Duisburg. Jede freie Minute und ihren Notgroschen hat Jessica Büttner in ihr Start-up Idea-ly investiert. Warum sie bewusst im Ruhrgebiet gegründet hat.

Sie hat ihren sicheren Job aufgegeben, das Sparbuch geplündert und sich ganz ihrem Duisburger Start-up Idea-ly gewidmet. Jessica Büttners Weg hat in der Gründerszene für Aufsehen gesorgt. Die junge Firma entwickelt eine App für Verbesserungsvorschläge. Die ersten Kunden hat Idealy schon an Bord, bevor die Software auf den Markt gekommen ist.

Es war beim Gründer-Kongress Ruhrsummit Ende Oktober 2019 in Bochum, als Büttner den Mann mit der Idee zur Idealy traf: Niklas Schwichtenberg. Und dann ging alles ganz schnell. Die für Start-ups so wichtigen Netzwerke begannen zu glühen. „Noch in derselben Nacht hat Niklas seine Bewerbung an Startport geschickt“, erinnert sich 27-Jährige. Startport ist eine Plattform im Duisburger Innenhafen, die Start-ups mit Innovationen vor allem für die Logistikbranche unterstützt und fördert. Zum Zeitpunkt der Bewerbung war Jessica Büttner als Beraterin für Startport tätig.

„Im Ruhrgebiet gibt es die bessere Unterstützung“

„In jeder freien Minute habe ich Idea-ly gecoacht und für das Projekt gearbeitet. Ende März 2020 habe ich dann bei Startport gekündigt“, erinnert sich Büttner. Schnell war klar, dass sie die Firma gemeinsam in Duisburg und nicht in Schwichtenbergs Heimat Osnabrück ins Handelsregister eintragen lassen würden. „Wir haben bewusst nicht in Niedersachsen gegründet. Im Ruhrgebiet gibt es die bessere Unterstützung und die größere Offenheit – vor allem, wenn es um Software-Entwicklung geht“, sagt Büttner.

Die junge Essenerin hat den Drang in die Selbstständigkeit sehr früh verspürt. Parallel zu ihrem Studium an der Ruhr-Universität beteiligte sie bereits in einem Start-up, fühlte sich dabei aber „noch etwas grün hinter den Ohren“, wie sie selbst zugibt. Das Angebot, bei Startport als Beraterin einzusteigen, kam da zur rechten Zeit. „An dieser Schnittstelle hatte ich 35 Start-ups in der Betreuung“, berichtet Büttner.

„Von der Idee angefixt, sich selbstständig zu machen“

Idea-ly sollte dann die richtige Gelegenheit sein, selbst den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. „Wenn man jeden Tag mit Gründern zu tun hat, wird man von der Idee angefixt, sich selbstständig zu machen“, sagt Büttner. Ende März 2020 kündigte sie bei Startport und stieg bei Idea-ly ein. Nicht ohne Risiken, wie sie schildert. „Ich hatte gerade erst drei Jahre zuvor mein Studium beendet. Da hat man keine großen Ersparnisse. Meinen gesamten Notgroschen von 6000 Euro habe ich in Idea-ly investiert.“

Um sich ein wenig finanziell abzusichern, trat Büttner an der Hochschule Ruhr West in Mülheim eine halbe Stelle an. Es verwundert kaum, dass ihr Arbeitsplatz in der Gründerberatung angesiedelt ist. Die Termine mit den potenziellen Gründern könne sie flexibel vereinbaren, um genügend Zeit für Idea-ly zu haben.

Erste Kunden: Borussia Dortmund, Duisburger Hafen und HGK Shipping

Das Start-up nutzt nicht nur die Räume von Startport im Duisburger Innenhafen. Die Softwareschmiede kann auch das Netzwerk dahinter nutzen. „Bei Idea-ly waren wir in der Luxus-Situation, mit dem Duisburger Hafen und Borussia Dortmund zwei Kunden geworben zu haben, bevor wir unsere Software fertig hatten. Das erleichtert uns die Entwicklung“, zeigt sich Büttner begeistert. Inzwischen ist ein dritter Auftraggeber hinzugekommen: die ebenfalls in Duisburg ansässige Groß-Reederei HGK Shipping.

Auch sie will die App nutzen, die unter anderem das staubig anmutende „betriebliche Vorschlagswesen“ in die Welt überführen soll, die ohne viel Aufwand in ein Smartphone passt. „Idea-ly ist eine Software für ein digitales Ideenmanagement. Kunden, Bürger und Mitarbeiter können per App Verbesserungsvorschläge machen. Mit diesen Ideen können Unternehmen und Verwaltungen im Idealfall viel Geld sparen, die Arbeitssicherheit verbessern oder Prozesse beschleunigen“, erklärt die Mitgründerin. Und damit Verbesserungsvorschläge nicht im Dickicht der Firmenbürokratie versickern, sollen die Ideengeber auf der App den Bearbeitungsstand verfolgen können und auch ein Feedback bekommen.

Ganz die Co-Chefin der eigenen Firma, versprüht Jessica Büttner Zuversicht: „Damit wollen wir auch die Unternehmenskultur verändern und mehr Wertschätzung für Mitarbeiter möglich machen. Sie wollen mit ihrer Kritik und ihren Anregungen gehört werden.“