Bottrop. Nach dem Willen der Politik sollen die Ärzte die Impfkampagne zu Ende führen. Der Krisenstab hilft trotzdem aus mit mobilen Teams.
Seit Mittwoch ist die Stadt wieder mit im Impfgeschäft. Und das mit gutem Erfolg. Ein Teil des Teams, das bis Ende September das Impfzentrum am Südring betrieben hat, ist jetzt mit dem Impfbus auf Tour gegangen. Erster Standort war der Altmarkt. Dort wird der Impfbus auch in den nächsten Wochen stehen. Am ersten Tag kamen gleich weit mehr als 100 Impfwillige.
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Auch in den nächsten Wochen steht der Impfbus am Altmarkt
Aus welchem Grund hat der Krisenstab den Altmarkt als Standort ausgesucht? „Hier erreichen wir auch Menschen, die nicht so direkten Zugang zu den Ärzten haben“, formuliert Michael Althammer. Der ehemalige Co-Chef des Impfzentrums koordiniert jetzt das mobile Impfen. Klartext: Außer den noch unentschlossenen Besuchern des Wochenmarktes, die das Angebot spontan nutzen, will das Impfteam auch die Menschen erreichen, die große Teile ihres Tages rund um den Berliner Platz verbringen.
Dabei müssen die mobilen Teams und der Krisenstab ein wenig vorsichtig agieren. Denn eigentlich lautet die Vorgabe von Bund und Land: Nach der Schließung der Impfzentren Ende September sollen jetzt die niedergelassenen Ärzte die Impfkampagne zu einem guten Ende führen. „Aber die Kassenärztlichen Vereinigungen haben ja schon signalisiert: Zwischen Oktober und Januar haben wir eigentlich auch noch etwas anderes zu tun als zu impfen“, sagt Althammer. „Wir hören von Wartezeiten von bis zu einem Monat auf einen Impftermin.“
RS-Virus ist früher als erwartet ein Problem
Denn die erste Erkältungswelle rollt durchs Land. Außerdem ist viel früher als erwartet das RS-Virus unterwegs, das Säuglingen und Kleinkindern gefährlich werden kann. Üblicherweise taucht das Virus erst in den kalten Wintermonaten auf, doch in diesem Jahr haben Praxen und Kliniken schon jetzt oft damit zu tun. „Es ist viel früher als sonst und es ist ein Problem in ganz Deutschland, das bestätigen mir Kollegen, zum Beispiel aus München“, sagt Christian Dohna-Schwake, Professor und Leitender Oberarzt für pädiatrische Intensivmedizin in der Essener Uniklinik. Und dann sind ja auch noch die jährlichen Grippeschutzimpfungen zu setzen.
Also ist die Unterstützung durch die mobilen Teams nicht unwillkommen, auch nicht bei den Impfinteressierten: Schon am Vormittag bilden sich Schlangen vor den Zelten, in denen die Mitarbeiter kontrollieren, ob auch die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Abstände zwischen den Impfungen eingehalten werden. Für eine so genannte Auffrischungsimpfung (Booster) gilt seit Anfang Oktober die Ansage: frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung.
Bottroper Impfzahlen sind „bundesweite Spitzenwerte“
„Bis auf weiteres stehen wir jetzt jeden Mittwoch hier“, sagt Althammer. „Und wenn wir jedes Mal 100 Menschen impfen, dann hilft uns das wieder ein Stück weiter.“ Seine Erwartungen wurden schon am Mittag übertroffen: Weit über 100 Menschen hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon impfen lassen.
Damit rückt Bottrop wieder ein Stück näher an die Herdenimmunität. „Ich habe mir heute früh die frischesten Zahlen gezogen“, sagt Althammer: Bei den Senioren ab 60 liegt die Impfquote inzwischen bei 96 Prozent, bei den Erwachsenen bis 59 Jahre zählt das Robert-Koch-Institut (RKI) 84 Prozent Zweitimpfungen. Und bei den Zwölf- bis 17-jährigen, wo die Impfempfehlung bis Mitte Juli auf sich warten ließ, holt Bottrop gerade mächtig auf und liegt bei den Erstimpfungen auch schon bei 65 Prozent. Althammer: „Das sind bundesweite Spitzenwerte.“
Weitere Impfeinsätze vor Ort geplant
Die mobilen Impfteams werden in den nächsten Wochen mit dem Impfbus sowie in den Senioren- und Pflegeheimen unterwegs sein. Dort werden sie die Auffrischungsimpfungen setzen. 1677 Menschen ab 60 Jahren waren am Mittwoch schon geimpft, dazu kommen 829 jüngere Erwachsene, meist Mitarbeiter in den Einrichtungen.
Außerdem wird es weitere Impfungen vor Ort geben. Ende des Monats soll den Besucher der Evangelischen Sozialberatung (ESB) wie im Frühjahr ein Impfangebot gemacht werden.