Bottrop. Seit mehr als zwei Jahren schweigen die Glocken von St. Pius auf dem Eigen. Was dahinter steckt und warum die Turmsanierung kompliziert ist.

Seit mehr als zwei Jahren schon schweigen die Glocken von St. Pius auf dem Eigen. Der Grund dafür: Am Kirchturm waren Risse aufgetreten. Als erste Maßnahme wurde das Geläut abgeschaltet. Zu groß war das Risiko, dass die Schwingungen der fünf schweren Glocken weitere Schäden auslösen.

Zeit und Witterung haben ihre Spuren an dem Bottroper Kirchturm hinterlassen. An vielen Stellen schimmert das Eisen durch den Beton und rostet nun.
Zeit und Witterung haben ihre Spuren an dem Bottroper Kirchturm hinterlassen. An vielen Stellen schimmert das Eisen durch den Beton und rostet nun. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Nun steht seit einiger Zeit fest, dass an dem Turm komplizierte Sanierungsmaßnahmen nötig sind. Wie sich bei Untersuchungen herausgestellt hat, waren Schäden an der Klinkerfassade aufgetreten – und zwar derart schwerwiegend, dass sie zumindest an einer Seite komplett entfernt werden musste.

Turm an der Bottroper Hauptverkehrsachse ist seit Monaten eingerüstet

An dem Bauwerk aus den 1960er-Jahren sind Korrosionsschäden aufgetreten. Davon betroffen ist auch die Verankerung der Fassade – der Fachmann spricht von Vormauerziegel – in dem eigentlichen Betonkern des Turms. „Die Verbindung ist teilweise weggerostet“, so die vereinfachte Erklärung von Benedikt Strotmann, der als Sanierungsexperte die Pfarrei beim Projekt Kirchturminstandsetzung unterstützt.

Die Rückseite des Turms ist ebenfalls beschädigt, wahrscheinlich muss hier jedoch nicht die gesamte Fassade entfernt werden. An verschiedenen Stellen wurde sie jedoch geöffnet, um sich ein Bild von den dahinterliegenden Schäden zu machen.
Die Rückseite des Turms ist ebenfalls beschädigt, wahrscheinlich muss hier jedoch nicht die gesamte Fassade entfernt werden. An verschiedenen Stellen wurde sie jedoch geöffnet, um sich ein Bild von den dahinterliegenden Schäden zu machen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Seit gut sechs Monaten nun ist der Turm an einer Seite schon komplett eingerüstet. Das fällt auch zahlreichen Autofahrern auf, die auf der Kirchhellener Straße unterwegs sind. Was sie hinter dem Sichtschutz nicht sehen können: An der der Hauptstraße zugewandten Seiten ist die gesamte Ziegelfassade inzwischen abgerissen worden.

Auch der Beton hinter der Fassade muss saniert werden

Allerdings kann man dort nun nicht einfach wieder eine neue Fassade vorsetzen. Auch der dahinterliegende Beton ist durch Korrosion angegriffen. Wer den freigelegten Beton betrachtet, der sieht das auch ziemlich schnell. An verschiedenen Stellen des Turms liegt die rostige Eisenbewehrung frei. Man habe damals nicht darauf geachtet, dass das Eisen auch tief genug im Beton liege, so Strotmanns Einschätzung. „Die Faustregel ist, dass immer rund drei Zentimeter Beton noch über dem Eisen sein müssen.“

Hier muss also nun der Beton saniert werden. Wann diese Arbeiten in Angriff genommen werden können, sei noch unklar. Denn der speziellen Sanierungsmörtel, der dafür zum Einsatz komme, lasse sich bei zu niedrigen Temperaturen nicht verarbeiten, sagt Strotmann. Gut möglich also, dass sich die Arbeiten noch etwas hinziehen.

Bottroper Gemeinde ist froh, wenn endlich der Glockenschlag wieder ertönen kann

Doch wie sieht es mit den übrigen Wänden des Turms aus. Zunächst einmal: Lediglich die der beschädigten Seite gegenüberliegende ist in der gleichen Bauart erstellt. Die beiden anderen Wände des Turms sind großflächig mit Kupfer verkleidet. Die zweite Ziegelwand ist zwar auch beschädigt, allerdings mache es den Eindruck, dass die Schäden hier nicht ganz so gravierend seien. Zumindest ließen die ersten Untersuchungen diesen Schluss zu. Dort werde es wohl gelingen, die Schäden zu beseitigen, ohne die gesamte Fassade abzureißen.

Davon hänge auch mit ab, wie teuer die Sanierung letztlich wird, sagt Manuel Trost, Verwaltungsleiter der Pfarrei St. Josef. Im Moment könne man dazu noch gar nichts sagen, es gebe eben noch zu viele Variablen im Spiel. Neben der Frage, ob der Abriss der einen Seite wirklich verhindert werden könne, gehe es auch im die Frage, wie der Turm künftig aussehen soll. Auch das habe Einfluss auf die Kosten. Denn weil die kleine Eigener Kirche nicht denkmalgeschützt ist, muss der Turm nicht zwangsläufig wieder so aufgebaut werden, wie er vorher aussah. Bisher habe man darüber aber noch nicht entschieden.

Horst Brosa, Gemeinde- und Kirchenvorstandsmitglied, ist davon überzeugt, dass es den Menschen auf dem Eigen vor allem wichtig ist, dass irgendwann endlich wieder der Glockenschlag ertönt.

Zur Pfarrei St. Joseph

Die Pius-Kirche auf dem Eigen gehört zur Pfarrei St. Joseph. Die hat zuletzt den Pfarreientwicklungsplan vorangetrieben und darin festgeschrieben, St. Pius zu erhalten. Andere Kirchen will die Pfarrei allerdings aufgeben. Zu denen, die aufgegeben werden sollen, gehört auch die zweite katholische Kirche auf dem Eigen, Liebfrauen. Das ist quasi die Mutterkirche von St. Pius. Neben Liebfrauen will die Pfarrei drei weitere Kirchen aufgeben. Für den Standort St. Matthias in Ebel hat man einen Investor gefunden, der Wohnungen und eine Kita in der Kirche plant. Zusätzlich werden auch St. Franziskus in Welheim und St. Joseph in Batenbrock aufgegeben.