entwässern Kirchhellen in gleich drei Flüsse. Das Schölsbachsystem mündet in Dorsten in die Lippe. Das Boyesystem entspringt aus der kleinen Boye und mündet in die Emscher. Der Rehrbach und das Bachsystem des Rotbaches an der Stadtgrenze zu Oberhausen münden in den Rhein.

Rottmanns Werk „Die Bäche Kirchhellens“ ist als Beitrag Nr. 11 der „Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde“ erschienen und im Heimathaus am Hof Jünger zu bekommen.