Duisburg. Dr. Nikolaus Büchner erklärt die Unterschiede zwischen Grippe und Corona. „Wir analysieren jede einzelne Todesursache“, sagt der Lungenarzt.

Die angebliche Pandemie ist nicht dramatischer als eine Grippesaison. Täglich sterben nur sehr wenige Menschen an Covid-19. Die Krankenhäuser treiben die Corona-Todeszahlen auf Geheiß der Politik sogar mit Unfalltoten in die Höhe, denen sie eine Sars-CoV-2-Infektion andichten. Dass nicht nur Corona-LeugnerFalschbehauptungen wie diese glauben und verbreiten, ist für Dr. Nikolaus Büchner vollkommen abwegig. Der Lungenarzt hat in der Helios St.-Johannes-Klinik in Duisburg seit März über 800 Corona-Patienten behandelt.

Wie würden Sie einem Corona-Skeptiker den Unterschied zwischen der Grippe und Corona erklären?

Dr. Nikolaus Büchner: Ich würde am liebsten sagen: Kommen Sie ins Krankenhaus, und sehen Sie es sich an. Ich habe eine solche Masse von Schwerkranken in 20 Jahren noch nicht erlebt, nicht mal ansatzweise selbst in der sehr schweren Grippe-Epidemie 2017/18 nicht. Für ein Krankenhaus mit einer Intensivstation, für Pfleger und Ärzte führt auch die Grippe alle drei, vier Jahre zu einer schweren Belastung, aber niemals zu einer derart langen und schweren Dauerbelastung wie nun schon seit März. Die Zahl der Fälle und die der Toten ist bei Corona um ein Mehrfaches höher, die Sterblichkeit auch.

Die Covid-Patienten müssen außerdem viel länger behandelt werden, liegen oft mehrere Wochen auf der Intensiv. Wir hatten bis zu 95 gleichzeitig hier. Das klingt für zwei Krankenhäuser mit über 800 Betten (an den beiden Standorten Johannes und Marien, d. Red.) erstmal wenig. Aber es bedeutete, dass wir durchgängig Drei-Bett-Zimmer auflösen mussten, damit der Abstand gewahrt werden konnte; in vielen Fällen liegen Corona-Patienten einzeln.

Ein weiterer Unterschied: Gegen Grippe-Viren gibt es Medikamente, gegen Covid noch nicht. Und: Corona ist viel ansteckender. Die Infektionsschutzmaßnahmen wirken gegen Corona und Influenza ähnlich. Aber Grippe-Patienten sehen selbst wir als Lungenklinik im Moment, mitten in der Grippesaison, fast gar nicht. Was wäre passiert, wenn wir eine liberale Haltung gehabt hätten wie in Schweden? Wir hätten spätestens im Winter eine Überlastung der Krankenhäuser und des Gesundheitssystems gehabt, da bin ich mir sicher.

Ich frage stellvertretend für misstrauische Beobachter: Sind viele Covid-Tote, auch in Ihrer Klinik, nicht eher mit statt am Virus gestorben?

Diese Frage stellt sich übrigens auch bei der Grippe. Wir analysieren jede einzelne Todesursache. Wir wollen wissen, woran ein Mensch gestorben ist. Ein Großteil der Covid-Patienten stirbt wirklich in einem engen ursächlichen Zusammenhang an der Coronavirus-Erkrankung. Bei den anderen führt sie zu einer Verschlechterung der Vorerkrankungen und schließlich zum Tod, ist also zum Beispiel der Auslöser des tödlichen Herzversagens. Medizinisch ist ,an …‘ oder ,mit Corona verstorben‘ daher oft nicht ganz voneinander zu trennen.

Warum obduzieren sie nicht häufiger, um zu belegen, dass Corona nicht nur ein Nebenbefund ist? Im Spätsommer hatten Vertreter dreier Pathologieverbände durch 154 Obduktionen nachgewiesen, dass auch nach den präzisesten Kriterien 82 Prozent der obduzierten Toten an, nicht mit oder infolge von Corona gestorben sind, sondern direkt durch die Viruserkrankung.

Eine Obduktion darf nur mit Zustimmung der Angehörigen erfolgen, um den medizinischen Hintergrund zu klären oder wenn es Zweifel an der Todesart gibt, dann wird eine Obduktion durch die Staatsanwaltschaft in die Wege geleitet. Wir können aber aufgrund des klinischen Verlaufes und verschiedener Untersuchungen für die große Mehrheit der Todesfälle sagen, dass Corona die Todesursache war.

Haben Sie schon mal einen Corona-Skeptiker oder -Leugner behandelt?

Nein, die habe ich hier im Krankenhaus erstaunlicherweise noch nicht getroffen. Hier müssen sich die Leute den Fakten stellen.

■ Den zweiten Teil des Interviews mit Dr. Nikolaus Büchner lesen Sie hier. Themen darin: Infektionsschutz im Krankenhaus, Risikofaktoren für schwere Verläufe, Erfolgsfaktoren bei der Behandlung, Covid-Rätsel und -Folgeerkrankungen.