Bottrop. Ein Mann aus Gladbeck legt in der Bottroper Wohnung seiner Mutter Feuer. Das Haus ist wochenlang unbewohnbar. Jetzt steht er vor Gericht.
Es muss eine wuchtige Explosion gewesen sein: Am Mittag des 19. Juli 2021 hat ein gewaltiger Knall den Bottroper Stadtteil Fuhlenbrock erschüttert. Kurz darauf stand ein Sechsfamilienhaus am Rilkeweg in Flammen. Seit Montag beschäftigt der Fall das Essener Landgericht.
Angeklagt ist ein 25 Jahre alter Mann aus Gladbeck. Die Ärzte gehen davon aus, dass er psychisch krank ist. Nachbarn haben ihn vor Gericht als „total wirr“ beschrieben. Dass er der Täter ist, steht aber wohl fest. „Ja, ich habe den Brand gelegt“, sagte er den Richtern zum Prozessauftakt. Die Hintergründe sind allerdings nach wie vor völlig unklar. Dazu will der 25-Jährige im Prozess erst einmal schweigen.
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Es war um kurz nach 13 Uhr, als er schreiend aus dem Haus gerannt kam. Dabei riss er sich seine brennende Kleidung vom Leib, warf seinen Rucksack weg und lag später nur noch mit Unterhose und Socken bekleidet auf einer nahen Rasenfläche. „Er hat laut um Hilfe gerufen“, erinnerte sich ein Nachbar, der als erster am Brandhaus war. Eine Frau, die ebenfalls schnell vor Ort war, sprach von Blut und Brandverletzungen – auch im Gesicht. Die Ärzte hatten später Verbrennungen zweiten Grades festgestellt.
Nachbarn waren noch im Haus
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte knapp fünf Liter Benzin in der Wohnung seiner Mutter verschüttet und angezündet hat. Kurz darauf gab es in der Wohnung im ersten Stock eine gewaltige Explosion, die gleich zwei Wohnungstüren aus der Verankerung gerissen hat. Außerdem gingen Scheiben und Rollos zu Bruch. Flammen und Rauch waren von Weitem zu sehen. Das Haus war mehrere Wochen lang unbewohnbar.
Die Mutter des 25-Jährigen war damals nicht zu Hause. Dafür befanden sich noch zwei andere Bewohner im Haus. Eine Rentnerin wurde über ihren Balkon gerettet, ein 33-jähriger Informatiker hatte sogar noch geschlafen. „Ich habe hundert Prozent Gleitzeit und arbeite meistens nachts“, sagte er den Richtern.
„Musste meinen Computer retten“
Er war durch den Knall aufgeschreckt, hatte dann gesehen, dass seine Wohnungstür sperrangelweit aufstand. Der Beschlag war durch die Wucht der Explosion herausgerissen worden und bis in sein Badezimmer geflogen. Ein Stockwerk höher hatten sich die Flammen bereits im Hausflur ausgebreitet.
Er flüchtete nach draußen, rannte zum Entsetzen seiner Mutter, die in der Nachbarschaft wohnte und herübergeeilt war, aber noch einmal zurück. „Ich musste meinen Computer retten. Da ist meine ganze Arbeit drauf.“
Mit Feuerlöscher ins Haus
Zunächst war unklar, ob sich noch weitere Personen im Haus befanden. Der Angeklagte soll so etwas erwähnt haben. Außerdem soll er von zwei Katzen gesprochen haben. Ein Nachbar war daraufhin mit einem Feuerlöscher ins erste Obergeschoss vorgedrungen. Doch er kam nur bis zum obersten Treppenabsatz. „Das war extrem heiß – und überall war Qualm“, sagte er bei seiner Zeugenvernehmung. Auch er selbst hatte sich am nächsten Morgen ins Krankenhaus begeben müssen. Die Diagnose: eine leichte Rauchgasvergiftung.
„Das wollte ich nicht“
Woran sich vor Gericht alle Zeugen erinnerten, die damals schnell am Tatort waren: Als der Angeklagte auf dem Rasen lag, soll er immer wieder diese zwei Sätze wiederholt haben: „Das wollte ich nicht.“ Und: „Das tut mir leid.“ Genau so hatten es die Ersthelfer damals auch eingeschätzt. „Es sah aus, als hätte er sich total erschrocken“, sagte eine Frau den Richtern.
Gericht prüft Einweisung in die Psychiatrie
Die 16. Strafkammer am Essener Landgericht muss nun prüfen, ob der Angeklagte auf unbestimmte Zeit in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden muss – zum Schutz der Allgemeinheit. Der Prozess wird fortgesetzt. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Anfang Februar zu rechnen.