Bottrop. Die Inzidenz in jüngeren Altersklassen liegt über 500. Die Nachfrage nach Kinderimpfungen ist schon jetzt hoch. Wann die in Bottrop kommen.
Die Wocheninzidenz in Bottrop ist hoch – am Donnerstag lag sie laut Landeszentrum Gesundheit (LZG) über alle Altersklassen hinweg bei 240,2. Noch deutlich höher aber ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei Kindern. Schaut man nur auf die Gruppe der Zehn- bis 14-Jährigen, erhält man einen Wert von 561,8. Bei den Fünf- bis Neunjährigen beträgt die Inzidenz 517,7 (LZG/Meldedatum 1. Dezember).
Corona-Ausbruch in der Kita an der Horsthofstraße in Kirchhellen
Damit sind offenbar oftmals diejenigen von Infektionen betroffen, die in ihrem Alltagsleben zwar viele Kontakte haben, aber größtenteils noch auf kein Impfangebot zurückgreifen können – selbst wenn die Familien das gerne wollen. In der Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen sind auch Kita-Kinder vertreten. Zuletzt hat es einen Ausbruch in der evangelischen Kita an der Horsthofstraße in Kirchhellen gegeben, berichtet Krisenstabssprecher Andreas Pläsken: „Ausgehend von zwei Erzieherinnen, die bereits die Quarantäne beendet haben, sind noch acht Kinder positiv getestet in Quarantäne.“
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Nicht die einzigen Fälle an einer Kita in Bottrop, wenn aktuell auch die massivsten (siehe Infobox). Pläsken fasst zusammen: „Es mussten keine Gruppen komplett geschlossen werden. Alle Kinder sind nur milde erkrankt oder auch asymptomatisch, niemand ist im Krankenhaus.“
Im Bottroper Impfzentrum werden Kinder nur mit Stiko-Empfehlung geimpft
Insgesamt meldete das LZG zu Donnerstag noch einmal 85 neue Infektionen. Dahinter stecke aber kein neuerlicher Ausbruch, sondern vor allem ein Nachtrag von Fällen des Wochenendes, erläuterte Pläsken auf Nachfrage. „Die Inzidenz bei den Kindern und Jugendlichen ist derzeit einfach so hoch, weshalb wir ja bei den Impfungen so aktiv sind.“
Aktuell steckt die Stadt in den Vorbereitungen für die Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe ist von der Europäische Arzneimittelbehörde EMA bereits zugelassen und soll nun eine Woche früher als geplant, am 13. Dezember, ausgeliefert werden.
Unklar ist aber bislang noch, welche Empfehlung die Ständige Impfkommission (Stiko) herausgeben wird, ob sie die Impfung für alle Kinder empfiehlt oder nur für solche mit Vorerkrankungen. „Wir werden nur mit Stiko-Empfehlung impfen“, sagt Impfzentrumsleiter Michael Althammer.
Sobald klar ist, wie viel Kinder-Impfstoff an die Kommunen geht, werde die Stadt Bottrop weitere Termine freischalten. Hausärzte und Kinderärzte dürfen die Fünf- bis Elfjährigen impfen. 7134 Bottroper gehören zu dieser Altersgruppe, Michael Althammer rechnet mit einer Impfbereitschaft von maximal 50 Prozent. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen liegt die Quote der Erstimpfungen aktuell bei 72 Prozent und damit deutlich über dem NRW-Schnitt.
Kinderarztpraxis will impfen, sobald der Impfstoff vorhanden ist
Gleichzeitig laufen auch bei den Kinderärzten die Vorbereitungen auf die Impfung der jüngeren Kinder. Dr. Siegfried Felix aus der Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin (inklusive Kinderpneumologie, Kinderkardiologie, Neuropädiatrie, Allergologie) an der Bahnhofstraße kündigt zum Beispiel an: „Wir werden Kinder ab fünf Jahren impfen, sobald der Impfstoff vorhanden ist.“ Es bestehe bereits eine große Nachfrage seitens der Eltern der jungen Patienten. „Wir haben eine Warteliste der in unserer Praxis betreuten Patienten“, so Felix weiter. „Die Termine werden dann telefonisch von uns vergeben.“
Dr. Christof Rupieper, Obmann im Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ) für das Gebiet Gelsenkirchen/Bottrop, befürwortet eine Impfung der Kinder: Obwohl Kinder in der Regel nicht schwer erkranken, sieht er großen Nutzen in der Immunisierung. Und verweist darauf, dass ungeimpfte Kinder umgehend bei einem positiven Testergebnis in Quarantäne müssten. Rupieper erinnert an die vergangene Zeit, die langen Wochen und Monate im Lockdown, die Kinder, Eltern, Familien oftmals an ihre Grenzen gebracht haben.
Der BVKJ-Obmann, der seine Praxis in Gelsenkirchen hat, sagt aber auch: „Ich verstehe die Sorge der Eltern, die Angst kann einem niemand nehmen.“ Rupieper verweist aber auf die weitreichende Studienlage, auf internationale Vergleiche, die sehr sehr sauber aufgearbeitet seien. Er sei seit 27 Jahren niedergelassener Arzt, in dieser Zeit seien sechs neue Impfungen eingeführt worden. Der Kinderarzt glaubt: „Es wird ein bis zwei Jahre dauern, dann wird die Corona-Impfung zur Routine.“
Coronafälle in Bottroper Kitas
Folgende Corona-Fälle in Kitas meldete die Stadt auch noch am Donnerstag:
Städtische Kita Im Brinkmannsfeld: eine positiv getestete Erzieherin; ein Kind im Selbsttest positiv (PCR-Bestätigung steht noch aus). DRK-Familienzentrum Kirchhellen: eine Erzieherin PCR-bestätigt positiv; eine Erzieherin gilt als Verdachtsfall mit Symptomen; beide hatten im infektiösen Zeitraum keinen Kontakt zur Kita. Sicherheitsmaßnahmen: einmal wöchentliche Testung aller Kinder und PCR-Testangebot für alle Mitarbeitenden.
Städtische Kita Röttgersbank: eine positive Erzieherin ohne Kontakt zur Kita im infektiösen Zeitraum. Wichtelstube Bottrop: ein Kind positiv, vermutlich durch positive Eltern im häuslichen Umfeld angesteckt.