Bottrop. Das fiebernde Kind wird positiv auf Corona getestet. Und jetzt? Eine Bottroper Familie erzählt, welcher Irrlauf für sie danach folgte.
Mehr als 5000 Bottroperinnen und Bottroper sind nach Schätzungen des Landeszentrums Gesundheit aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Immer öfter lautet das Schnelltest-Ergebnis „positiv“. Und dann? Sind Symptome wie Fieber, trockener Husten, Kopfschmerzen, Schlappheit – bei einem leichten Verlauf – nur ein Teil des Problems. Stefanie (Name von der Redaktion geändert) erzählt, wie kompliziert das Leben plötzlich für eine Familie wird, in die das Coronavirus Einzug gehalten hat. Samt Test-Bingo und Info-Leck.
Seit Jahresbeginn rücken die Corona-Infektionen unerbittlich näher
Seit Jahresbeginn schon spüren Stefanie, ihr Mann und die beiden Kinder (fünf und elf Jahre alt), dass in der Omikron-Welle eine Ansteckung auch für sie immer wahrscheinlicher wird – trotz Impfung, Booster, Vorsicht bei sozialen Kontakten. Dann fiebert die kleine Tochter in der Nacht, hat Kopfschmerzen. Der Schnelltest daheim ist positiv, obwohl es der noch ungeimpften Fünfjährigen morgens schon wieder relativ gut geht. Es ist Samstag, und für Stefanie ist klar: Jetzt muss erstmal für die gesamte Familie ein Bürgertest her. „Dabei stellte sich heraus, dass ich auch positiv bin, mein Mann und mein Sohn waren negativ.“
Parallel gehen in der Kita-Whatsapp-Gruppe schon weitere positiv-Meldungen ein. „Dort hieß es auf einmal, dass man für die ungeimpften Kinder einen PCR-Test braucht, um einen Genesenennachweis zu bekommen.“ Aha, denkt Stefanie, die davon bislang noch nichts gehört hatte. Aber wie kommt man samstagmittags an einen PCR-Test? Wieder helfen Tipps anderer Eltern. Mit ihrer Tochter sucht Stefanie schließlich ein Testzentrum in Gladbeck auf.
Mutter und Tochter ergeben sich ins Test-Schicksal
Allein: Das positive Ergebnis aus einem anderen Testzentrum wird dort nicht anerkannt, ein weiterer Bürgertest vor Ort muss her, bevor der PCR-Abgleich hier möglich ist. Mutter und Tochter ergeben sich ins Test-Schicksal, warten aber vergeblich aufs Ergebnis per E-Mail. Nachgefragt beim Anbieter, der das Problem nicht lösen kann, aber versichert: „Diese ganze Rutsche war negativ.“
Negativ? Das kann doch nicht sein? „Dann haben wir dort einen weiteren Antigen-Test gemacht“, seufzt Stefanie, um Klarheit bemüht. Im Übrigen der mittlerweile vierte für die kleine Tochter. Diesmal gibt’s auch die personalisierten Ergebnisse dazu. „Diesmal war es so, dass meine Tochter positiv war und ich negativ. Woraufhin mir kein PCR-Test abgenommen werden konnte – aber meiner Tochter.“ Das ganze Prozedere habe, immerhin mit krankem Kind und in der Kälte, eineinhalb Stunden gedauert.
Wieder daheim, lässt Stefanie, selbst ein Kratzen im Hals spürend, ihr eigener, ungewisser Status keine Ruhe. Im Freundeskreis erhält sie die Info, dass es eine Teststelle in Bottrop gibt, die PCR-Tests abnimmt, auch wenn man mit einem positiven Schnelltest-Ergebnis eines anderen offiziellen Anbieters aufläuft. Das klappt dann auch.
