Bottrop. Baufirma reißt junge Ahornbäume in Bottrops prominenter Lage heraus. Stadt prüft rechtliche Schritte. Inzwischen hat sich der Bauherr geäußert.
Baumfrevel an Bottrops Parkstraße. Vor einer Baustelle unmittelbar neben dem historischen Teil des Stadtgartens hat eine Baufirma zwei der jungen Bäume herausgerissen. Sie störten offenbar die Anlieferung für den Neubau anstelle des abgerissenen markanten Bungalows. Nicht nur die Ahornbäume wurden dabei widerrechtlich entfernt. Auch die Schutzbügel, die die Jungbäume vor Beschädigungen durch parkende Autos schützen sollen, seien gleich mit herausgerissen worden und liegen jetzt auf der Baustelle, so Ulrich Schulze. „Das ist ein Affront, so etwas habe ich in meiner langjährigen Tätigkeit in Bottrop noch nicht erlebt“, empört sich der Stadtsprecher.
Gegen das Verbot der Stadt gehandelt
Das Vorgehen sei umso dreister, als es bereits Vorgespräche zwischen Stadt und Bauleitung gegeben habe, wie die Anlieferung der Baustelle für alle möglichst problemlos zu bewerkstelligen sei. Mit einem größeren Kran hätte man sperrige Teile auf das Grundstück heben lassen können, dafür hätte sogar die Straße gesperrt dürfen.
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Ursprünglich habe die Baufirma die Bäume sogar fällen wollen. Jetzt stellten Mitarbeiter des Fachbereichs Grün und Umwelt fest, dass die Bäume trotz Verbots einfach unsachgemäß herausgerissen wurden. „Einen Baum hat man dann schnell wieder in das Loch gestopft. Wo der zweite Ahorn ist, wissen wir noch nicht“, so Schulze weiter.
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Dies alles sei umso ärgerlicher, da alles ohne behördliche Genehmigung geschehen sei und die Bäume unfachgemäß behandelt worden seien. Die hätten sich trotz der vergangenen heißen Sommer durch einen hohen Pflegeaufwand gut entwickelt. Daher wollte die Stadt auch nach anderen Lösungen suchen. Ein Ersatz in dieser Größe sei auch nicht einfach, da die Bäume bereits gut mit dem Boden verwachsen und sich auf die Standortbedingungen eingestellt hätten. Neue Bäume bedeuteten erneut hohen Pflegeaufwand und damit Kosten in den ersten Jahren. Auch der einheitliche Alleecharakter der Parkstraße werde sich zwangsläufig wieder verändern. Die Stadt jedenfalls prüfe rechtliche Konsequenzen, einmal ordnungsrechtlich wegen Verstoßes gegen die Baumschutzsatzung, dann zivilrechtlich mit Blick auf Schadensersatzforderungen.
Bottroper setzten sich stark für Neupflanzungen mit Alleecharakter ein
Unterdessen teilte der Erste Beigeordnete der Stadt, Klaus Müller, mit, dass sich der neue Eigentümer des Objekts gemeldet habe. Demzufolge habe die Baufirma ohne dessen Wissen gehandelt. Er habe der Stadt angeboten, für den Schaden aufzukommen. Der einheitliche Alleecharakter sei aber wohl nachhaltig beschädigt, so Müller.
Die alte Kastanienallee war nicht zu retten
Um die Bäume an der Parkstraße hatte es in den Jahren zwischen 2010 und 2015 eine breite politische Diskussion gegeben.
Die alte Kastanienallee musste damals gefällt werden, da die Bäume von einer schädlichen Bakterienart befallen waren und aus Sicherheitsgründen entfernt werden mussten. Danach begannen die aufwendigen Neupflanzungen mit Ahornbäumen.