Bottrop. Mit dem Fußwegen in Bottrop stimmt vieles nicht, stellten die Bürger fest. Die Stadt will das nun besser machen. Was schnell geht und was nicht.
Fußgänger müssen in der Bottroper Innenstadt mit vielen Nachteilen leben. Doch die Stadt hat erste Schritte unternommen, um das zu ändern: durch Tempo 30 am Fußgängerüberweg am Lamperfeld zum Beispiel, durch eine Elternhaltestelle am Heinrich-Heine-Gymnasium oder Tempo 10 am Berliner Platz. Doch die Liste an Verbesserungsvorschlägen und Kritikpunkten, die jüngere wie ältere Bürger anbrachten, ist länger: Gehwege sind zu schmal und oft mit Autos zugeparkt. Die Grünphasen für Fußgänger an den Ampeln sind zu kurz. Beschädigte Beläge auf Fußwegen erhöhen die Stolpergefahr.
Auch das sind im Detail Gründe dafür, warum immer weniger Bewohner in der Bottroper Innenstadt zu Fuß unterwegs sind. Der Anteil des Fußgängerverkehrs macht gerade noch 18 Prozent aus. Ziel ist es, dass der Anteil der Fußgänger in der City in Zukunft wenigstens wieder bei 25 Prozent liegt. Deshalb legte die Verwaltung jetzt eine mehrseitige Prioritätenliste vor, nach der sie in den nächsten Jahren die Verbesserungsvorschläge der Bürger aufgreifen will, um den Fußgängerverkehr zu erleichtern. Einiges davon ist auch längst erledigt, anderes wird dagegen noch mehrere Jahre dauern.
Junge und ältere Bottroper machen Verbesserungsvorschläge
Allen voran Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) unterstützte im Bottroper Verkehrsausschuss jetzt demonstrativ die Bemühungen, in der Bottroper Innenstadt mehr für Fußgänger, aber auch für Radfahrer zu tun. Es bewege sich da inzwischen eine Menge, lobte er. Verkehrsausschussvorsitzender Rüdiger Lehr dankte dafür ausdrücklich den Bürgerinnen und Bürgern, die den Verbesserungsprozess schließlich in Gang gebracht haben.
So hatte die Verwaltung je zwei Gruppen von Schülern und Senioren in mehreren Workshops zu Fußverkehrchecks und Fußgängen durch die Innenstadt eingeladen: Während sich die Schülerinnen und Schüler vom Josef-Albers-Gymnasium aus auf den Weg durch die Innenstadt bis zur Marie-Curie-Realschule machten, spazierten die Seniorinnen und Senioren vom Wohnheim Rottmannsmühle an der Wortmannstraße durch die City bis zum Käthe-Braus-Haus an der Neustraße.
Die Aktion sei eine gute Sache. „Hier wird mit wenigen Mitteln etwas erreicht“, ordnete auch Grünen-Verkehrssprecher Roger Köllner die Konsequenzen aus dem Fußverkehrschecks positiv ein. Er wünscht sich solche Checks aber nicht nur für die Innenstadt, sondern zum Beispiel auch für Stadtteilzentren wie Eigen. Boy oder Fuhlenbrock.
CDU-Verkehrssprecher Christian Geise ging weiter ins Detail und forderte zusätzlich Querungshilfen an der Eichenstraße oder in Höhe der Hauptfeuerwache. Geise dringt vor allem auch auf fußgängerfreundlichere Ampelschaltungen. „Wollen wir weiterhin den Kfz-Verkehr mit Tempo 50 durch die Stadt jagen lassen oder wie ist es, wenn wir den Fußgängern kürzere Wartezeiten ermöglichen?“, fragte er.
Manches lässt sich nicht einmal in zehn Jahren verwirklichen
Ersparnis am Heidenheck
Rund 500.000 Euro hatte die Verwaltung für den Umbau der Kreuzung an der Osterfelder Straße und am Heidenheck eingeplant. Damit sollte auch erreicht werden, dass Kraftfahrer die kleine Heidenheck-Straße nicht weiter als Abkürzungspiste zur Umfahrung der Ampel missbrauchen können.
Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff weist darauf hin, dass dies günstiger zu lösen sei als durch einen so teuren Kreuzungsumbau. Für rund 30.000 Euro wird das Heidenheck jetzt für Autos dicht gemacht.
ÖDP-Ratsherr Markus Stamm hingegen mahnte, die Bürgerinnen und Bürger gerade wegen ihres großen Engagements in der Sache nicht zu enttäuschen und auch die langfristig angelegten Verbesserungen nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wir werden regelmäßig daran erinnern, dass daran auch weitergearbeitet wird“, sagte er. So hält die Verwaltung zum Beispiel eine Beleuchtung des Harald-Lubina-Weges am Jahnstadion oder bessere Gehwege an der Blumenstraße erst langfristig für machbar. Breitere Gehwege an der Hans-Böckler-Straße seien nicht einmal in zehn Jahren realistisch.
Eine Reihe von Bürgervorschlägen hält die Verwaltung außerdem überhaupt nicht für machbar. Darunter sind selbst so einfach erscheinende Wünsche wie, mehr Sitzbänke auf dem Kirchplatz aufzustellen. Dafür fehle Platz, weil die Markthändler dann dort nicht mehr mit ihren Fahrzeugen rangieren könnten, lautet die Begründung aus dem Rathaus. Wirklich Vorrang haben Fußgängerwünsche also nach wie vor nicht.