Puh, bleibt nur zu hoffen, dass die PCR-Test-Ergebnisse nicht zu lange auf sich warten lassen. „Wir haben uns dann alle erst einmal in Isolation beziehungsweise in Quarantäne begeben.“ Der elfjährige Sohn, obwohl negativ getestet und schon zweifach geimpft, bleibt in Absprache mit der Klassenlehrerin vorsichtshalber auch der Schule fern. Aufgaben gibt’s online – er ist nicht der einzige Betroffene in der Klasse.
Dienstag bekommt der Familienvater Symptome
Dienstag erhält nicht nur die Tochter die Bestätigung per PCR-Testergebnis, dass sie Covid-19 hat. An jenem Tag bekommt auch ihr Vater heftige Symptome, wird später positiv getestet. Stefanie aber, die sich mittlerweile richtig krank fühlt, erhält am Donnerstag nach einigem Hin und Her ein negatives PCR-Ergebnis! Sie kann es nicht glauben, macht zu Hause noch einmal einen Selbsttest, der positiv ausfällt. Die Verwirrung ist perfekt. „Ich habe dann das Gesundheitsamt angerufen, die Corona-Hotline, und meine Situation geschildert.“ Die Ansprechpartnerin riet nach Rücksprache, den PCR-Test zu wiederholen. Gesagt, getan. Dieser ist am Ende tatsächlich positiv.
Was sie an dem ganzen Test-Chaos auch ärgert: „Das läuft von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich, jeder hat offenbar eigene Regeln. Manche wollen den Personalausweis, andere die Krankenkassenkarte.“ Manche liefern Ergebnisse schnell, bei anderen kommen Nachrichten gar nicht oder nur im Mail-Spam-Ordner an.
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Aber vor allem: An Infos zu kommen stellte sich für Stefanie am Wochenende als echte Herausforderung dar: „Die Hotline der Bundesregierung ist am Wochenende nicht geschaltet. Das Corona-Telefon der Stadt am Samstag immerhin von 10 bis 14 Uhr.“ Zu der Zeit war sie aber noch gar nicht vom Testen zurück. Also rief sie die 116 117 an. Der Rat dort: „Kontaktieren Sie am besten den Hausarzt oder das Gesundheitsamt.“ Am Wochenende, wie gesagt … Die Informationen auf der Homepage der Stadt Bottrop halfen durchaus weiter, wobei „alle Eventualitäten können da auch nicht abgebildet werden“.
Hilfreiche Tipps und Infos gab’s für Stephanie in der Akutsituation vor allem von anderen Betroffenen im Bekanntenkreis. „Ich weiß nicht, wie viele Nachrichten hin und her gingen.“ Auch bei anderen Eltern gebe es viele Fragezeichen.
Quarantäne: Kleine Tochter fit, Eltern hängen in den Seilen
Fast nebenbei stellen sich für die Familie natürlich auch ganz praktische Fragen. Wenn alle in Isolation oder Quarantäne sind – wer kauft ein? Und wenn die Eltern erst ein paar Tage nach dem Kind erkranken – verlängert sich dann auch die Quarantäne fürs Kind noch einmal? „Das Gesundheitsamt hat gesagt: Ab der Erkrankung gelten immer zehn Tage Quarantäne, ohne Symptome kann man sich ab dem siebten Tag frei testen“, hat Stephanie inzwischen in Erfahrung gebracht.
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Allerdings hat ihre Kita eine eigene Regelung aufgestellt, wonach Kinder nicht geschickt werden sollen, so lange noch jemand in der Familie an Corona erkrankt ist. Ist die kleine Tochter jedoch wieder fit daheim und die Eltern sind noch krank und hängen in den Seilen – stellt auch das die Familie vor echte Herausforderungen.
Nicht zu vergessen die Sorge um die Gesundheit der Familienmitglieder: „Um meinen Mann habe ich mir zwischendurch schon Sorgen gemacht. Er hatte Fieber, fiesen Husten und das Atmen tat ihm weh“, berichtet Stefanie.