Bottrop. Ein 14-Jähriger ist Anfang November an Bottrops Willy-Brandt-Schule angegriffen worden. Die WBG hat den Fall aufgearbeitet und zieht Konsequenzen.
Der Fall hatte für viel Aufsehen gesorgt: Anfang November ist auf dem Schulhof der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop ein 14-Jähriger verprügelt worden, er musste mit Gehirnerschütterung und aufgeplatzter Lippe eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Die Schule hat den Vorfall aufgearbeitet und zieht Konsequenzen.
Es hätte auch überall anders passieren können, aber nach einem Streit am ZOB hat ein Jugendlicher einen Freund von Tim* (Name der Redaktion bekannt) auf dem Schulhof der WBG angegriffen. Der 14-Jährige wollte schlichtend dazwischengehen und wurde von dem Angreifer, der von einer anderen Bottroper Schule kam, niedergeschlagen und verletzt.
Angriff auf Bottroper Schulhof: Aufsichtspflicht nicht verletzt
Während sich der Vater zunächst geärgert hatte, dass seitens der Schule kein Krankenwagen gerufen und die Polizei nicht kontaktiert wurde, sagt er nun: „Die Schule hat ihr Möglichstes getan.“
Wie Schulleiter Markus Reuter betont, habe keine Verletzung der Aufsichtspflicht stattgefunden. Drei Aufsichtspersonen seien auf dem Schulhof gewesen. „Ein Lehrer hat den Jungen sofort in Sicherheit gebracht.“ Tim sei ansprechbar gewesen, habe stehen und gehen können, „deswegen schien es nicht notwendig, den Krankenwagen zu rufen“. Tims Eltern sind sofort informiert worden, der Vater war kurze Zeit später vor Ort.
Gespräche mit Mitschülern und Lehrern haben 14-Jährigen aufgebaut
Dass jemand von außen unerlaubt in den Schulhof eindringt, sei, so Reuter, von Seiten der Schule kaum zu verhindern. Der Hof ist offen gestaltet – das soll auch so sein. Bei über 1300 Schülerinnen und Schülern, rund 100 Lehrkräften und viel weiterem Personal sowie einer Kooperation mit der Janusz-Korczak-Gesamtschule sei nicht immer sofort erkennbar, wenn jemand schulfremdes das Gelände betritt.
Der überfallartige Angriff Anfang November wäre allerdings vermutlich ohnehin kaum zu verhindern gewesen, so zielstrebig war der Angreifer auf den Freund des 14-Jährigen losgegangen. Tim geht es mittlerweile wieder gut, erzählt sein Vater, seit fast zwei Wochen ist er wieder in der Schule, hat zahlreiche Gespräche mit Lehrern, Mitschülern, der Schulleitung geführt. „Das hat ihn wieder aufgebaut“, sagt sein Vater.
Probleme am Bottroper ZOB – verschärfte Maßnahmen der Schule
„Gewaltvorfälle sind keine Regel“, betont Schulleiter Markus Reuter. „Im Gegenteil, unsere Schülerschaft wird oft als sehr freundlich und hilfsbereit beschrieben.“ Das Problem aber seien Konflikte, die außerhalb der Schule ihren Ursprung haben. Vor allem am ZOB käme es regelmäßig zu Rangeleien und Provokationen.
Die WBG hat nun noch mal verschärfte Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass sich ein solcher Vorfall wiederholt. „Schüler können uns sofort benachrichtigen, wenn sie Personen sehen, die hier nicht hingehören“, sagt Reuter. Das Gebäude wird schon weit vor dem Unterricht geöffnet für Schüler, die in einer brenzligen Situation Schutz suchen. „Mit den Eltern haben wir besprochen, dass der ZOB gemieden werden soll.“ Das ohnehin schon umfangreiche Aufsichtskonzept werde noch mal überarbeitet.
Mutmaßlicher Täter ist ermittelt: 15-jähriger Bottroper angezeigt
Auch die Stadt sei eingebunden worden – bereits vor dem Überfall. Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst haben die ersten Maßnahmen ergriffen, haben Kontrollen verschärft. „Die Stadt ist bemüht, dass dieser Brennpunkt, von dem vieles ausgeht, eingedämmt wird“, so Reuter. In der Corona-Zeit habe sich diese Problematik verschärft: Die sozialen Beziehungen fielen weg, fehlender Unterricht hatte vielen Kindern die Tagesstrukturen entzogen.
Einsätze am ZOB
Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst haben in den vergangenen Monaten ihre Einsätze rund um den ZOB und den Berliner Platz verschärft. Dabei gehe es aber, so Polizeisprecherin Corinna Kutschke, vor allem um Kontrollen rund um die Drogen- und Tuning-Szene. Zuletzt waren Polizei und KOD am 11. November zusammen in der Bottroper Innenstadt im Einsatz. Dabei waren zwei getunte Autos aus dem Verkehr gezogen worden. Elf Platzverweise wurden ausgesprochen und sieben Strafanzeigen wegen Drogendelikten geschrieben.
Der mutmaßliche Täter ist inzwischen ermittelt, wie die Polizei mitteilt – auch dank intensiver Mithilfe der Willy-Brandt-Gesamtschule. Es handelt sich um einen 15 Jahre alten Bottroper. Er kennt den Freund von Tim schon seit der frühen Kindheit, der Konflikt zwischen den beiden Jungs schwelt schon lange. Angezeigt ist er nun wegen leichter Körperverletzung. Die Ermittlungen und Befragungen laufen noch, bis der Fall zur Staatsanwaltschaft gegeben wird.