Kirchhellen. Kirchhellen wird Vorreiter für digitale Außenwerbung: Die ersten beiden Videowände werden derzeit aufgebaut. Doch es hagelt schon Kritik.
An der Hauptstraße in Dorfkern entstehen gerade zwei digitale Videowände. Sie sind Bestandteil einer Partnerschaft zwischen der Stadt und dem Außenwerber Ströer. Die Bezirksvertretung hat der Aufstellung seinerzeit zwar zugestimmt, sagen Willi Stratmann (SPD) und Oliver Mies (FDP). Besonders am Standort neben dem neuen Bücherschrank am alten Marktplatz gibt es inzwischen Kritik.
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„Im Rahmen des Stärkungspaktes und zur Optimierung der Nutzung öffentlicher Flächen für Werbezwecke“ hatte der Rat beschlossen, „unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, stadtgestalterischer und verkehrsplanerischer Aspekte die Plakatwerbung auszulagern. Nach einer Ausschreibung wurde die Außenwerbung vertraglich mit der Firma Ströer Deutsche Städte Medien vereinbart.“ Diese Vereinbarung hatte die Stadt im September 2019 vorgestellt. Die Idee dahinter: Einnahmen zu erzeugen und gleichzeitig das Problem mit Werbungs-Wildwuchs zu entschärfen.
500 Werbeträger an Laternen
Auf der Basis dieses Vertrages hat das Unternehmen, das auch die Werbeflächen auf den Bussen der Vestischen vermarktet, unter anderem 500 Werbeträgern an Laternen angebracht. Vertragsbestandteil: Einige davon darf die Stadt auch nutzen, um eigene Veranstaltungen zu bewerben.
Ähnlich funktioniert auch die Vereinbarung über die neuen digitalen Infotafeln. Neben Werbung will das Unternehmen auch Nachrichten über „Public Video City“ ausspielen. Auch lokale Nachrichten könnten dort laufen. Zudem hat die Stadt über die Feuerwehr die Möglichkeit, im Krisenfall dort Informationen oder Verhaltensempfehlungen zu verbreiten.
„Auch die Bezirksvertretung war beteiligt“
„Die Aufstellung der Videowände geht zurück auf die Vereinbarung 2019 und ist abgestimmt mit allen Fachämtern. Auch die Bezirksvertretung war beteiligt“, sagt Stadt-Sprecher Thorsten Albrecht. Das stimmt, sagt Oliver Mies. Aber: „Als uns die Pläne vorgestellt wurden, waren wir irritiert, weil wir im Dorf so etwas gar nicht brauchen.“ Zunächst seien fünf Standorte im Gespräch gewesen. Die beiden Standorte an der Hauptstraße seien dann die „Kröte, die wir schlucken mussten“ gewesen.
Mindestens den Standort auf dem alten Marktplatz findet Mies schlecht gewählt. Er nehme Radlern die Sicht, die von der Schul- auf die Hauptstraße einbiegen wollten, und zwinge Mütter mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren zum Ausweichen auf die Fahrbahn. Das darf nicht sein, sagt auch SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann: „Bei allen wirtschaftlichen Interessen: Verkehrssicherheit geht vor.“
Die sei sichergestellt, sagt Albrecht. Die Standorte seien metergenau mit dem Straßenverkehrsamt abgestimmt. Wenn Abstände nicht eingehalten würden, werde das spätestens bei der Bauabnahme moniert.
Maßnahmen gegen wildes Plakatieren
Parallel zur Werbe-Partnerschaft mit Ströer hat das Straßenverkehrsamt mit weiteren Fachämtern eine gemeinsame Vorgehensweise abgestimmt, um gezielt gegen Wildplakatierung vorzugehen. Gemeinsam würden in regelmäßigen Abständen Kontrollen und „Entfernungsaktionen“ durchgeführt, kündigte die Stadt bei der Vorstellung der Partnerschaft 2019 an. Ordnungswidrigkeiten würden konsequent geahndet. „Veranstalter werden schon im Genehmigungsverfahren für die jeweilige Veranstaltung auf die vertraglichen Regelungen mit dem Werbepartner der Stadt hingewiesen.“