Bottrop. Erst Absage und nun feiern in „Brauchtumszonen“ – die Bottroper Narren ärgern sich über das Hickhack des Landes. Sie haben andere Pläne.
„Erst drängt uns die Landesregierung zur Absage aller Veranstaltungen, jetzt kommen sie mit irgendwas um die Ecke und auf einmal ist es doch möglich, zu feiern? Das kann doch nicht sein“, ärgert sich Frank Feser, der Präsident des Festkomitees Bottroper Karneval. Er spricht von einem „Hickhack“ angesichts der jüngsten Entwicklung.
Nachdem Ministerpräsident Hendrik Wüst mit den Vertretern der NRW-Narrenhochburgen gesprochen hatte, gab es nämlich für die Jecken eine Überraschung. Denn nach dem Gespräch verkündete die Landesregierung, man wolle den Straßenkarneval Ende Februar ermöglichen und den Städten die Einrichtung von „räumlich abgegrenzten Brauchtumsgebieten“ erlauben.
Für Bottrop bleibt es bei der Absage des Straßenkarnevals
Am Dienstag hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Regeln, die dort gelten müssen, vorgestellt. Demnach gilt auch in den Brauchtunszonen: Es darf keine offenen Veranstaltungen wie Festbühnen oder organisierte Umzüge geben. Gesellige Zusammenkünfte, Essen und Trinken sind in diesen Zonen auch im Freien nur mit 2G-Plus zulässig.
Unabhängig davon: Für Bottrop sieht Feser keine Chance mehr, jetzt noch etwas auf die Beine zu stellen. Innerhalb der kurzen Zeit könne man nicht einfach etwas aus dem Boden stampfen – auch aus finanziellen Gründen. In Karnevalshochburgen, wo das Geld womöglich lockerer sitzt, sei es vielleicht möglich, noch etwas zu organisieren, für Bottrop glaubt Feser nicht daran. Er bezeichnet die jetzt eingetretene Entwicklung als „sehr komisch“.
Bottroper Festkomitee sieht nach dem Hin und Her auf Landesebene „Gesprächsbedarf“
Zumal die Gesellschaften nach dem ersten Aufruf des Landes schweren Herzens ihre Veranstaltungen abgesagt haben und nun auf die versprochene Erstattung seitens der Landes warten. Schließlich waren Künstler gebucht, Veranstaltungshallen gemietet und andere finanzielle Auslagen getätigt worden. Hier hatte das Land die komplette Erstattung angekündigt. Doch im Moment sehe es so aus, als erhielten die Gesellschaften doch nur 90 Prozent ihrer Kosten zurück, dazu komme ein bürokratischer Aufwand, wie Feser berichtet.
Die kleinen Bottroper Vereine, die hier den Karneval tragen, könnten nicht innerhalb von 20 Tagen wieder alles neu planen. Feser stellt sich mit Blick auf die Beratungen von Landesregierung und Narrenhochburgen die Frage: „Wie gehen die da mit uns um?“ Geht es nach ihm, werde man die Sache nicht so auf sich beruhen lassen. Er sieht in der Frage noch reichlich Gesprächsbedarf.
Bottroper Narren rufen an Weiberfastnacht zur Impfung auf
Nichtsdestotrotz – ganz in der Versenkung verschwinden werden die Bottroper Karnevalisten in diesem Jahr nicht. Wie schon im vergangenen Jahr mit der jecken Ausstellung im ehemaligen Karstadt-Haus in der Bottroper Innenstadt so wollen sie sich auch in diesem Jahr zeigen. Dafür verbinden sie diesmal Karneval und Corona – genauer die Impfung gegen das Virus. Statt zum Prinzenwiegen an Weiberfastnacht laden die Jecken diesmal zum „närrischen Altweiber-Booster“.
In Absprache mit dem städtischen Krisenstab habe man den Impfbus besorgt. Der steht dann am Donnerstag, 22. Februar, auf dem Pferdemarkt – vor der Sparkasse, dort wo sonst üblicherweise zu dem Termin die Tollitäten in (Schoko)gold aufgewogen werden. In der Zeit von 11.11 Uhr bis 16.11 Uhr hat dann jeder die Gelegenheit, sich die erste, zweite oder dritte Spritze gegen Corona setzenzulassen.
Ein Bratwurtgutschein für alle Impflinge
Gleichzeitig wollen die Karnevalsgesellschaften auf der Open-Air-Bühne ein buntes Programm bieten. Derzeit läuft noch die genaue Planung. Allerdings hätten wohl schon Prinzenpaare aus anderen Ruhrgebietsstädten Unterstützung signalisiert und angekündigt, vorbeizukommen, heißt es seitens des Festkomitees.
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Unterstützt werden die Narren bei der Aktion von der Sparkasse Bottrop – nicht nur finanziell. Das Geldinstitut stellt außerdem ein Glücksrad, Bühnendeko sowie Plüschtiere für alle Kinderimpflinge zur Verfügung. Jeder Impfling erhält zudem einen Bratwurstgutschein.