Bottrop. Gärtnerei Lohmann in Bottrop gewährt Essener Weihbischof Einblicke in den Betrieb. Die Gärtnerei fällt schon bald in eine Art Winterschlaf.

Rund 300.000 Stiefmütterchen verlassen pro Saison die Gärtnerei Lohmann an der Wilhelm-Tell-Straße in Bottrop, teils über den Großhandel bis hinein ins Sieger- und Sauerland, teils über den Privatverkauf vor Ort. Schon jetzt reihen sich auf den langen Tischen unter den gläsernen Gewächshausdächern die noch zarten Pflänzchen Topf an Topf. Hauptsaison für bunt blühende Stiefmütterchen, Hornveilchen und Co. ist dann ab dem Frühjahr. Bis dahin legt die Gärtnerei so etwas wie einen Winterschlaf ein.

Blumen über Blumen - gezogen auf einer Gewächshausfläche von 15.0000 Quadratmetern.
Blumen über Blumen - gezogen auf einer Gewächshausfläche von 15.0000 Quadratmetern. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ein Adventsgeschäft, wie man es aus Gartencentern kennt, gibt es in dieser Gärtnerei nicht. Der Hausverkauf setzt vom ersten Advent bis 1. März aus, berichten Hans-Wilhelm (73) und Mechthild (70) Lohmann. „Im Januar und Februar passiert hier nicht so viel“, ergänzt deren Sohn Christian (33), der für die Übernahme des Familienbetriebs in dritter Generation in den Startlöchern steht.

Weihbischof Wilhelm Zimmermann besucht die Gärtnerei Lohmann in Bottrop

Beim Besuch von Weihbischof Wilhelm Zimmermann (siehe Infobox) gewährt die Familie Einblicke in den Betrieb. Vorne in der Halle stehen noch die Reste vom Herbstverkauf, wie Zierkohl, Stacheldraht-Pflanzen oder bunt gefärbte Erika. Nebenan in einem spürbar beheizten Gewächshaus leuchten Weihnachtssterne rot, weiß oder rosa.

So gibt es eben immer auch Moden bei den Pflanzen. „Im Frühjahr haben wir fast die ganze vordere Halle voll mit Gemüsepflanzen“, berichtet Mechthild Lohmann. Salat und Co. sind seit neuestem durchaus auch bei jenen gefragt, die nur über einen kleinen Garten oder Balkon verfügen. „Wir pflanzen Salat auch in Blumenampeln“, erzählt die Seniorchefin. Anders als etwa Frühjahrs- und Sommerblumen würden die Gemüsepflanzen aber nicht im Betrieb selbst gezogen.

Edmund Lohmann gründete die Bottroper Gärtnerei 1935

Gegründet hat die Gärtnerei im Jahr 1935 Edmund Lohmann, Vater des heutigen Seniorchefs, damals noch an der Andreas-Hofer-Straße auf der anderen Seite der Autobahn. „Mein Vater hat erst mit Gemüse angefangen, in den Kriegsjahren und danach“, berichtet Hans-Wilhelm Lohmann. Dann kamen Schnittblumen. In dem Bereich wurde aber die Konkurrenz aus Holland zu groß, also setzten Lohmanns auf Topfblumen.

Auf mobilen Tischen werden die Topfpflanzen kultiviert, wie Christian Lohmann hier zeigt. Er steht in den Startlöchern, um die Bottroper Gärtnerei in dritter Generation zu übernehmen.
Auf mobilen Tischen werden die Topfpflanzen kultiviert, wie Christian Lohmann hier zeigt. Er steht in den Startlöchern, um die Bottroper Gärtnerei in dritter Generation zu übernehmen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Als die Autobahn Ende der 1970er Jahre verbreitert wurde, musste ein neues Gelände her. Hans-Wilhelm Lohmann, Chef in zweiter Generation, hatte Glück. „Die Bauersleute hier an der Wilhelm-Tell-Straße hatten keine Kinder und haben uns ihr Land verkauft“, erzählt Gattin Mechthild Lohmann. Für die Kunden blieben sie also in der Nähe, und der Autobahnanschluss blieb dem Geschäft auch erhalten.

Winter und Ölpreis bestimmen die Gewinnspanne für Stiefmütterchen und Co.

Nach und nach wuchs der Betrieb, kamen neue Gewächshäuser hinzu. Heute wachsen die Pflanzen für Garten, Terrasse, Balkon oder auch Friedhof auf 15.000 Quadratmetern unter Glas. Zwischenzeitlich belieferten Lohmanns auch Discounter – „aber die Bedingungen wurden immer härter“, so der Seniorchef. Und auch die einst großangelegte Kultivierung von Weihnachtssternen haben die Lohmanns aufgegeben. Christian Lohmann nennt einen Grund, warum sich das für die Gärtnerei nicht mehr lohnt: „Heute verbinden die Leute den Weihnachtssternkauf mit dem Kauf von Deko-Artikeln. Und sowas haben hier nicht.“

Und wie viel Gewinn lässt sich mit einem Stiefmütterchen machen, fragt der Weihbischof. „Die Gewinnspanne hängt ab vom Winter und vom Ölpreis“, antwortet Hans-Wilhelm Lohmann. Und vom Wetter im Frühjahr, wenn der Verkauf ansteht.

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Immerhin: Über Bewässerungskosten müssen sich die Gärtnerei-Inhaber keine Gedanken machen. Sie sammeln Regenwasser, auch von den Treibhausdächern, in zwei riesigen Becken, jedes fasst nach Schätzung von Hans-Wilhelm Lohmann um die 10.000 Kubikmeter. „Damit sind wir selbst in den trockenen Sommern ausgekommen.“

In der Winterpause erobert ein Karnevalsverein die Gärtnerei-Hallen

Auch, wenn heute einiges per Maschinen bzw. Computersteuerung funktioniert, bleibt im Betrieb je nach Jahreszeit viel zu tun. Neben der Familie sind ein Meister und eine Gesellin fest angestellt; zur Hochsaison wird mit Aushilfen gearbeitet, teils auch mit Studenten. Junior Christian Lohmann ist erst diesen Februar im Familienbetrieb eingestiegen, er hat Produktionsgartenbau studiert und zuletzt vier Jahre in Berlin Berufserfahrungen gesammelt.

Und manchmal, da packen auch branchenfremde Kräfte in Lohmanns Hallen kräftig an: Wenn nämlich die KG Stellkeswägg ihren Wagen für den Rosenmontagszug dort fertig macht. Jedenfalls, sobald Corona das wieder erlaubt. Immerhin habe die Pandemie dem Gärtnerei-Geschäft nicht viel anhaben können, zeigt sich Mechthild Lohmann erleichtert: „Wir als Gartenbau durften das Geschäft ja aufbehalten – das war unser großes Glück.“

Verbindung zur Kirche

Hohen kirchlichen Besuch hat die Familie Lohmann in dieser Woche erhalten: Im Zuge der Visitation, die Weihbischof Wilhelm Zimmermann aktuell in den Bottroper Pfarreien St. Cyriakus und St. Joseph durchführt, schaute er auch bei dem mittelständischen Unternehmen vorbei.

Im Rahmen der Visitation „haben wir uns angewöhnt, auch Unternehmen guten Tag zu sagen und ihnen zu danken, dass sie gut mit der Pfarrei zusammenarbeiten“, so der Weihbischof.

Tatsächlich sind die Lohmanns nicht nur Teil der Gemeinde, seit Gründungstagen kümmert sich die Familie auch unentgeltlich um den Altar- und Blumenschmuck von St. Pius auf dem Eigen.