Bottrop. Ob Apps oder Hilfsmittel für Arbeitsleben und Alltag: Studierende der HRW haben Start-up-Ideen. So bringt das richtige Umfeld sie weiter.

Ein Ort, der Anfängern günstige Bedingungen bietet. Und einer, an dem sie sich mit ihren unternehmerischen Ideen gegenseitig inspirieren können. So stellt man sich ein Gründerzentrum vor. In diesem Sinne hat die Hochschule Ruhr West (HRW) mit ihrem Einzug auf Prosper III auch einen Coworking-Space geschaffen, um mit diesem Studierende auf dem Weg zur Gründung zu unterstützen.

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Der 135 Quadratmeter große Coworking-Space ist gewissermaßen ein Großraumbüro mit 15 Arbeitsplätzen und einem großen Besprechungsbereich. Es gibt eine Internetverbindung, abschließbare Spinde, eine vom HRW-Förderverein gesponsorte Telefonbox für ungestörte Gespräche, einen Kreativraum für Workshops (35 Quadratmeter). Und nicht zuletzt: Die Start-ups, die hier arbeiten, bevor sie sich eigene Büros leisten können, haben von Anfang an eine postalische Adresse für ihr Unternehmen.

Die Nähe zum HRW-Fablab ist für die Gründer von Vorteil

Zudem: „Die Nähe zum Fablab ist super“, sagt Meike Sturm (Projektleitung HRW Start-ups). Diese offene Werkstatt ist ja auch ins Gründerzentrum Prosper III eingezogen, und mit Hilfe der Fachleute, der Technik und der handwerklichen Maschinen dort können die Gründerinnen und Gründer an ihren Prototypen feilen. Zudem sind in dem Zentrum Prosper III ja auch noch andere Unternehmen vor Ort. „Vielleicht lassen sich da noch Verbindungen herstellen.“

Der Coworking-Space der HRW auf Prosper III in Bottrop bietet abschließbare Aufbewahrungsfächer – und Platz für einen Büro-Hund.
Der Coworking-Space der HRW auf Prosper III in Bottrop bietet abschließbare Aufbewahrungsfächer – und Platz für einen Büro-Hund. © Nina Stratmann

Der Coworking-Space (auch am Campus Mülheim gibt es acht Plätze) ist ein Baustein in den Bemühungen der HRW, Unternehmergeist zu wecken und Gründungen aus der Hochschule heraus zu fördern. „Die Hochschule hat zur Vision, bis 2030 eine Entrepreneurial University zu sein.“ Ein innovativer Ort, an dem die Studierenden befähigt werden, „Chancen zu erkennen, Initiative zu ergreifen und unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln – technisch, wirtschaftlich, ökologisch und sozial“, wie es im Leitbild heißt.

HRW-Studierende sollen Gründungsidee bis zur Marktreife bringen können

„Ende 2019 sind wir Exist-Gründerhochschule geworden“, erklärt Meike Sturm. Das geht einher mit einer finanziellen Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. An der HRW wurde ein vierstufiges Modell entwickelt. Dazu gehört, alle Studierenden mit dem Thema Gründung als Karriereoption in Kontakt kommen zu lassen; Interessenten Ansprechpartner und Gründerscouts auf Hochschulebene zur Seite zu stellen; mit „HRWeducate“ ein Qualifizierungsprogramm für Gründungsinteressierte anzubieten; im Programm „HRWincubate“ eine Idee bis zur Marktreife zu bringen. Letzteres soll in diesem Herbst starten.

Für ruhige Telefonate im Coworking-Space: die Telefonbox, vom HRW-Förderverein gesponsort.
Für ruhige Telefonate im Coworking-Space: die Telefonbox, vom HRW-Förderverein gesponsort. © Nina Stratmann

Diesen Inkubator beschreibt Sturm als Brutstätte, in der eine Idee bis zum fertigen Geschäftsmodell ausreift. Die Teams, die hierfür ausgewählt werden, erhalten Zugang zu Netzwerken, Kapitalgebern, Fördermitteln – und eben dann auch einen eigenen Arbeitsplatz im Coworking-Space.

„Es gibt zehn Gründungsteams, die wir eng betreuen und die wir auch in Incubate aufnehmen würden“, sagt Meike Sturm. Ein Team habe eine Apotheken-Lieferdienst-App entwickelt, ein anderes eine Versicherungsapp für Menschen in Ghana auf Prepaid-Basis. Letzteres liege im Bereich des „social Entrepreneurship“, so Meike Sturm. App-Ideen gibt es zudem für die Koordination von Krankentransporten oder die Auto-Reparatur.

Ein weiteres Team möchte ein Exoskelett vermarkten, das beim Tragen schwerer Lasten zum Beispiel in der Altenpflege hilfreich sein soll. „Zwei Studierende aus dem Bauingenieurmodul haben einen Hämorrhoidensitz entwickelt“, erzählt Meike Sturm weiter. Anderen Teams geht es um gluten-, laktose- oder auch fructosefreie Speisen. So ließen sich weitere Beispiele aufzählen.

Und vielleicht lassen sich die Produkte, so im Coworking-Space der Unternehmergeist weiter lodert, schon bald tatsächlich nutzen und kaufen.

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Was nach der Zeche kam

Auf dem Zechengelände von Prosper III wurde mehr als 100 Jahre lang Kohle gefördert, bevor die Zeche 1986 geschlossen wurde.

Anfang der 1990er-Jahre wurde das Gebiet als IBA-Standort neu genutzt. IBA steht für Internationale Bauausstellung; diese sollte dem Ruhrgebiet Impulse für einen Strukturwandel geben.

Neben der Erweiterung der HRW samt Fablab und Prosperkollegstehen die Räumlichkeiten des Gründerzentrums heute auch für Dienstleistungsunternehmen und Handwerksbetriebe offen. Infos: www.bottrop.de

Von außen erkennt man derzeit noch nicht auf den ersten Blick, dass die Hochschule nun Teil des Prosperviertels ist. Doch künftig soll rund um den „Roten Platz“ noch viel mehr studentisches Leben einkehren.

Die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls hier ansässigen Quartiersbüro Prosper III bietet sich an, um für alle Bewohner im Viertel die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu verbessern.