Bottrop/Mülheim. Die HRW-Studentinnen Gloria Niiquaye und Regina aus dem Spring wollen die Krankenversorgung in Ghana verbessern. Das ist ihre Vision.
Zwei junge Gründerinnen, die über die Hochschule Ruhr West zusammengefunden haben, haben Großes vor: Erst möchten sie in Ghana eine medizinische Versorgungsapp einführen. Und diese dann ausrollen. „Unsere Version ist, dass wir in Westafrika die große Versorgungsapp werden“, sagt Gloria Niiquaye (25). Und warum nicht sogar über Afrika hinaus überall da, wo das Gesundheitssystem Defizite hat, meint ihre Mitstreiterin Regina aus dem Spring (24).
Einen der ersten Schritte auf diesem Weg haben die beiden unter dem Namen Glory Health Care mit dem Gewinn des Ideenwettbewerbs HRW-Starters gemacht. Als nächstes brauchen sie vor allem Investoren, um ihre Idee umzusetzen.
HRWStarters: Idee gründet auf familiären Erfahrungen
Diese Idee gründet auf Erfahrungen, die Gloria Niiquaye im familiären Umfeld gemacht hat. „Alles hat angefangen mit meiner Oma“, so die 25-Jährige. „Meine Verwandten haben Geld nach Afrika geschickt und sich Gedanken gemacht, ob das Geld auch ankommt.“ Letztlich sei ihre erkrankte Oma aber verstorben, „weil die Medikamente nicht ausgereicht haben“. Nicht der einzige Fall dieser Art, den sie kennt.
„Ich habe mir Gedanken gemacht: Es muss eine Lösung geben, dass das Geld ankommt“, sagt Gloria Niiquaye, die zusammen mit Regina aus dem Spring auf das unzureichende Krankenversicherungssystem in Ghana verweist. Das soll nun über die Medicard-App gelingen, über die sich Einheimische, aber auch Reisende zum Beispiel Geld für Medikamente aufladen können – bzw. Verwandte das von Europa aus tun können.
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Denn Medikamente, so die Gründerinnen, müssten in Ghana aus eigener Tasche bezahlt werden. Über die Medicard, die gewissermaßen als Prepaid-Karte samt Flatrate-Option und je nach Bedarf in verschiedenen Paketen (Singles, Familien, chronisch Kranke) angeboten werden soll, soll in Apotheken abgerechnet werden. In den Partnerapotheken - die Gründerinnen haben schon erste Kontakte geknüpft – werde so auch die Digitalisierung voran gebracht, „wir bieten ihnen etwa die Versorgung mit Mobiltelefonen an“ sowie Tages-, Monats- und Jahresabschlüsse.
In weiteren Schritten könnte über die Versorgungsapp zudem die Bezahlung beim Arzt oder im Krankenhaus organisiert werden, blicken die Gründerinnen voraus.
HRW will bei Studierenden den Unternehmergeist wecken
Kennengelernt haben sich die beiden jungen Frauen über die (virtuelle) HRWStartups Summerschool 2021, die sie ebenfalls gewannen. Als Gründerhochschule hat sich die HRW auf die Fahnen geschrieben, Unternehmergeist zu wecken und Start-ups zu fördern – die Summerschool gehört zu den vielfältigen Angeboten in diesem Bereich.
Regina aus dem Spring hat bereits Angewandte Medien studiert und an der HRW eine Weiterbildung im Bereich Circular Economy Management drangehängt. Gloria Niiquaye studiert nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Bereich Versicherungen und Finanzen jetzt E-Commerce. Wichtige Kenntnisse zur Umsetzung ihrer Gründungsidee bringen sie also schon mit. Kontakte zu Programmierexperten knüpfen die beiden über das Institut Informatik an der HRW.
Glory Health Care: Die Idee für ein Einnahmemodell steht
Zum Einnahmemodell der Gründerinnen gehört, die über die Medicard-App gewonnenen Datensätze (wie: in welcher Region verbreitet sich welche Erkrankung) verschlüsselt zu verkaufen. Weil sie mit sensiblen Daten zu tun haben, suchen sie jetzt noch nach einem weiteren Partner für ihr Start-up: einem Cybersecurity-Experten. Nach Fertigstellung des Prototypen und Testphasen ist der Launch der App für Mitte 2022 geplant. Regina aus dem Spring betont: „Wir bieten keine Entwicklungshilfe, sondern ein Tool zur Selbsthilfe. Das ist uns wichtig.“
HRW-Gründerscoutin Jessica Büttner (27), wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wirtschaftsinstitut der HRW und selbst Gründerin, ist zuversichtlich, dass es nicht nur bei Planungen bleibt: „Ihr habt große Visionen und den Mut, dieser voranzutreiben. Und ihr bereitet alles sorgfältig vor“, lobt sie ihre Schützlinge. Diese sind für Büttners Unterstützung auf ihrem Weg dankbar. Denn neben allem anderen – Idee, Konzept, Finanzmittel, Partner, Arbeitseinsatz – ist nicht zuletzt die Ermutigung zwischendurch wichtig: „Wenn wir Tiefphasen haben, dass Jessica uns auf die Schulter klopft“, so Gloria Niiquaye.