Bottrop. Nach dem Umbau wird die Bottroper Bücherei digitaler. System „Open Library“ ermöglicht zusätzliche Öffnungszeiten. Was sonst noch passiert.
Das erweiterte Kulturzentrum hat nun diverse Feuerproben bestanden, die Kulturveranstaltungen finden wieder statt und prompt schließt die Stadtbibliothek in gut sechs Wochen für neun Monate wegen Umbau und Sanierung. „Das war leider nicht anders möglich“, sagt Bibliotheksleiter Jörg Dieckmann. Sicher, es wäre eleganter gewesen, die Sanierung zeitgleich mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus abschließen zu können. Aber einmal hätten Antrags- und Ausschreibungsfristen so einen Zeitplan verhindert, denn in der Bibliothekssanierung stecken größtenteils auch Mittel des Landes NRW. Und dann wäre es logistisch nicht möglich gewesen, zwei unterschiedliche Baustellen dort gleichzeitig stattfinden zu lassen. Die Planungen laufen seit zwei Jahren - aber jetzt wird’s ernst.
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So schließt die Lebendige Bibliothek nun, wie berichtet, von Ende November bis Mitte Januar komplett. Danach wird es bis September einen Teilbetrieb im ehemaligen Katholischen Stadthaus geben. Dort stehen dann laut Jörg Dieckmann rund 11.000 Bücher und Medien von insgesamt gut 70.000 zur Verfügung, in erster Linie Neuerscheinungen und -erwerbungen. Der übrigen Bestand werde dann verpackt und im alten Saalbau eingelagert. Der habe auch einmal als Ausweichstandort zur Debatte gestanden, wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie anderweitig genutzt und werde im Zuge der anstehenden Landtagswahl nun wieder die Briefwahlstelle beherbergen.
Bottrops Stadtbibliothek: neuer, schöner, digitaler, kurz: zeitgemäßer
„Aber die Bibliothek wird einmal schöner, sie bekommt ein richtiges Facelifting verpasst, im Innern eine Neustrukturierung und auch technisch tut sich etwas“, verspricht Jörg Dieckmann. Die Bottroperinnen und Bottroper sollen mehr Bibliothek bekommen. Dafür erhält die gute alte Stadtbücherei nun ein Open Library-System. „Das ermöglicht die Nutzung der Medien auch in den Räumen, wenn kein Personal anwesend ist, Kartenlesegeräte und automatische Türen machen dies möglich“, erklärt der Leiter. Damit wäre Bottrops Stadtbibliothek zusammen mit der bereits vorhandenen automatischen Ausleihe und Rückgabe und den den weiteren Onlineangeboten, wie unter anderem Filmfriend, der Digitalen Bibliothek NRW oder dem bekannten Munzinger-Archiv, auf ziemlich neuestem Stand.
Denn die Bibliothek werde immer mehr zum Arbeitsplatz, nicht nur für Schüler. Daher sind auch weitere und vor allem schönere Arbeitsplätze in dem dann neugestalteten Haus vorgesehen. Verändern wird sich auch der Eingangsbereich. „Die Information wird etwas weiter nach hinten verlegt, eine große Veranstaltungstreppe beherrscht künftig den zentralen Raum, wo auch künftig Lesungen, Konzerte oder die Lange Nacht stattfinden werden“, so Dieckmann. Und mit dem ebenfalls verlegten Café solle diese Halle auch einen einheitlicheren, großzügigeren Charakter bekommen.
Die stärksten Veränderungen werde es in der Kinderwelt geben. Lediglich das beliebte hölzerne Kinderhaus und die von zwei Bottroper Firmen gebauten massiven Holzregale werden bleiben und überarbeitet. Der Veranstaltungsraum mit seinen ansteigenden Stufenpodesten wird zum Ort zur Mediennutzung für ältere Kinder. Die riesigen roten Sitzkissen lagern dort bereits, seit der der Raum wegen Corona nicht mehr für Veranstaltungen genutzt werden konnte. Frische Teppichböden, eine energetische Sanierung, die unter anderem die 25 Jahre alte Lichtanlage betrifft, gehören ebenfalls zur Runderneuerung der Bibliothek, seit über 30 Jahren Jörg Dieckmanns Arbeitsplatz.
Für die Bibliothek und deren Nutzer wird der Umbau ein großer Schritt nach vorn sein
Für die Gesamtgestaltung zeichnet das Architekturbüro „Leistungsphase“ aus Nordkirchen verantwortlich, das bereits Stadtbibliotheken in so unterschiedlich großen Städten wie Lüdinghausen oder Witten gestaltet hat. „Beides jeweils in sich stimmige ansprechende Gesamtkonzepte“, sagt Jörg Dieckmann. Für Bottrop sei das ein großer Schritt nach vorn, auch wenn an der gegebenen Bausubstanz nichts verändert werde. Für die Bibliothek, deren Nutzer- und Ausleihzahlen das Vor-Corona-Niveau bislang nicht wieder erreicht haben, bedeute das willkommenen Rückenwind.