Bottrop. Bis die Türkische Gemeinde in Bottrop ein neues Gemeindezentrum bauen kann, dauert es noch Jahre. Das sind die Hürden für das Millionen-Projekt.
Bis zum möglichen Baubeginn des seit gut einem Jahrzehnt geplanten neuen Gemeindezentrums der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Bottrop werden so oder so noch mehrere Jahre vergehen. Das liegt nicht nur daran, dass die Gemeinde für das Millionen-Projekt viel Geld braucht und erst erhebliche finanzielle Rücklagen bilden muss, sondern auch an den aufwendigen Formalitäten, die vorher noch zu erledigen sind. So wird es nach Auskunft der Bottroper Stadtverwaltung noch mehrere Jahre dauern, überhaupt das Baurecht für das Gemeindezentrum schaffen zu können.
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Für ihre neue Moschee hatte die Gemeinde schräg gegenüber vom Haus der Jugend ein Gelände an der Prosperstraße gekauft, auf dem sich früher einmal das Autohaus Schwaak befand. Das etwa 7000 Quadratmeter große Grundstück ist inzwischen abbezahlt, denn die Kredite seien komplett getilgt, berichtete Vorsitzender Oruc Orhan. Um dort das erhoffte Gemeindezentrum irgendwann auch bauen zu dürfen, hat die Gemeinde mittlerweile bei der Stadt beantragt, den dafür gültigen Bebauungsplan zu ändern. Denn noch ist ein Großteil dieser Fläche nicht für eine Moschee, sondern für Gewerbebetriebe reserviert. Die Sache wird kompliziert.
Für die Stadt Bottrop sind Fragen der Verkehrsanbindung zu klären
So erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken: „Im rechtskräftigen Bebauungsplan ist das Grundstück teilweise als Mischgebiet und teilweise als Gewerbegebiet festgesetzt.“ In einem Mischgebiet wäre der Bau einer Moschee zulässig. Denn darin haben formal auch Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke Platz. Allerdings macht der Anteil des Mischgebietes nur einen kleinen Teil des Grundstückes der Türkischen Gemeinde aus und zieht sich in den gültigen Plänen der Stadt nur vorne an der Prosperstraße entlang.
„Der eigentliche zu überbauende Bereich liegt im festgesetzten Gewerbegebiet“, erläutert der Stadtsprecher. Darin aber seien die Einrichtungen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke nicht generell, sondern nur ausnahmsweise zulässig. Dies Ausnahmeregel finde normalerweise wiederum nur bei kleineren Anlagen wie etwa einem Kindergarten Anwendung. „Im Falle der Moschee sind aus Sicht der Verwaltung aber insbesondere die verkehrlichen Fragen vertieft zu prüfen und zu regeln“, betont Andreas Pläsken. Dazu sei ein Bebauungsplanverfahren die beste Lösung.
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Neues Konzept für Bottroper Moschee sieht auch Einzelhandel vor
Allein um den Bau einer Moschee, für den sie das Grundstück damals kaufte, geht es der Türkisch-Islamischen Gemeinde inzwischen allerdings offenbar ohnehin nicht mehr. So sieht ihr Vorstand jetzt mehr Gruppenräume für Frauen, Jugendliche und Kinder als noch in den ersten Plänen vor. Selbst der Bau von Altenwohnungen ist danach im Gespräch. Das Konzept, mit dem die Gemeinde die Änderung des Bebauungsplanes beantragt hat, enthält bisher einen Gebetsraum, einen multifunktionalen Raum, kleinere Einzelhandelsflächen mit dazu gehörenden Nebenräumen sowie Stellplätze und Freiflächen.
Millionenprojekt
Die Türkisch-Islamische Gemeinde geht davon aus, dass eine neue Moschee sie mindestens vier Millionen Euro kosten dürfte. Dafür will sie finanzielle Rücklagen bilden. Dazu habe die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ohnehin geraten.
Dass die Gemeinde inzwischen die Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplanes beantragte, begründete ihr Vorstand so: „Wir möchten die Pläne griffbereit in der Schublade liegen haben.“
„Erfahrungsgemäß wird sich das Konzept aber im Laufe des Verfahrens noch ausdifferenzieren“, meint Stadtsprecher Pläsken. Ohnehin ist es noch längst nicht so weit, dass sich der Stadtrat und seine Fachausschüsse mit dem Vorhaben befassen könnten. „Zunächst sind noch einige offene Fragen zu dem möglichen Bauvorhaben zu klären“, teilte er mit. Allein bis ein neuer Bebauungsplan für das neue Zentrum der Türkischen Gemeinde aufgestellt sei, dürfte es demnach gut und gerne noch drei Jahre dauern.