Bottrop. Das zweite Bottroper Rathaus soll viel weniger Energie verbrauchen als normale Gebäude. Energie-Experten erklären, wie das funktionieren soll.
Das zweite Bottroper Verwaltungsgebäude, das auf dem Saalbaugelände am Droste-Hülshoff-Platz neben dem historischen Rathaus geplant ist, soll viel weniger Energie verbrauchen als Standardgebäude. Ziel ist ein Niveau beim energieeffizienten Bauen, das dem Effizienzgebäudestandard 40 entspricht.
„Das ist die höchste Förderstufe, die wir momentan haben“, sagte Prof. Angele Tersluisen vor Ratsvertretern in der Aula Welheim. Der Energiebedarf eines solchen Gebäudes beträgt weniger als 40 Prozent eines per Gesetz vorgegebenen Normalgebäudes. Maßstab ist außerdem, dass die Energie aus erneuerbaren Quellen wie Erdwärme oder Sonne stammt.
- Falsche Maskenatteste: Polizei ermittelt gegen Arzt
- Bottroper Tafel: Das Dilemma um die Zukunft
- Kirchhellen:Kritik an neuen Videowänden
- Berliner-Platz-Grill:40 Jahre Gyros-Spieß
- Saalbau:Endloser Streit um den Abriss
Die Energieberaterin hat im Auftrag der Stadt jetzt die Richtlinien für die Energieversorgung des neuen Verwaltungsbaus erarbeitet und vorgelegt, an denen sich die Teilnehmer des Architektenwettbewerbes, den die Stadt für den Rathausneubau ausloben wird, orientieren sollen. In wieweit die Bauherren und Architekten diese Anforderungen erfüllen, gibt mit den Ausschlag dafür, ob sie den Bauauftrag für den neuen Verwaltungssitz bekommen.
Bottrop will mit Erdwärme laufen Kosten fürs Rathaus senken
„Grundsätzlich gilt: je geringer der Energiebedarf, desto geringer die Betriebskosten“, formuliert die Ingenieurin in ihrem Gutachten, auch wenn die konkreten Energiepreise momentan selbstverständlich nicht seriös vorhergesagt werden könnten. Da es der Stadt wichtig ist, bei der Energieversorgung für das neue Gebäude nicht nur den CO2-Ausstoß minimal zu halten, sondern auch die laufenden Kosten für die Wartung und Instandhaltung sowie den technischen Aufwand nicht unnötig groß werden zu lassen, rät die Fachfrau dazu, auf den Einsatz von Erdwärme zu setzen.
Prinzipiell kann Geothermie laut Umweltbundesamt sowohl zum Heizen, aber auch zum Kühlen und zur Stromerzeugung genutzt werden. Aktives Kühlen durch Klimaanlagen schließt die Energieberaterin aus Klimaschutzgründen ohnehin aus, zumal dadurch auch der Energieverbrauch und die CO2-Last wieder ansteige. „Geothermie ist sehr teuer“, meinte CDU-Vertreter Karl Reckmann zwar, das wisse er aus Erfahrungen mit eigenen Bauprojekten. Doch die Wissenschaftlerin empfiehlt die Geothermie auch deshalb, weil diese auf dem Grundstück für das zweite Rathaus gut nutzbar gemacht werden könne.
Solarzellen auf grünen Dächern sind sehr wirkungsvoll
In der Werkstatt erarbeitet
Das Energiekonzept für das zweite Rathaus ist in einem Werkstattverfahren erarbeitet worden. Zur Beratung hat die Stadt das Fachbüro ee-concept hinzu geholt. Dessen Geschäftsleiterin ist Prof. Angele Tersluisen. Sie sei übrigens eine gebürtige Bottroperin, wie SPD-Ratsherr Frank Beicht sagte.
Mitgearbeitet an dem Konzept haben auch Bottrops Technischer Beigeordneter Klaus Müller sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, der Fachbereiche für Immobilienwirtschaft sowie für Umwelt und Grün. Außerdem wirkten eine Fachkraft für Arbeitssicherheit und Vertreter des städtischen Personalrates mit.
Spitzenbelastungen will die Stadt durch die Anbindung des Baus an das Fernwärmenetz auffangen; offenbar noch ein notwendiges Übel. Denn: „Fernwärme ist nicht klimaschonend“, bekräftigte Angele Tersluisen. Den Einsatz von Photovoltaik für den Neubau erklären die Stadt und ihre Beraterin dagegen zur Pflicht.
Die Architekten wird die Stadt in dem Wettbewerb daher zur Aufgabe machen, an dem zweiten Rathaus so viele Flächen wie möglich zur Stromerzeugung aus Photovoltaik zur Verfügung zu stellen. Die Solartechnik soll dabei nicht nur auf den begrünten Dächern installiert werden, sondern auch sonst in die Gebäudehülle eingearbeitet werden. Ohnehin ist sich die Energieberaterin sicher: „Die Anordnung von PV-Modulen auf Gründächern erhöht den Wirkungsgrad“.
Bei der Beleuchtung und Belüftung des Baus gibt die Ingenieurin vor, auf natürliche Effekte zu achten. Grundsätzlich will sie die Beleuchtung per LED-Technik sicher, mahnt aber: „Die künstliche Beleuchtung kann in Bürogebäuden einen großen Anteil am Endenergiebedarf darstellen, der Fokus liegt daher auf der Optimierung der natürlichen Belichtung“. Und damit in den Büros und Sälen nicht die Luft ausgeht, setzt sich auf die gute, alte Fensterlüftung.