Bottrop. Benzin und Diesel sind auf Rekordhoch. Unternehmen aus Bottrop kämpfen mit den Folgen. So erleben sie die Preisexplosion an der Zapfsäule.

„Ich geb Gas, ich will Spaß“, diese Zeiten sind lange vorbei. Gefühlt sind Benzin und Diesel aktuell so teuer wie noch nie. Die Spritpreise belasten die Geldbörsen von Bottropern und Unternehmern.

Nicht nur die heimischen Spediteure leiden finanziell unter dem Preisschock. „Die extremen Preise brechen uns das Genick“, sagt Mehmet Erbek. Er betreibt mit Taxiunion das größte Taxiunternehmen der Stadt. Zu seiner Flotte zählen zwölf Fahrzeuge. Vier davon benötigen Diesel, acht den Biokraftstoff E10. Beim Blick auf die Anzeigetafeln der Tankstellen wird ihm angst und bange. „Wir reden ja hier nicht über ein oder zwei Cent“, sagt er und blickt mit großen Sorgen in die unternehmerische Zukunft. „Der Spritpreis wird in absehbarer Zeit nicht billiger.“

Taxibranche leidet unter den hohen Spritpreisen

Die Existenzangst geht um. Deutschlandweit leidet laut Erbek die gesamte Branche. „Es muss etwas unternommen werden.“ Die zusätzlichen Kosten würden seit der Preisexplosion an der Zapfsäule bei der Taxiunion weit mehr als 1000 Euro pro Monat übersteigen. Und die Branche sei durch die Folgen der Coronakrise ohnehin schon gebeutelt.

Auch an der Shell-Tankstelle an der Essener Straße müssen Autofahrer für eine Tankfüllung sehr tief in die Tasche greifen.
Auch an der Shell-Tankstelle an der Essener Straße müssen Autofahrer für eine Tankfüllung sehr tief in die Tasche greifen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Taxiunion steckt in einem Dilemma. Man kann die höheren Spritpreise nicht auf den Fahrpreis umschlagen. Selbst, wenn Mehmet Erbek wollte. „Ich darf nichts entscheiden“, sagt er. Denn die Kommune setzt die Tarife fest. „Und wie es ausschaut, scheint unser Problem keinen zu interessieren.“

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Andere Branche, ähnliche Probleme. Auch bei der Caritas und ihrem ambulanten Pflegedienst werden im Stadtgebiet unzählige Kilometer im Jahr gefahren. Die Beschäftigten können sich nicht aussuchen, wo sie tanken, sondern müssen zu vertraglich vereinbarten Tankstellen. Aufgrund der steigenden Benzinpreise werden Kunden des Pflegedienstes nicht zusätzlich zur Kasse gebeten.

Ambulante Pflegedienste müssen mehr bezahlen

Anders die Caritas. „Es gibt geltende Vergütungsvereinbarungen“, sagt Sigrid Hovestadt von der Unternehmenskommunikation. „Wir bleiben auf den Mehrkosten sitzen.“ Nicht nur wegen der aktuell hohen Preise wird laut Hovestadt intern ein Umstieg auf E-Mobilität geprüft.

Seitdem die Spritpreise angezogen haben, zahlt auch Gesundheitsdienste Reckmann drauf. Aus Sicht von Geschäftsführer Karl Reckmann muss die Anfahrtspauschale für das nächste Jahr neu berechnet werden. Aktuell laufen Verhandlungen mit den Krankenkassen. Schritt für Schritt wird die Flotte auf E-Mobilität umgestellt. Sechs Fahrzeuge benötigen allerdings noch Sprit. „Wir müssen tagesaktuell tanken“, sagt Reckmann. „Wir können nicht warten bis zu einer gewissen Uhrzeit, wenn die Spritpreise runtergehen.“

Um den Tank wieder aufzufüllen, hat man eine feste Tankstelle im Fuhlenbrock. Wie Reckmann erzählt, habe bisher immer zweimal im Monat die Tankstelle angerufen und mitgeteilt, dass das Tankkonto wieder aufgefüllt werden müsse. Wegen der Spritpreise und den entsprechenden Kosten klingelt das Telefon seitdem dreimal.

Vestische hat eine Dieselpreisabsicherung

Auch die Best zahlt für die Beschaffung des Diesels mehr, heißt es auf Nachfrage. Allerdings hat das Entsorgungsunternehmen „einen Rahmenvertrag mit einem Privatunternehmen, der die Schwankungen des Benzin- und Dieselpreises abbildet.“ Es werden zirka 70 Fahrzeuge betankt.

Wann ist der Sprit günstig?

In einer Studie vom Mai dieses Jahres hat der ADAC herausgefunden, wann die beste Zeit für eine neue Tankfüllung ist. Als Grundlage dienten sämtliche Preisbewegungen an den rund 14 000 Tankstellen in Deutschland.

Der Studie zufolge ist Kraftstoff morgens am teuersten. Am niedrigsten sind die Kraftstoffpreise zwischen 18 und 19 Uhr und zwischen 20 und 22 Uhr. Die Uhrzeiten gelten sowohl für Diesel- als auch für Benzinfahrer.

Die Vestische hat dagegen eine sogenannte Dieselpreisabsicherung, wie Pressesprecher Christoph van Bürk mitteilt. Damit sei 90 Prozent der Menge an Jahresbedarf abgesichert. Mit einer Bank wird ein fester Preis vorher vereinbart, mögliche Preisanstiege werden durch die Bank ausgeglichen. „Dadurch gewinnen wir unternehmerische Klarheit und Sicherheit“, sagt van Bürk. Die Zusammenarbeit läuft noch bis 2023. Die Folge: „Wir sind von den aktuellen Spritpreisen nicht in dem Maße betroffen wie andere.“

Busse der Vestischen fahren 510-mal um die Welt

Eine solche Absicherung ist sinnvoll, wenn man bedenkt, wie viel Liter Sprit die Vestische verfährt. „Jeder Bus wird jeden Tag vollgetankt“, so van Bürk. Das hat seinen Grund. „Es ist nicht so, dass immer ein Bus dieselbe Linie fährt.“ 240 Fahrzeuge der Flotte laufen mit Diesel. In einen herkömmlichen Bus passen 250 Liter, in einen Gelenkbus sogar fast 400.

Laut Pressesprecher liegt bei der Vestischen der Bedarf an Diesel jährlich im Schnitt bei 6,8 Millionen Liter. „Wir haben eines der größten Gebiete Deutschlands mit knapp 1000 Quadratkilometern“, betont van Bürk. Er hat grob nachgerechnet, im Jahr 2020 kamen etwas mehr als 19 Millionen Kilometer zusammen: „Wir sind umgerechnet knapp 510-mal um die Erde gefahren.“

Wann ist der Sprit günstig?

In einer Studie vom Mai dieses Jahres hat der ADAC herausgefunden, wann die beste Zeit für eine neue Tankfüllung ist. Als Grundlage dienten sämtliche Preisbewegungen an den rund 14 000 Tankstellen in Deutschland.

Der Studie zufolge ist Kraftstoff morgens am teuersten. Am niedrigsten sind die Kraftstoffpreise zwischen 18 und 19 Uhr und zwischen 20 und 22 Uhr. Die Uhrzeiten gelten sowohl für Diesel- als auch für Benzinfahrer.