Bottrop. Beim ersten Fußverkehrs-Check schildern Schüler und Senioren ihre Probleme und suchen nach besseren Lösungen. Nun stehen zwei Begehungen an.
Zu schmale und teils auch zugeparkte Gehwege. Schlechte Ampelschaltungen, die Fußgänger zwingen, auf der Verkehrsinseln in der Mitte der Hauptstraße zu warten. Grünphasen, die schlicht zu kurz sind, um die Straßen auch tatsächlich sicher zu überqueren. – Das waren nur einige der Kritikpunkte, die die Teilnehmer des Fußverkehrschecks zusammentrugen. Die Verwaltung hatte eingeladen, um Probleme und Bedürfnisse der Fußgänger im Bottroper Innenstadtbereich abzufragen.
Hintergrund: Immer weniger Wege werden zu Fuß zurück gelegt. Dieser bundesweite Trend zeigt sich auch in Bottrop. Gerade einmal 18 Prozent macht der Anteil der Fußgänger am täglichen Verkehr aus. Doch das soll nicht so bleiben. Geht es nach der Stadtverwaltung, sollen künftig wieder mehr Strecken zu Fuß in Angriff genommen werden. Auf 25 Prozent soll der Anteil in Bottrop steigen. Dafür nimmt die Verwaltung nun die Bedürfnisse der Fußgänger in den Blick. In einem ersten Workshop wurden am Dienstag Probleme und Wünsche angesprochen, außerdem zwei Beispielrouten besprochen, die die Gruppen im nächsten Monat begehen wollen.
Teilnehmer legen Wert auf Barrierefreiheit und gute Verbindungen
Das Treffen am Josef-Albers-Gymnasium, zu dem insbesondere Schüler der Bottroper Schulen und Senioren eingeladen waren, war der Auftakt zum so genannten Fußverkehrscheck. Angeleitet von Experten eines Planungsbüros und gefördert vom Land NRW, haben sich die Teilnehmer in Kleingruppen mit den alltäglichen Problemen beschäftigt, vor denen Fußgänger in Bottrop stehen.
Dabei kristallisierten sich Schwerpunkte heraus. Hier sahen die Teilnehmer den größten Handlungsbedarf. So legten die Teilnehmer vor allem Wert auf Barrierefreiheit und auf die Verbesserung der Fußwegebeziehungen im Bereich der Innenstadt. Die Steigerung der Aufenthaltsqualität – das hatten die Experten des ausführenden Planungsbüros als Schwerpunkt identifiziert – sahen die Teilnehmer der Veranstaltung dagegen nicht als so dringend an.
Vor Schulen treten häufig Probleme durch die „Elterntaxis“ auf
Gemeinsam bereiteten die Teilnehmer zwei Begehungen vor. Sie finden an zwei Tagen im Dezember statt. Ein Termin richtet sich eher an Schüler – die Beispielroute führt demnach auch vom Josef-Albers-Gymnasium durch die Innenstadt zur Marie-Curie-Realschule. Der zweite Termin richtet sich eher an Senioren, die Route an dem Tag führt von der Rottmannsmühle an der Wortmannstraße durch die City zum Käthe-Braus-Haus an der Neustraße.
Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, schon im Vorfeld auf Problemlagen hinzuweisen – etwa die Ampelquerungen an der Osterfelder Straße oder das Kopfsteinpflaster in Teilen der Fußgängerzone. Vom Heinrich-Heine-Gymnasiums kam zudem der Wunsch, auch die Gustav-Ohm-Straße in die Begehung mit aufzunehmen. Hier käme es vor allem morgens und auch nachmittags zu gefährlichen Situationen, wenn Schüler mit dem Auto zur Schule gefahren würden. Als konkreter Vorschlag kam da auch sofort der Wunsch nach einer so genannten Elternhaltestelle auf. Hier können Eltern morgens ihre Kinder etwas abseits der Schule aussteigen lassen. Die Kinder legen dann die letzten Meter zu Fuß zurück. Am Josef-Albers-Gymnasium habe man damit gute Erfahrungen gemacht, bestätigt Schulleiter Ingo Scherbaum. „Abfragen haben ergeben, dass seither wesentlich mehr Schülerinnen und Schüler die letzten Meter zur Schule zu Fuß zurücklegen.“
Planungsbüro gibt am Ende ganz konkrete Handlungsempfehlungen
Doch wie geht es mit den Ergebnissen des Checks weiter? Ende des Jahres, so Andrea Fromberg vom Planungsbüro VIA in Köln, werde man die Ergebnisse, die auch ganz konkrete Handlungsempfehlungen beinhalten, vorstellen und in der Runde noch einmal diskutieren. Danach erhält die Stadt die Pläne. Dort würden sie dann in die politischen Gremien eingebracht, erläutert Baudezernent Klaus Müller das weitere Vorgehen. Da es bei der Betrachtung jetzt um die Innenstadt geht, dürften die Bezirksvertretung Mitte und auch der Bau- und Verkehrsausschuss zuständig sein. „Außerdem werden wir die Ergebnisse auch in unsere Planungen bei der Erneuerung von Straßen einfließen lassen – etwa schon bei der Neustraße, die nächstes Jahr erneuert wird.“
Auch interessant
Wird man sich auch andere Stadtbezirke derart gründlich anschauen? Hier muss Klaus Müller passen. Über das Zukunftsnetz Mobilität werde zunächst nur dieser Check gefördert. „Aber wir wollen versuchen, ähnliches auch in anderen Quartieren hinzubekommen.“
Für Begehungen vorher anmelden
Die Termine für die Begehungen stehen bereits fest. An beiden Terminen können interessierte Bürger teilnehmen. Am Mittwoch, 11. Dezember, um 9 Uhr startet die Begehung die sich eher an die Schülerinnen und Schüler wendet. Treffpunkt ist am Josef-Albers-Gymnasium, Zeppelinstraße 20. Einen Tag später, am Donnerstag, 12. Dezember, um 10 Uhr startet die Begehung, die sich verstärkt an Senioren wendet. Der Treffpunkt dafür steht noch nicht fest.
Die Organisatoren bitten interessierte Bürger, die teilnehmen möchten, um eine vorherige Anmeldung bei Christina Trappmann im Planungsamt, 703338, oder christina.trappmann@bottrop.de.