Bottrop. Mehr Platz für Unterricht und Gruppentreffen will die türkische Gemeinde in Bottrop in ihrem neuen Zentrum schaffen. Wann aber wird es erbaut?

Die türkisch-islamische Gemeinde in Bottrop arbeitet gut ein Jahrzehnt nach Aufkommen der ersten Pläne weiter für ihr neues Gemeindezentrum. Ihre Vorstandsmitglieder führen Gespräche mit Architekten, um die ursprünglichen Planungen für eine neue Moschee an die Erfordernisse von heute anzupassen. Auch mit der Stadtverwaltung nahmen Vertreter der Gemeinde wieder Kontakt auf. Sie haben eine Änderung des Bebauungsplans für das extra für den Bau angekaufte Grundstück des früheren Ford-Autohauses an der Prosperstraße beantragt. Wann die Gemeinde ihr neues Zentrum allerdings tatsächlich auch erbauen kann, steht in den Sternen. Schließlich müsste sie dafür mehrere Millionen Euro aufbringen.

„Wir wollen weg aus dem Hinterhof“, begründet Vorsitzender Oruc Orhan wie schon vor Jahren einer seiner Vorgänger auch jetzt wieder die Pläne für das neue Gemeindezentrum. „Wir wollen für jeden offen sein“, bekräftigt er. Doch der Bottroper rät auch, realistisch zu bleiben. Deshalb bremst er allzu hohe Erwartungen. Mehr als vier Millionen Euro dürfte das neue Gemeindezentrum kosten. So viel Geld könne die kleine Bottroper Gemeinde so schnell nicht aufbringen, auch wenn der Vorsitzende in dem Neubau inzwischen mehr ein Gemeindezentrum oder eine Bildungsstätte sieht. Neben einem Gebetsraum sieht die Gemeinde dort außer multifunktionalen Räumen etwa auch Einzelhandel vor. So oder so aber brauchten die Mitglieder der türkischen Gemeinde einen sehr langen Atem und könnten ihr Vorhaben nach wie vor nur schrittweise verwirklichen.

Bottroper Zentralmoschee liegt versteckt hinter einem Lebensmittelladen

Mit Hinterhof meint der Vorsitzende das Gelände an der Prosperstraße 162. Versteckt hinter dem Altbau mit einem Lebensmittelgeschäft liegt dort kaum zu erkennen die Bottroper Zentralmoschee. Besucher gelangen zu beiden Seiten des Ladens durch ein schwarzes Tor oder eine Hofeinfahrt hinein. Oruc Orhan baut dort gerade mit anderen einen schmalen Raum zu einem neuen Büro aus. Die Vorstandsmitglieder ziehen dorthin um, weil ihr eigenes geräumigeres Büro nebenan als neuer Jugendraum eingerichtet werden soll. Besonders eilig hat es der Gemeindevorstand also erkennbar nicht, dort wegzuziehen.

Das noch unbebaute Gelände für das neue Gemeindezentrum der türkisch-islamischen Gemeinde an der Prosperstraße in Bottrop ist an das Gebrauchtwagencenter eines Kfz-Unternehmens verpachtet.
Das noch unbebaute Gelände für das neue Gemeindezentrum der türkisch-islamischen Gemeinde an der Prosperstraße in Bottrop ist an das Gebrauchtwagencenter eines Kfz-Unternehmens verpachtet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Verlassen muss die Gemeinde das Gelände, auf dem die Türkische Gemeinde inzwischen seit gut 30 Jahren ansässig ist, ja auch gar nicht. Das Gelände sei ja in Besitz der Türkisch-Islamischen Union, erklärt Vorstandssekretär Aydin Sönmez. „Wir haben hier viel Platz“, bekräftigt Vorsitzender Oruc Orhan. Mehr als 700 Muslime können auf den drei Etagen in der Moschee beten. „Gebetsräume haben wir genügend“, betont der Vorsitzende daher auch.

Neues Moschee-Gelände ist an Gebrauchtwagenhändler verpachtet

Wertzuwachs

Für das Gelände ihres künftigen Zentrums hat die türkische Gemeinde rund 550.000 Euro bezahlt. Der Vorstand rechnet mit einem deutlichen Wertzuwachs des erworbenen Grundstücks, das zur Zeit an das Gebrauchtwagencenter des benachbarten Kfz-Betriebs verpachtet ist.

Mit solchen Einnahmen decke die Gemeinde teils auch ihre laufenden Kosten, erklärt der Vorsitzende. Den Wert des Grundstückes taxiert er jetzt auf gut und gerne 1,5 Millionen Euro.

Deshalb wolle die Gemeinde die alten Vorstellungen für das neue Gemeindezentrum ja auch überarbeiten lassen. „Wir brauchen mehr Sozialräume und auch Unterrichtsräume“, sagt Orhan. Sowohl Frauengruppen, als auch Kinder und Jugendliche brauchten ihren Platz. Selbst über den Bau von Altenwohnungen denken die Vorstandsmitglieder inzwischen nach. „Wir möchten die Pläne griffbereit in der Schublade liegen haben. Dann müssen wir sie nur herausholen, wenn es soweit ist“, hofft Aydin Sönmez.

Um das alles auch bauen zu können, müsse die Gemeinde zunächst aber finanzielle Rücklagen bilden, erklärt Vorsitzender Oruc Orhan. Er stellt aber auch fest, dass den Jüngeren das Projekt nicht so wichtig sei wie noch den Älteren. Eine Finanzierung der neuen Moschee mit einem so hohen Kreditanteil wie noch beim Kauf des rund 7000 Quadratmeter großen Grundstückes komme für den Vorstand jedenfalls nicht in Frage. Für die Kaufsumme des neuen Grundstücks habe die Gemeinde vor zehn Jahren noch zur Hälfte Geld aufgenommen. „Die Kredite sind bezahlt“, sagt Orhan.