Bottrop. Lehnte Bottrops Krisenstab eine Teststelle an der Droste-Hülshoff-Schule ab? Der Stab sagt: Wir können nichts ablehnen, was nie beantragt war.
Die Bottroper Droste-Hülshoff-Schule hatte für Eltern und Kinder ein Angebot auf Lager, das ihnen das Leben in der Corona-Krise ein wenig erleichtern sollte: Damit die Eltern mit ihren Kindern bei positiven Pool-Fällen nicht eine der Teststellen in der Stadt aufsuchen müssen, sollten stattdessen die Tester an die Grundschule kommen, um die Kinder dort zu testen.
Die Eltern hatte Schulleiter Christoph Mewes schon informiert. Zwei Tage später aber nahm er sein Angebot wieder zurück, und teilte mit, dass der Corona-Krisenstab dem Testangebot widersprochen habe. Diese Version aber weist der Sprecher des Krisenstabes ziemlich aufgebracht zurück. Im Krisenstab war danach die Aktion der Schule gar kein Thema. „Der Krisenstab hat das Testangebot nicht abgelehnt, weil er das gar nicht konnte. Es lag dafür ja überhaupt kein Antrag vor“, betont Andreas Pläsken. Das Schwarzer-Peter-Spiel um einen gut gemeinten Service für Eltern und Kinder nimmt seinen Lauf.
Bottroper Schule wollte mehr Zeit für Unterricht gewinnen
„Ich bin grundsätzlich immer für pragmatische Lösungen, die Kindern, Eltern und Kolleginnen und Kollegen in den Schulen hilft, den Pandemiealltag bestmöglich zu bewältigen. Wir hätten sicherlich auch mehr Zeit für Unterricht und Schulleben zurückgewonnen“, begründete der Schulleiter im WAZ-Gespräch die Aktion. Die Initiative dazu ging von einer Mitarbeiterin des Testzentrums aus, sagte er. Sie war früher einmal Schülerin der Droste-Hülshoff-Grundschule gewesen und hält offenbar Kontakt.
Christoph Mewes lässt die Eltern allerdings schriftlich wissen, dass das neue Testangebot mit zwei Ressorts der Verwaltung abgesprochen wäre. Sowohl das Schulressort als auch das Sozialamt hätten dem Vorhaben der Droste-Hülshoff-Schule zugestimmt, teilte der Schulleiter in einem Elternbrief mit. „Uns wurde von der Teststelle Gildestraße angeboten, dass ab Montag Mitarbeiter nach einem positiven Pool an den folgenden Tagen in die Grundschule kommen, um die Kinder hier in der Schule zu testen“, heißt es in dem Schreiben. Sie hätten die Tests dann morgens zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr vorgenommen.
Bottroper Schulleiter warb um Teilnahme an Testangebot
„Nach Rücksprache mit dem Fachbereich Schulen und Kindertagesstätten hatten wir das Testangebot so organisiert, dass alle Bedingungen erfüllt werden konnten, zum Beispiel die Freiwilligkeit des Angebots sowie die Begleitung der Tests durch die Eltern der Kinder“, erklärte Christoph Mewes. Denn es war von Beginn an Voraussetzung, dass die Eltern dann dabei sind. Freiwillig war die Teilnahme sowieso, auch wenn der Schulleiter in seinem Elternbrief offensiv darum warb: „Die Kolleginnen und Kollegen in der Schule würden sich sehr freuen, wenn möglichst viele Familien dieses Angebot - oder andere Teststellen - nutzen“, schrieb Mewes an die Eltern.
Dass die Kinder nach einem positiven Pool-Befund so oder so Schnelltests machen müssen, steht außer Frage. Entweder suchen die Eltern mit ihnen dazu ein Testzentrum auf, damit sie zum Unterricht einen negativen Test nachweisen können oder die Lehrerinnen und Lehrer müssen die Antigen-Tests in den Schulen vornehmen. Die Idee der Mitarbeiterin des Testzentrums an der Gildestraße wäre somit gerade auch für die Grundschule von Vorteil. Denn: „So gewinnen wir wieder mehr Zeit für Unterricht - und davon profitieren letztlich alle Kinder“, appellierte Mewes an die Eltern.
Rektor nimmt Testangebot zwei Tage später wieder zurück
Mehr als eine Idee war es aber nicht. „Es hat da nie etwas Offizielles gegeben“, widerspricht der Sprecher des Krisenstabs der Version der Schule. „Der Teststellenbetreiber hat das nie beantragt und will das auch gar nicht“, sagte Andreas Pläsken. Es sei außerdem auch gar nicht möglich, aus einer schon bestehenden Bürgerteststelle so einen Satelliten auszugliedern. Das habe die zuständige Mitarbeiterin im Sozialamt dem Schulleiter auch klar gemacht, berichtet der Stadtsprecher.
Der Rektor aber machte das neue Testangebot am Montag bekannt, um es dann am Mittwoch wieder zurückzunehmen. „Kurz nachdem die Elterninformation in einigen Klassen verteilt war, hat der Krisenstab der Stadt Bottrop als oberstes Gremium aber diesem Testangebot widersprochen“, schrieb Christoph Mewes in seiner erneuten Elterninformation, und: „Wir können also doch kein Testangebot an der Droste-Hülshoff-Schule machen“. Stattdessen bat er die Eltern darum, die Teststellen im Umkreis der Schule zu nutzen.
Bottroper Linkspartei fordert im Test-Fall Akteneinsicht
Überhaupt keine neuen Testzentren
Der Schulausschuss hat sich gegen Teststellen an Schulen ausgesprochen. Der Fachausschuss, in dem auch eine Reihe von Schulleitern vertreten sind, tagte nur wenige Tage, bevor die Droste-Hülshoff-Schule den Eltern ihr Testangebot unterbreitete und wieder zurück nahm.
Der Krisenstab hat inzwischen - unabhängig von der Droste-Hülshoff-Schule - entscheiden, dass die 42 Bürgertestzentren in Bottrop ausreichen und keine weiteren beauftragt werden.
Er wolle möglichst gar keine Konflikte aufkommen lassen, beteuert der Schulleiter. „Grundsätzlich hoffe ich weiterhin auf pragmatische, praktikable und kooperative Wege durch die Pandemie. Nur gemeinschaftlich werden wir diese außergewöhnliche Herausforderung und Belastungssituation für uns alle hoffentlich bald bewältigt haben“, betonte Mewes. Die Arbeit in der Stadt erkennt er nun ausdrücklich an. So hätten einige Teststellen ihre Öffnungszeiten ausgeweitet, so dass Eltern sie besser nutzen können. Mewes: „Auch dies ist ein gutes Angebot und hilft hoffentlich Eltern und damit den Kolleginnen und Kollegen in den Schulen“.
Konflikte kommen aber offenbar dennoch auf. So hat die Linkspartei wegen des Hin und Her um das Testangebot an der Droste-Hülshoff-Schule Akteneinsicht beantragt. Wegen des Inhaltes des Elternbriefs der Grundschule stoßen sich ihre Vertreter an einer Auskunft von Schuldezernent Paul Ketzer. Er hatte darauf verwiesen, dass sich nicht genügend Anbieter für die von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Linken befürworteten Testzentren an Schule gebe. Nach dem Elternbrief aber glaubten die Linken, wenigsten einen solcher Anbieter zu kennen - den es nach Auskunft der Stadt wiederum gar nicht gibt.