Bottrop. Bei rund 600 aktuell Infizierten in Bottrop wird die Kontaktnachverfolgung immer schwieriger. Die Bundeswehr unterstützt die Stadt wieder.

Rund 600 Bottroper sind aktuell mit dem Coronavirus infiziert, die Sieben-Tages-Inzidenz ist mit 240 so hoch wie nie in der Stadt, selbst zur Infektions-Hochzeit im Dezember vergangenen Jahres überschritt der Wochenwert nur knapp die 200er-Marke. Einen „Berg der Kontaktnachverfolgungen“ gelte es nun abzubauen, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Dafür hat die Stadt erneut Amtshilfe der Bundeswehr angefordert – acht Soldaten unterstützen das Gesundheitsamt nun seit Ende November wieder vom Saalbau aus.

Sie rufen Infizierte und Kontaktpersonen an, schicken sie in Quarantäne, informieren über die aktuellen Bestimmungen, beantworten Fragen zu speziellen Anliegen. Wie verhalte ich mich als Kontaktperson, wenn ich einmal geimpft bin? Soll ich mich nun boostern lassen, wenn ich infiziert war? „Bei manchen spezifischen Fragen müssen wir auch noch mal nachlesen“, sagt Vladimir. Der 28 Jahre alte Oberstabsgefreite gehört zu den Soldaten unter Oberstleutnant Michael Knöpper, die nun in Bottrop im Einsatz sind.

Corona-Infizierte in Bottrop: „Manche nehmen es mit Humor“

Er und seine Kameraden kennen die Abläufe bereits aus dem vergangenen Jahr, waren im Herbst 2020 in Warendorf eingesetzt worden, um dort die Kontaktnachverfolgung zu sichern. Die Stimmung bei den Angerufenen habe sich seitdem verändert, viele wissen bereits, wie sie sich zu verhalten haben, werden seltener aggressiv. „Manche nehmen es mit Humor.“

Erst im Juni hatten Oberbürgermeister Bernd Tischler (links) und Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer (Mitte) die Bundeswehrsoldaten verabschiedet, die bereits zuvor die Stadt unterstützt hatten.
Erst im Juni hatten Oberbürgermeister Bernd Tischler (links) und Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer (Mitte) die Bundeswehrsoldaten verabschiedet, die bereits zuvor die Stadt unterstützt hatten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Schwierigere Gespräche gibt es trotzdem noch: Die 17-Jährige, die Vladimirs Kamerad Vladislav am Tag vor ihrem 18. Geburtstag in Quarantäne schicken musste. Die sechsköpfige infizierte Familie, deren Kinder zur Schule und Eltern zur Arbeit gehen, deren Vielzahl von Kontakten nachvollzogen, informiert, abgearbeitet werden müssen. Die sprachlichen Barrieren, wenn die Soldaten mit deutsch nicht weiterkommen und nach jemandem suchen müssen, der die Muttersprache der Betroffenen spricht.

Soldaten werden zu Quarantäne-Regelungen geschult

Vor ihrem Einsatz in Bottrop sind die Soldaten geschult worden über die aktuellen Quarantäne-Regelungen, sie erhalten täglich ein kurzes Briefing, ob sich Bestimmungen geändert haben. Zuständig sind sie lediglich für die Kontaktnachverfolgung, nicht für die Einhaltung der Quarantänen – da greifen die Mitarbeiter des Ordnungs- und Gesundheitsamtes.

„Wir geben den zivilen Kollegen aber Hinweise, wenn wir eindeutig merken, dass Quarantäneauflagen gebrochen werden“, sagt Vladimir. Wenn zum Beispiel der Angerufene, der eigentlich längst isoliert sein sollte, hörbar aus dem Auto heraus telefoniert.

Auf einen Infizierten in Bottrop kommen acht bis neun Kontaktpersonen

Die Fälle von nicht eingehaltenen Quarantänen seien allerdings zurückgegangen, sagt Andreas Pläsken. Auf der anderen Seite sind die Kontakte pro Infizierten deutlich gestiegen. Während früher auf einen Erkrankten in der Regel drei Kontaktpersonen kamen, sei das Verhältnis nun bei eins zu acht oder sogar neun.

Der Einsatz der Bundeswehr ermögliche, so Pläsken, mehr Kapazitäten ins Impfzentrum zu ziehen. Bis zum 15. Dezember läuft zunächst der Hilfsleistungsantrag der Stadt – mit der Option, verlängert zu werden, wenn die Situation es erfordert. Die Kosten werden dabei komplett vom Bund übernommen, anders als sonst bei Amtshilfeanträgen; das hatte der Bundestag im Januar zur Entlastung der Länder und Kommunen beschlossen.